Das Erbe der Jedi-Ritter 13 - Verräter
dazu führte, dass er Jacen Solo so überhaupt nicht mehr ähnlich sah.
»Was hast du − was ist los? Jacen …«
»Wir können jetzt reden, aber nicht lange. Ich habe die Geschöpfe, die uns überwachen, überredet, ein Schläfchen zu halten.«
»Geschöpfe? Überwachen? Ich verstehe …«
»Sie haben uns beobachtet. Dabei ging es bei diesem albernen Theater vorhin. Die Yuuzhan Vong sind zu dem Schluss gekommen, dass ich der Avatar eines ihrer Zwillingsgötter bin.«
Ganner starrte ihn an. Sein Leben war zu einer Folge unerklärlicher Merkwürdigkeiten geworden.
»Ich hatte einen Traum − einen Traum über ein Opfer: Du wolltest mich umbringen und dann Jaina suchen, um sie ebenfalls zu töten … Das war doch nur ein Traum, oder?« Er schluckte. »Oder?«
Jacen griff in seinen Ärmel und holte einen Beutel heraus, der aussah wie der, aus dem er auf dem Lagerschiff diesen Giftstoff genommen hatte; auch in diesem Beutel befand sich ein Stück feuchten Stoffs, das Jacen nun direkt auf die blutenden Löcher drückte, durch die sich die Röhren-Ranken aus Ganners Körper zurückgezogen hatten.
»Sie können uns im Augenblick weder sehen noch hören. Bald schon wird jemand kommen und wissen wollen, warum. Wenn das geschieht, müssen wir bereit sein zu gehen.«
»Gehen? Wohin gehen? Wo sind wir, Jacen? Was − heh, was machst du mit mir? Was ist dieses Zeug?« Wo immer die Feuchtigkeit des Stoffes ihn berührte, hörte Ganner auf zu bluten. Neue Kraft strömte in seine betäubten Muskeln.
»Wir sind auf Yuuzhan’tar.« Jacen wischte ihn weiter mit dem Stoffstück ab. »Der Heimatwelt der Yuuzhan Vong.«
Ganner hatte den Namen von Flüchtlingen auf den Lagerschiffen gehört. »Du meinst Coruscant.«
»Nein. Das meine ich nicht.«
»Nur den Namen zu ändern bedeutet nicht …«
»Die Yuuzhan Vong machen alles neu, was sie berühren.« Jacens Hand fiel an die Seite, und eine finstere Distanziertheit ließ seinen Blick weit über die Wände dieser kleinen Kammer hinausgehen. »Es hat nichts mit Namen zu tun. Mein Name ist immer noch Jacen Solo.«
Ganner sah ihn stirnrunzelnd an.
Einen Augenblick später schien Jacen sich zu erinnern, wo er war. Er ließ das Stoffstück zu Boden fallen und schüttelte ein langes, fließendes weißes Gewand aus. »Komm, setz dich. Zieh das hier an.«
Ganner bemerkte zu seinem Erstaunen, dass er sich ohne Schmerzen bewegen konnte. Er setzte sich und schwang die Beine über den Rand der Hängematte. Die Yuuzhan Vong hatten ihm seine Stiefel und die Hose gelassen, aber er war Jacen seltsam dankbar für das Gewand; es verursachte ihm ein merkwürdig unangenehmes Gefühl, hier mit nacktem Oberkörper zu sitzen. Er stand auf, zog sich das Gewand über und staunte dabei immer noch darüber, wie gut er sich fühlte. Angekleidet sein. Imstande sein zu stehen. Er hätte sich nie vorstellen können, welch tiefe Freude man über solch schlichte Annehmlichkeiten empfinden konnte.
Das Schimmern einer Bewegung ließ ihn aufmerksam werden, und er schaute nach unten. Das Gewand, das er trug, hatte ebenfalls glühende Muster wie das von Jacen; Farben pulsierten durch arterielle Netze an den Ärmeln und der Vorderseite, nur dass die Muster auf Ganners Gewand in Schwarz und Grün auf dem Weiß leuchteten.
Er zog die Brauen hoch. »Was ist das?«
»Es ist dein Opfergewand. Für die Prozession zum Schacht des Welthirns.«
Ganner starrte ihn an. Plötzlich erinnerte er sich wieder an seinen Traum.
An diesem Tag wird Ganner Rhysode mir voller Stolz zum Schacht des Welthirns folgen, wo wir ihn gemeinsam zum Ruhm der Wahren Götter als Opfer darbringen.
»O nein, das wirst du nicht tun«, sagte er. Er fing an, das Gewand wieder auszuziehen.
»O doch.«
»Das hier ist ein Trick.« Hieß es nicht, dass einer der Yuuzhan-Vong-Zwillingsgötter eine Art Trickster oder so etwas war? Wie viel von der Wahrheit hatte Jacen ihm verraten? »Das ist alles eine Art Trick. Du belügst mich.«
»Nun ja, das tue ich tatsächlich.«
Ganner hielt inne und starrte Jacen durch das Halsloch des Gewands an, das er nun halb über den Kopf gezogen hatte. Jacen verzog die Lippen zu diesem unmissverständlichen Solo-Halblächeln. »Alles, was ich dir sage, ist eine Lüge.«
»Was?«
»Siehst du, die Sache ist die, dass alles, was alle dir sagen, eine Lüge ist. Die Wahrheit ist stets größer als die Worte, die wir benutzen, um sie zu beschreiben.«
»Ich wusste es! Es ist also tatsächlich ein Trick.«
»Ja.
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