Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance
grimmig lächelnd.
»Und hat sie ihre Rolle überzeugend gespielt? Hat sie ihn überzeugt, dass ihr das Herz bricht, sobald er sich vom Hofe zurückzieht, und dass sie in ständiger Angst lebt, er könne zu diesem Weib aus Kleve zurückkehren?«
»Ich glaube schon.«
Er lacht kurz. »Jane, meine Jane, was für einen wunderbaren Grafen Ihr abgegeben hättet! Ihr hättet der Herr Eures noblen Hauses sein sollen. Es ist eine Verschwendung guter Gaben, dass Ihr eine Frau seid. In der begrenzten Sphäre einer Frau sind Eure Fähigkeiten zur Untätigkeit verdammt. Wenn Ihr ein Königreich zu verteidigen hättet, wärt Ihr ein mächtiger Mann.«
Ich kann ein Lächeln nicht unterdrücken. Ich bin einen langen Weg gegangen: Einst war ich die Frau, die mit Schande bedeckt war, und nun empfange ich das hohe Lob des Familienoberhauptes.
»Ich habe eine Bitte«, sage ich. Es gilt, die Gunst der Stunde auszunutzen.
»Ach ja? Fast hätte ich gesagt: ›Was Ihr wollt‹.«
»Ich weiß, dass Ihr mir keine Herzogswürde verleihen könnt«, sage ich.
»Ihr seid Lady Rochford«, betont er. »Unser Kampf um den Erhalt Eures Titels war erfolgreich. Dieser Teil des Boleyn'schen Erbes fiel Euch zu, auch wenn wir so viel verloren haben.«
Ich weise ihn nicht darauf hin, dass der Titel nicht viel bedeutet, da das Herrenhaus, das meinen Namen trägt, von meines Mannes Schwester und ihren Bälgern besetzt ist statt von mir. »Ich hatte im Sinn, möglicherweise auf andere Art an einen Titel zu kommen«, schlage ich vor.
»Welchen Titel?«
»Ich hatte daran gedacht, mich wieder zu verheiraten«, sage ich, kühn geworden. »Ich will meine Familie nicht verlassen, sondern ein Bündnis für uns schmieden, mit einem anderen mächtigen Haus. Um unsere Macht und unsere Verbindungen zu stärken, um mein Los zu verbessern und einen höheren Titel zu erhalten.« Ich überlege kurz. »Für uns, Mylord. Für unser Vorankommen. Ihr setzt Eure Frauen gern zu deren Vorteil ein, und ich würde gern wieder heiraten.«
Er wendet sich dem Fenster zu, sodass ich sein Gesicht nicht sehen kann. Er überlegt lange, und als er sich wieder umdreht, ist seine Miene ausdruckslos: so reglos wie die eines Gemäldes, sie gibt nichts preis. »Habt Ihr schon einen bestimmten Mann im Auge?«, fragt er. »Dem Ihr Eure Gunst schenken wollt?«
Ich schüttele den Kopf. »So etwas würde mir nicht im Traum einfallen«, sage ich weise. »Ich habe Euch nur den Vorschlag unterbreitet, damit Ihr überlegen könnt, welche Verbindung für uns, für die Howards, die beste wäre.«
»Und welcher Rang würde Euch zusagen?«, fragt er zuvorkommend.
»Ich wäre gern eine Herzogin«, sage ich aufrichtig. »Ich würde gern Hermelin tragen. Ich möchte mit ›Euer Gnaden‹ angeredet werden. Und ich hätte gern Ländereien, die auf mich übertragen werden, die mir gehören, nicht meinem Manne.«
»Und warum sollten wir solch ein mächtiges Bündnis für Euch in Betracht ziehen?«, fragt er in einem Ton, als kenne er die Antwort bereits.
»Weil ich die Verwandte des zukünftigen Königs von England sein werde«, flüstere ich.
»Auf welche Art auch immer?«, fragt er und denkt an den kranken König, der auf dem Rücken liegt, während unser schlankes Mädchen sich auf ihm abmüht.
»Auf welche Art auch immer«, bestätige ich und denke an den jungen Culpepper, der sich sachte seinen Weg ins Bett der Königin bahnt. Er denkt, er folge seinen Begierden, während er in Wahrheit unseren Plänen folgt.
»Ich werde darüber nachdenken«, sagt der Herzog.
»Ich möchte gern wieder heiraten«, wiederhole ich. »Ich hätte gern einen Mann im Bett.«
»Ihr fühlt Verlangen?«, fragt er, fast überrascht zu erfahren, dass ich keine kaltblütige Schlange bin.
»So wie jede Frau«, erwidere ich. »Ich möchte gern einen Ehemann, und ich hätte auch gern noch ein Kind.«
»Aber anders als andere Frauen wollt Ihr diesen Ehemann nur, wenn er ein Herzog ist«, sagt er mit leisem Lächeln. »Und mutmaßlich reich.«
Ich erwidere sein Lächeln. »Nun ja, Mylord. Ich bin keine Närrin, die aus Liebe heiratet, so wie manch andere, die wir kennen.«
A NNA VON K LEVE , R ICHMOND -P ALAST , A PRIL 1541
Berechnung und, ich muss es zugeben, ein Quäntchen Eitelkeit hatten mich zu Weihnachten an den Hof gebracht, und ich glaube, dass es klug war, den König an sein Versprechen zu erinnern, dass ich seine gute Schwester bin. Doch rasch genug trieb mich die Angst wieder nach Richmond
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