Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance
ihr und schaue mit einem leisen Lächeln über meine Schulter, dann beuge ich mich langsam vor, immer noch über die Schulter lächelnd. Dem kann kein Mann widerstehen, wie ich wohl weiß.
»Hör auf«, sagt sie. »Nicht gut.«
»Sehr gut«, entgegne ich beharrlich. »So müsst Ihr es machen. Müsst Baby bekommen.«
Sie wendet ihren Kopf hierhin und dorthin, wie ein gefangenes Tier. »Muss Baby bekommen«, wiederholt sie.
Ich mache vor, wie sie ihr Hemd aufschnüren soll, ich lasse meine Hände über meine Brüste bis hinunter zu meiner Scham gleiten. Ich schließe die Augen und seufze, als fühlte ich unbändiges Verlangen. »Macht es so. Lasst ihn zuschauen.«
Sie schaut mich an, und ihr ernstes Gesicht ist düster geworden. »Ich kann nicht«, sagt sie sehr leise. »Katherine, ich kann so etwas nicht tun.«
»Warum nicht? Wenn es doch helfen würde? Wenn es dem König helfen würde?«
»Zu französisch«, sagt sie traurig. »Zu französisch.«
A NNA , H AMPTON C OURT , M ÄRZ 1540
Dieser große Hofstaat begibt sich auf die Reise, von Schloss Whitehall zu einem anderen Palast namens Hampton Court. Niemand hat mir gesagt, wie Hampton Court aussieht, aber ich erwarte einen großen Landsitz. Ehrlich gesagt, hoffe ich auf etwas Kleineres als den Whitehall-Palast, der wie eine kleine Stadt in der großen Stadt London liegt und wo ich mich mindestens zweimal am Tag verlaufen würde, wenn meine Hofdamen mir nicht den rechten Weg zeigten. Hier herrscht ständig Lärm, Menschen kommen und gehen, sie handeln und streiten miteinander, Musiker üben auf ihren Instrumenten, Händler bieten ihre Waren feil, selbst Bettler sind zugelassen, um den Dienstmägden etwas zu verkaufen. Whitehall ist wie ein Dorf voller Menschen, die keine richtige Arbeit haben, sondern nur klatschen und Gerüchte verbreiten und anderen das Leben schwer machen.
Alle schweren Wandbehänge, alle Teppiche, Musikinstrumente, Truhen, Teller, Gläser und Betten werden am Tag unserer Abreise auf Karren gepackt, es ist ein wahrer Umzug. Die Pferde werden gesattelt, und die Falken kommen in ihre besonderen geflochtenen Käfige: Dort sitzen sie auf ihren Stangen und drehen ihre Köpfe mit den Falkenhauben eifrig hierhin und dorthin, während ihre hübschen Federn, die aus der Haube ragen, wie die Helmzier eines Turnierritters wippen. Ich schaue sie an und denke, dass ich ebenso blind und machtlos bin wie sie. Wir wurden geboren, um frei zu sein, um überallhin fliegen zu können, doch hier sind wir Gefangene, der Gnade des Königs ausgeliefert, seinem Befehl untertan.
Die Hunde werden von ihren Treibern mit Peitschenhieben zum Gehorsam gezwungen, sie wuseln im ganzen Hof herum und kläffen vor Aufregung. Alle herrschaftlichen Familien packen ihre eigenen Sachen, kommandieren ihre eigenen Diener, satteln ihre eigenen Pferde oder lassen anspannen. Dann setzt sich der gewaltige Zug in Bewegung. Wie ein kleines Heer ziehen wir in aller Herrgottsfrühe zu den Toren von Whitehall hinaus und flussaufwärts nach Hampton Court.
Wenigstens heute ist der König einmal fröhlich und ausgelassen. Er sagt, dass er mit mir und meinen Hofdamen reiten will und mir auf unserem Weg alles über sein Land erzählen wird. Ich muss nicht in der Sänfte reisen wie bei meiner Ankunft, sondern ich darf reiten. Zu diesem Zwecke habe ich ein neues Reitkleid mit einem langen Rock bekommen, der in üppigen Falten zu beiden Seiten des Sattels herabhängt. Ich bin keine besonders erfahrene Reiterin, da ich die Reitkunst nie richtig erlernt habe. Mein Bruder ließ Amalie und mich nur auf den fettesten und faulsten Pferden seiner kümmerlichen Schar reiten, aber der König war so nett, mir ein eigenes Pferd zu schenken, eine sanfte Stute mit ruhigem, gleichmäßigem Schritt. Wenn ich sie mit dem Absatz antreibe, galoppiert sie gehorsam an, aber wenn ich dann Angst bekomme und am Zügel ziehe, fällt sie sogleich wieder in Schritt. Ich liebe sie, weil sie so gutwillig ist und meine Furcht an diesem furchtlosen Hof nicht allzu deutlich zu Tage treten lässt.
Denn die Höflinge lieben einen scharfen Galopp und stundenlange Jagden. Ich käme mir wahrhaftig wie eine Dilettantin vor, wäre da nicht die kleine Katherine Howard, die kaum besser reiten kann als ich. Folglich reitet sie neben mir, und der König passt sich unsrer langsamen Gangart an: Er ermahnt uns, die Zügel stärker anzunehmen und aufrecht im Sattel zu sitzen, und lobt unseren Mut und unsere Fortschritte.
Er ist
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