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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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spät.«
    Calder sah den Untergang von Hurgans Burg mit deutlich weniger Verärgerung. »Es ist eine Burg, nichts weiter. Eine große, zugegeben, aber eben nur eine Burg.«
    Elsa drehte sich im Sattel zu ihm, und ihr Blick war kalt und schwarz. »Sie ist das Zeichen der Macht von Burant. Nach dem Ende von Hurgan und Fafnir ist nun nichts mehr übrig, was die Bürger von Burgund fürchten müssen.
Nichts ist so wichtig wie der stete Anblick von etwas, vor dem die Menschen Angst haben. Mein Vater verstand das.«
    Calder spuckte aus und deutete mit einer weiten Bewegung hinter sich. Dort hatten sich mittlerweile mehr als viertausend Soldaten zu einer sehr gemischten, aber doch schlagkräftigen Steitmacht vereint. »Bringen wir die Furcht nicht mit? Viele tausend Schwerter für eine Stadt, die keine Männer mehr hat.«
    Elsa hatte sich damit abgefunden, dass Calder die Feinheiten der Macht nicht verstand und nie verstehen würde. Die vier, fünf Jahre auf dem Thron, die sie ihm zugedacht hatte, waren in ihren Gedanken schon zu Monaten geschrumpft. Nur hier und jetzt brauchte sie einen starken Mann als Anführer, um Worms zu nehmen. Danach würde sich ein Gift finden oder eine gnädige Klinge.
    Aber jetzt musste Worms erobert werden.

14
    Krieg um Worms

    Sigfinn hatte Brynja lange nur gehalten und mit einer Innigkeit an sich gedrückt, die keine Worte fand. Glück über das Wiedersehen, die Rettung, das gemeinsame Überleben, die Erinnerung an ihren Duft. Die zwei Hälften eines Schmuckstücks, im Amulett wie im Leben.
    In einem soliden, zweistöckigen Haus hatten sie Unterkunft gefunden, das vormals den Horden-Kriegern als Quartier gedient hatte. Brynja hatte ihre Soldaten angewiesen, nur zu besetzen, was unbewohnt war oder ihnen angeboten wurde. Sie hielten sich vorbildlich daran, auch wenn die Menschen von Worms immer noch misstrauisch reagierten, wenn sie eine Rüstung sahen.
    Die Fürstin hatte schließlich ihre Tochter gefüttert und dann auf ein Lager gebettet, wo das Kind nun ruhig schlief. »Es ist erstaunlich, wirklich«, sagte sie, »was immer ihre Augen in diesem Alter sehen mögen, es rührt ihr kleines Herz nicht an. Der Zusammenbruch von Drachenfels ist ihr so gleich wie der Flug der Vögel.«
    Sigfinn war nicht danach, über Vögel zu reden. Er saß bei einem Kelch Wein und hatte sich bemüht, Brynja nicht
mit Fragen zu bedrängen. Doch es fiel ihm zunehmend schwerer.
    Sie setzte sich zu ihm und nahm seine Hand, und in ihrem Blick lag tiefe Dankbarkeit. »Keine Nacht schloss ich die Augen, ohne dein Bild vor mir zu sehen. Ist es nicht ein Wunder?«
    Zum ersten Mal erkannte er in der kämpferischen Fürstin wieder das Mädchen, das ihn in seiner Heimat besucht hatte. Er wollte sich weiter mit ihr freuen, und er ärgerte sich über seinen Kleinmut, als er nur sagte: »Das Kind.«
    Brynja hatte gewusst, dass es dazu kommen würde. Sie hatte nur gehofft, dass dafür an einem anderen Tag Zeit wäre. »Für jeden Menschen dieser Zeit ist es die Tochter von Laertes, dem verstorbenen Fürsten der Wenden. Erst durch sie wurde ich, was ich bin.«
    »Du sagst, sie sei seine Tochter - doch ist er auch ihr Vater?«, hakte Sigfinn nach, tiefer in seine Wut hinabtauchend.
    Brynja sah sich um, damit niemand anders ihre Worte hören konnte. »Ich bin die Mutter. Was das Mädchen ist, hat es von mir. Kann das nicht zur Antwort reichen?«
    Sie sah ihm an, dass es nicht reichte.
    »Ich weiß von dir und Calder«, sagte er nun und hasste sich selbst, das Wiedersehen durch kindische Eifersucht zu trüben. »Ich habe euch gesehen.«
    Brynja schluckte. Es war ihr immer ein Trost gewesen, dieses Erlebnis mit niemandem teilen zu müssen. Und es war ihre Schande, dass ausgerechnet Sigfinn sie darauf ansprach. »Ich habe es bereut, verabscheut gar. Nicht erst hinterher - sondern in dem Moment, da es geschah.«

    Schmerzhaft war ihr bewusst, dass ihre Worte Sigfinns verletzten Stolz nicht heilen würden. Was ihm zugedacht war, was sie für ihn bewahren wollte, war einem anderen zugefallen. Dafür gab es eine Erklärung - eine Entschuldigung gab es nicht.
    Sigfinn schenkte sich Wein nach, der ihn für die eigene Eifersucht angenehm taub machte. »Gestatte mir, das kaum als Trost zu nehmen.«
    »Sie heißt Fynna«, sagte Brynja nun. »Nach dir habe ich mein Kind benannt - nach dem Mann, der sein Vater sein soll. Können wir Calder nicht aus unserem Leben verbannen?«
    »So genehm es mir wäre«, entgegnete Sigfinn, »doch auch Calder

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