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Das Erbe der Lens

Das Erbe der Lens

Titel: Das Erbe der Lens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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Trotz intensivster Bemühungen hatte man bisher keine Spur von ihnen finden können.
    Während des Berichtes war Kinnison vorsichtig in die Gehirne der Anwesenden eingedrungen und hatte unauffällig nach den Nahtstellen eines künstlichen geistigen Eingriffs gesucht. Doch er fand nichts. Um Hypnose konnte es sich also nicht handeln. Der Vorfall hatte sich tatsächlich so ereignet, wie ihn die Männer beschrieben hatten. Ahnungsvoll runzelte Kinnison die Stirn und schickte seinen Wahrnehmungssinn durch die gewaltigen Tresoranlagen, die er zentimeterweise durchkämmte. Er untersuchte die massiven Beton- und Stahlwände ebenso wie die komplizierten Gas- und Alarmanlagen. Es war alles in bester Ordnung. Nichts deutete darauf hin, daß man die Schaltungen verändert hatte.
    Die Sonne des Systems war zwar ziemlich klein, aber sie war auch weit entfernt – auf jeden Fall überstieg ihre Entfernung das Cardyngesche Limit. Es konnte also ein Hypertunnel ... zweifellos hatte er es mit einem Hypertunnel zu tun. Kinnison fuhr sich müde mit der Hand über die Stirn. Plötzlich wahren ihm seine Jahre anzumerken.
    »Ich weiß, daß Sie die Wahrheit gesagt haben.« Seine Stimme war fest. »Ich weiß auch, wie der Vorfall zu erklären ist – aber das ist alles.«
    »Wie denn?« fragten ihn die Versammelten praktisch aus einem Munde.
    »Mit Hilfe eines Hypertunnels«, erwiderte Kinnison und versuchte das Phänomen zu erklären, das einem mathematisch nicht geschulten Geist im Grunde unverständlich bleiben mußte.
    »Aber was können wir tun?« fragte der Schatzminister verblüfft.
    »Nichts. Absolut nichts«, sagte Kinnison tonlos. »Wenn ein Hypertunnel verschwunden ist, läßt er sich nicht mehr aufspüren. Es gibt unzählige Millionen Planeten in dieser Galaxis und auch in der Zweiten Galaxis. Weiterhin gibt es Millionen von Galaxien, die sich zu einem Universum vereinen, das wiederum nur eines von unzähligen Paralleluniversen ist – und so weiter. Sie können sich also vorstellen, daß unsere Chancen, Präsident Renwood und die für seine Entführung verantwortlichen Boskonier wiederzufinden, praktisch gleich Null sind.«
    Der Schatzminister senkte niedergeschlagen den Kopf. »Soll das heißen, daß es überhaupt keinen Schutz gegen solche Übergriffe gibt? Daß man es mit uns treiben kann, wie man will? Die Erregung der Bevölkerung steigert sich von Tag zu Tag, Sir – wenn sich so etwas wiederholt, werden wir bald auf einem Planeten von Wahnsinnigen leben!«
    »O nein – das habe ich nicht gesagt.« Die Spannung lockerte sich etwas. »Ich wollte Ihnen nur klarmachen, daß wir speziell für Präsident Renwood und seine Helfer nichts mehr tun können. Wir dürfen nicht vergessen, daß sich ein solcher Hypertunnel ohne weiteres aufspüren läßt, solange er aufrechterhalten wird, und das die Lebewesen, die ihn verlassen, nicht minder verwundbar sind als andere. Sie brauchen einige rigellianische oder ordovikische Lens-Träger – ich werde für eine Schutzmacht sorgen. Übrigens glaube ich nicht, daß man einen neuen Vorstoß wagen wird.« Es bestand für ihn kein Zweifel, daß sich der Gegner bereits einem neuen Planeten zugewandt hatte, der keinen besonderen Schutz genoß, und daß sich das traurige Schauspiel dort wiederholen würde.
    Unzufrieden bestieg er sein Schiff. Es war ein unerfreuliches Gefühl, stets zu spät zur Stelle zu sein, den Schauplatz des Verbrechens erst zu erreichen, wenn er nichts mehr unternehmen konnte. Wie sollte sich ein Mann gegen einen Feind durchsetzen, den er nicht sehen und auch nicht spüren konnte? Aber verzweifeltes Grübeln brachte ihn auch nicht weiter – er mußte einen konkreten Ansatzpunkt finden.
    Er war sicher, daß es ihm nicht gelingen würde, dem Gegner auf bereits bekannten Wegen näherzukommen. Die Boskonier, die jetzt das Kommando übernommen hatten, waren sehr geschickt und hatten bestimmt dafür gesorgt, daß kein Untergebener von ihrer Existenz erfuhr und das die Kontakte auf ein absolutes Minimum beschränkt blieben. Aber ohne Kontakte ging es auch nicht. Was konnte er nur tun?
    Einfach – er brauchte einen wichtigen Boskonier nur in flagranti zu erwischen. Unwillkürlich mußte er lächeln. Das war leichter gesagt als getan ... Unmöglich brauchte es jedoch nicht zu sein. Die Boskonier waren keine Übermenschen, sie waren ihm nicht unbedingt überlegen. Wenn er sich an die Stelle seines Gegners versetzte – was würde er tun, wenn er ein boskonischer Chef wäre? In

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