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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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jüdischen Eigentümer zurückzuerstatten.
    Die Ausgabe vom 15. Februar 1950 bezog sich auf diesen Antrag. Hier hieß es, dass das britische Militärgouvernement sich außerstande sah, dem Wunsch Folge zu leisten, und auf den Verantwortungsbereich der Gerichtsbarkeit der Bundesrepublik Deutschland hinwies.
    Diese beiden, eigentlich wertfreien Randbemerkungen der Geschichte enthielten eine Brisanz, die ich als Außenstehender nur erahnen konnte.
    »Es geht noch weiter«, legte mir Kögel eine Zeitung vor, die ich kannte.
    Es war eine Ausgabe meines Verlages vom Mai 1953.
    Diese berichtete unter »Regionales«, dass ein Anwalt eine jüdische Interessengruppe vertrat. Sein Ziel war es, eine irgendwie geartete Einigung zwischen den enteigneten und Nachkriegseigentümern von diversen Firmen, Liegenschaften und Beteiligungen zu erreichen.
    Name des Anwalts: Dr. iur. Isaak Hofmann.
 
    »Ganz schönes Durcheinander, stimmt's?«, grinste Kögel, der die Hauskatze auf dem Arm trug und streichelte.
    Das war mehr als ein Durcheinander. Jetzt passte nicht nur nichts mehr zusammen, es fingen auch die Details an gegeneinander zu arbeiten.
    »Steht noch etwas in den anderen Zeitungen?«, deutete ich auf die Haufen, die noch am Boden lagen, aber offensichtlich auch schon von Kögel durchgesehen worden waren.
    »Eine ganze Menge«, brummte er, und die Katze schnurrte wohlig. »Nur können wir damit nichts anfangen. Alles Namen, die auf einen jüdischen Ursprung hinweisen.«
    Jüdischen Ursprung. Genau das war es.
    »Sind Sie auf einen Namen Joshua Krodenzky gestoßen?«
    Kögel überlegte einen Moment, setzte die Katze auf dem Tisch ab, die einen Buckel machte und mich anfauchte, bevor sie das Weite suchte.
    »Ja, hierin wird dieser Name erwähnt.« Er legte eine Ausgabe meiner Zeitung vom Juni 1953 vor. »Scheint so etwas wie der Sprecher gewesen zu sein. Woher haben Sie den Namen?«
    »Wenn Sie dem Propst besser zugehört hätten, wüssten Sie es«, wies ich ihn zurecht.
    Auch dieser Artikel war eigenartig emotionslos wie die anderen. Er wirkte, als sei es dem Schreiber peinlich, überhaupt darüber berichten zu müssen. Hier waren nur Wörter aneinander gereiht worden, denen man noch nicht einmal Sinn durch eine Interpunktion gegeben hatte. Lustlos und abweisend hing er in der Spalte und schrie: »Lies mich nicht. Ich bin ein einziger Druckfehler.«
 
    Die Gruppe von zehn israelischen Bürgern, die sich seit einer Woche in der Stadt aufhalten, trat durch ihren Sprecher Herrn Krodenzky heute erstmals an die Öffentlichkeit und bedankten sich für den freundlichen Empfang in ihrer ehemaligen Heimat und bat gleichzeitig um Verständnis, dass man erst ganz am Anfang der Verhandlungen über eine Wiedergutmachung sei. Herr Krodensky betonte die Einsicht und Bereitschaft der Stadtregierung sei positiv. Danach begab sich die Gesellschaft in Begleitung des Rabbis zum Oberbürgermeister.
    JS/18. Juni 1953
 
    »Wollen Sie wissen, was ich denke?«, mischte sich Kögel in meine Überlegungen.
    »Nein«, denn ich ahnte, was jetzt kam. Aber ich war nicht seiner Meinung.
    »Ich sag es trotzdem. Dieser Professor war der Drahtzieher. Als er merkte, dass seine Kraft am Ende war, musste er die Botschaft mit den Karten noch irgendwie loswerden. Eine hat er Ihnen geschickt, eine sich selbst in die Tasche gesteckt, und eine hatte der Kater am Halsband.«
    »Blödsinn«, wehrte ich ab. »Der Mann schlief ja schon nach ein paar Sätzen ein. Woher sollte der die Energie nehmen, einen Baulöwen zum Selbstmord zu treiben, einen zweihundertfünfzig Pfund schweren Ingenieur vom Gerüst zu stoßen, und dann noch die körperliche Fitness besitzen, bei mir in den vierten Stock zu klettern, nur um ein Voodoo-Zeichen anzubringen?«
    »Das weiß ich selbst«, kläffte Kögel zurück. »Er hat einen Helfer, der alles für ihn besorgt.«
    »Und wen?«
    »Zum Beispiel diesen Bodyguard Joshua. Wo steckt der überhaupt?«
    Kögels Art, die Dinge zu sehen, war mir zu einfach, denn die Botschaft der Tarotkarten schien noch nicht vollständig zu sein. Die beiden Buchstaben »U« und »H« hingen noch in der Luft und wollten sich nirgends einfügen lassen. Was konnte man noch als dritten Buchstaben einsetzen, damit daraus ein Sinn wurde?
    »Hut«, »Uhr«, mehr war nicht möglich.
    Goldhut? Golduhr...?
    Mein Gehirn versuchte weitere Assoziationen zu bilden, streikte aber nach ein paar Sekunden.
    Mein Handy holte mich in die Gegenwart der Hinterhofgarage zurück. Es war

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