Das Erbe Der Nibelungen
danebengriff.
Es war das verräterische Spiel der Nibelungen, der Beginn des Pakts mit den Göttern und Hagen - und es würde
sich wiederholen, was nicht ein einziges Mal hätte sein dürfen!
Entschlossen trat Sigfinn auf die Lichtung. Weder Siegfried noch Fafnir beachteten ihn, was seine Vermutung bestärkte, dass er in dieser Zeit nicht gesehen werden konnte. Doch in das Kichern der Nibelungen mischte sich verärgertes Zischen und empörter Protest. Sie konnten ihn sehen! Und sie wussten, weshalb er gekommen war.
Schnell eilte Sigfinn an Siegfrieds Seite, als dieser erneut nach dem Schwert griff. Die körperlose Kraft der Nibelungen zerrte an Nothung, aber der Prinz von Island stellte einfach seinen Fuß darauf.
So einfach war es, das Schicksal zu ändern, der Geschichte eine neue Richtung zu geben und den Fluss der Zeit umzuleiten!
Ein siegessicheres Grinsen erschien auf Siegfrieds Gesicht, als er endlich wieder das Heft seines Schwertes in der Hand hatte. Sigfinn beugte sich zu ihm herunter, obwohl er sicher war, dass der Erbe Xantens ihn nicht hören würde. »Das Untier presst die Kiefer, bevor seine Nüstern Flammen schlagen«, sagte er halblaut.
Hielt Siegfried für einen Moment inne, oder bildete Sigfinn sich das nur selbstgefällig ein? Wie auch immer: der Herausforderer sprang auf die Füße und attackierte den Drachen mit wütendem Gebrüll. Statt dem aufgerissenen Maul auszuweichen, presste er seinen massigen Körper in den Schlund des Lindwurms und drückte mit seinen Oberschenkeln so fest auf den Unterkiefer, dass Fafnir nicht zubeißen konnte.
»Das Maul musst du pressen, um Flammen zu gebären, richtig?«, schrie er.
Sigfinn wollte jubeln, seinen Vorfahren anspornen, aber
er hielt sich zurück. Dies hier war nicht sein Kampf, und er hatte schon so weit eingegriffen, wie das Schicksal ihm erlaubte.
Mit großer Anstrengung stemmte sich Siegfried weiter gegen Fafnirs Kiefer und drehte das Schwert gerade so, dass es mit dem Griff auf der weichen Zunge tanzte und mit der Spitze den Gaumen des Drachen kratzte. Dann wand er sich ächzend an spitzen Zähnen aus dem Maul der Bestie, packte sie mit beiden Händen bei den Nüstern und stemmte die Füße gegen den Unterkiefer.
»Du magst die Gecken von Burgund gefressen haben«, knurrte er ächzend, »aber den Sohn Xantens werden deine Säfte nicht verdauen!«
Der Drache schüttelte den Kopf wütend hin und her, als könne er Siegfrieds Anmaßung verstehen. Mehr und mehr pressten seine Kiefermuskeln gegen Nothung, das in seinem Maul verkeilt war. Er wollte, musste es tun, um aus den Nüstern Flammen zu schlagen und den Gegner zu rösten.
»Fafnir, war das schon dein Aufgebot?«, höhnte Siegfried nun. »Eine Klinge und ein Schmied sind alles, was es braucht, um deine Herrschaft zu beenden?«
Mit einem seltsam kehligen Brüllen hob das Untier den Schädel, und der Herausforderer war klug genug, mit einem Satz in Sicherheit zu springen. Dann schlug Fafnir sein mächtiges Haupt auf den Waldboden, der so bebte, dass Sigfinn meinte, das Gleichgewicht zu verlieren. Mit dem Stoß hoffte der Drache wohl, das Schwert in seinem Maul zu brechen.
Doch Nothung, geschmiedet einst von Wieland für den Dienst der Götter, gab nicht nach. Seine scharfe Klinge durchbohrte stattdessen den Gaumen des Drachen und
bahnte sich den blutigen Weg durch das Gehirn zwischen Fafnirs Augen, wo sie wie ein Horn aus der Schuppenhaut wuchs.
»Hätte ich gewusst, dass du es mir so einfach machst - ich wäre schon vor Wochen gekommen, dich zu bezwingen«, rief Siegfried. Er wusste, dass der Kampf sein Ende gefunden hatte.
Doch Fafnir wollte sich nicht beugen. Im Todeskampf versuchte der Drache, Siegfried mit seinem Flammenatem zu verbrennen, doch es kam nur ein Schwall schwarzroten Blutes, das den Krieger von Kopf bis Fuß benetzte. Qualvoll robbte der massige Leib des Lindwurms vor, als könne er den Gegner vielleicht im Todeskampf noch zerdrücken.
In Blut gebadet, mit Stolz in den hellen Augen, wich Siegfried keinen Schritt zurück. »Sieh mich an! Ich bin Siegfried - Drachentöter!«
Fafnirs Klauen kratzten den Boden, aber es war keine Kraft mehr darin. Die Augen des Drachen brachen schon, auch wenn es in seiner Kehle noch rumorte.
»Stirb endlich!«
Dann war es vorbei.
Mit einem letzten Stöhnen sackte der Körper des Lindwurms zusammen, seine Muskeln erschlafften. Eine letzte Brise aus den Nüstern blies Siegfried durch das blutfeuchte Haar.
Stille.
Sigfinn wollte
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