Das Erbe der Jedi-Ritter 10 - Jainas Flucht
und überließ es Harrar, über die Ketzerei nachzudenken, die er gerade zurückgewiesen hatte.
Man munkelte, dass die Jeedai mehr mit den Göttern der Yuuzhan Vong gemeinsam hatten, als die Angehörigen der Kriegerkaste ihnen zugestehen mochten. Gerüchten zufolge existierte eine Häresie, die ihren Ursprung auf Yavin 4 hatte, wo manche der Beschämten von den Jeedai Erlösung erwarteten. Harrar ging hinüber zum Sichtfenster und schaute zu den Sternen hinaus, ohne sie wahrzunehmen, zu den zahllosen Welten, die darauf warteten, gestaltet und gereinigt zu werden. Er dachte darüber nach, was er zu Khalee Lah gesagt hatte, und verglich seine eigene Verehrung der Göttin mit dem unerschütterlichen Glauben des Kriegers. Und er fragte sich, und zwar nicht zum ersten Mal, wie man diese Göttin, der man nie vertrauen durfte, ohne Vorbehalte anbeten konnte. Ein Leben auf der Reise hatte in ihm die Sehnsucht genährt, eine Heimatwelt zu finden. Vielleicht würde eine kleine Häresie ein wenig Beständigkeit in sein Leben bringen. Und nach all seinen Jahren als Priester wäre es möglicherweise eine große Erleichterung, endlich an etwas glauben zu können.
8
Die Lichter der Instrumententafel im Cockpit des Millennium Falken blinkten sporadisch wie die Solar-Lichtreklame einer billigen Cantina nach ein paar Tagen bewölkten Himmels. Han Solo starrte die Anzeigen an, ballte die Hände zur Faust und schlug auf eine bereits tief eingebeulte Stelle der Konsole. Flackernd erwachten die Sensoren zum Leben. Daraufhin warf er seiner Kopilotin einen Seitenblick zu und lächelte selbstgefällig.
Leia schüttelte den Kopf und ließ einen kleinen Bildschirm nicht aus den Augen. »Nicht gut. Die Daten von R2 zeigen, dass wir bald eine Reparatur brauchen.«
Han beugte sich vor und studierte die technischen Daten. »Ja«, bestätigte er kurz darauf. »Haben wir nur das Problem, einen ruhigen Ort dafür zu finden.«
»Der Hapes-Cluster«, schlug sie ruhig vor und richtete den Blick auf ihren Mann.
In seinen Augen zeigte sich Vorsicht. »Wie ich gehört habe, sind die Hapaner nicht besonders scharf auf Besucher.«
»Das stimmt allerdings. Vor gar nicht langer Zeit hat mir Teneniel Djo jedoch eine Nachricht an den Senat geschickt, in der angedeutet wurde, sie würde Hapes für Flüchtlinge öffnen. Ich verstehe dein Zögern«, sagte Leia und spielte damit auf Hans immer noch vorhandenes Misstrauen seinem einstigen Rivalen Isolder gegenüber an, der inzwischen mit Teneniel Djo verheiratet war.
»Aber ich habe meine Wahl getroffen, und bisher habe ich es nicht bereut. Wenigstens nicht sehr.«
Sie erwähnte nicht ihre letzte Begegnung mit der früheren Königin von Hapes, Prinz Isolders Mutter Ta’a Chume. Die hatte sich nämlich über die Eheprobleme ihres Sohnes ausgelassen und gesagt, ihr wäre es lieber gewesen, wenn Isolder Prinzessin Leia anstelle von Teneniel Djo gewählt hätte, eine Kriegerin aus dem fernen Dathomir. Leia wusste, wie gut sich Ta’a Chume auf Intrigen verstand, und sie wollte eine schwierige Situation gewiss nicht noch komplizierter machen. Im Moment jedoch drängten sich andere Überlegungen in den Vordergrund.
»Tenel Ka gehört zum Kommandoteam der Jedi«, erinnerte Leia ihn. »Demnach wäre es möglich und vielleicht sogar wahrscheinlich, dass Jaina mit dem Yuuzhan-Vong-Schiff nach Hapes fliegt.«
Hans Augen leuchteten auf. »Klingt sinnvoll. Sie ist ein kluges Kind, und daher hast du vermutlich recht.«
Nachdem die Angelegenheit zu seiner Zufriedenheit geregelt war, machte er sich daran, Kurs auf den Hapes-Cluster zu setzen.
»Sollten wir nicht Luke und Mara fragen, was sie davon halten?«
»Wenn es ihr Schiff wäre, natürlich.« Er lächelte kurz und nahm den Worten damit ihren Stachel, dann gab er den Kurs ein und bereitete sich auf den Sprung in den Hyperraum vor.
Nachdem der Sprung durchgeführt war, fügte er hinzu:
»Ihnen ist es sowieso egal, wo wir sie absetzen. Sie werden nur so lange dort bleiben, bis Mara sich ein Schiff gekauft, erbettelt oder gestohlen hat, und dann fliegen sie sofort dorthin, wo Lando Ben untergebracht hat.«
»Stimmt auch wieder«, meinte Leia. Sie schloss die Augen, da ihr die Tränen in die Augen traten, und versuchte, den Neid zu unterdrücken, den sie plötzlich ihrem Bruder und seiner Frau gegenüber verspürte, weil sie ihren Sohn wiedersehen würden.
Ihren Sohn Anakin würde sie nicht wiedersehen. Sie würde nicht einmal den fragwürdigen Trost haben, den
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