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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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ihrer Stelle sehen wollte. Seine Zuneigung ist demnach nicht viel wert.
    »Ihr werdet mir getreulich berichten, was in ihren Gemächern vorfällt«, sagt er mit einem Nicken zu dem Bildnis. »Wie früher.« Er hält mir seinen Arm hin, er gewährt mir die Ehre, mich von ihm zum Dinner führen zu lassen. Wieder knickse ich, denn er mag die Zurschaustellung von Ehrerbietung, und lege ihm die Hand leicht auf den Arm. »Ich will erfahren, ob sie dem König gefällt. Ich will wissen, wann sie empfängt, wen sie sieht, wie sie sich benimmt und ob sie irgendwelche lutheranischen Pfaffen mitbringt. Alle diese Dinge will ich erfahren. Das wisst Ihr.«
    Ich weiß es. Wir schreiten gemeinsam zur Tür.
    »Ich vermute, dass sie versuchen wird, ihn in religiösen Dingen anzuleiten«, fährt er fort. »Das können wir nicht zulassen. Er darf sich nicht weiter den Reformen öffnen; das Land wird das nicht dulden. Ihr müsst ihre Bücher inspizieren und herausfinden, ob sie Verbotenes liest. Und beobachtet ihre Ehrendamen, ob sie uns aushorchen und nach Kleve berichten. Wenn irgendeine von ihnen ketzerische Gedanken äußert, will ich es sofort erfahren. Ihr wisst, was Ihr zu tun habt.«
    Ich weiß. In dieser weit gespannten Familie gibt es keinen Einzigen, der seine Aufgabe nicht kennen würde. Wir alle arbeiten daran, Macht und Reichtum der Howards zu bewahren, und wir halten zusammen.
    Beim Näherkommen höre ich den Lärm der tafelnden Höflinge in der Großen Halle. Diener mit großen Weinkrügen und Fleischplatten marschieren herbei, um den Hunderten von Menschen aufzutischen, die jeden Tag mit dem König speisen. Oben auf der Galerie stehen die Zuschauer, um den innersten Zirkel des Adels zu sehen - dieses Ungeheuer mit hundert Mäulern und einer Million Intrigen im Sinn und mit zweihundert Augen, die den König als einzige Quelle von Reichtum, Macht und Vergünstigungen betrachten.
    »Ihr werdet ihn verändert finden«, sagt der Herzog sehr leise, nahe an meinem Ohr. »Wir alle können ihm kaum etwas recht machen.«
    Ich erinnere mich an den verwöhnten Jungen, den man im Nu mit einem Witz oder einer Wette oder einer neuen Herausforderung aus einer gedrückten Stimmung holen konnte. »Er war schon immer launisch.«
    »Nun ist es schlimmer«, sagt mein Gebieter. »Seine Launen überkommen ihn aus heiterem Himmel. Er ist gewalttätig: Er kann sich unvermittelt gegen Cromwell wenden und ihn ins Gesicht schlagen, das ist Sache eines Augenblicks. Er kann so in Rage geraten, dass er puterrot anläuft. Was ihn am Morgen erfreut, kann ihn am Abend in Zorn versetzen. Seid gewarnt!«
    Ich nicke. »Sie müssen ihn nun mit gebeugtem Knie bedienen«, stelle ich eine neue Mode fest.
    Der Herzog lacht kurz und freudlos. »Er lässt sich nun ›Majestät‹ nennen«, sagt er. »›Euer Gnaden‹ war gut genug für die Plantagenets, aber nicht für diesen König. Er muss eine ›Majestät‹ sein, als wäre er ein Gott.«
    »Und die Menschen willfahren ihm?«, frage ich neugierig. »Sie reden ihn tatsächlich so an?«
    »Auch Ihr werdet es tun«, prophezeit er. »Heinrich ist wie ein Gott, wenn er es wünscht. Niemand wagt, ihm dies abzustreiten.«
    »Die Lords?«, frage ich ungläubig. Diese stolzen Männer, die den Vater dieses Mannes als Einen unter Gleichen grüßten, deren Loyalität ihm den Thron verschaffte?
    »Ihr werdet schon sehen«, sagt Mylord grimmig. »Sie haben das Gesetz für Hochverrat geändert: Allein an Widerspruch zu denken, ist bereits ein Kapitalverbrechen. Keiner wagt es, ihm zu widersprechen, aus Angst, das mitternächtliche Klopfen an der Haustür zu vernehmen. Ehe man sich's versähe, säße man im Tower und würde in Bälde die eigene Frau zur Witwe machen - und das alles ohne Gerichtsverhandlung.«
    Ich schaue zu dem erhöhten Tisch, an dem der König sitzt, ein schwerer Koloss auf seinem Thron. Er stopft sich voll, beide Hände vor dem Gesicht. Er ist dicker als alle anderen Männer, die ich in meinem Leben gesehen habe. Seine Schultern sind massig, sein Nacken ist der eines Stiers, seine Züge lösen sich in dem mondförmigen Ballon seines Gesichts auf, seine Finger ähneln Würsten.
    »Meine Güte, er ist aufgebläht wie ein Ungeheuer!«, entfährt es mir. »Was ist nur aus ihm geworden? Ist er krank? Ich hätte ihn nicht wiedererkannt. Gott weiß, er ist nicht der Prinz, der er einst war.«
    »Er ist eine Gefahr«, sagt mein Gebieter mit dem Hauch einer Stimme. »Für sich selbst aufgrund seiner Schwächen,

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