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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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zu tun, und bat Glismoda eindringlich, viel Abstand zwischen sich und Drachenfels zu bringen, was sie auch widerwillig tat.
    Der zweite Pfeiler brach, und alle anderen zitterten und splitterten erbärmlich. Aus der Wut der Wormser wurde Panik, und wer noch nicht geflüchtet war, tat es jetzt in großer Rücksichtslosigkeit. Der Platz leerte sich schnell.
    Ein ungewöhnliches Geräusch erklang. Hufe auf dem Pflaster. Sicher das einzige Pferd weit und breit.
    Sigfinn sah auf, und vor ihm saß die Fürstin von Wenden im Sattel, eine trotz ihrer Jugend beeindruckend gebieterische Gestalt. Er erkannte sie, und trotz Brunhildes Weissagung, dass das Schicksal sie zusammenführen würde, konnte er es nicht glauben.
    »Bry… Brynja …«, stammelte er.
    »Fürstin Byrin von Wenden für diesen Moment«, sagte sie knapp, die zusammenbrechende Burg nicht aus den Augen lassend. »Ich erinnere mich, dass deine schnelle Hand mir einst das Leben rettete. Darf ich mich erkenntlich zeigen?«
    Sie hielt ihm ihre linke Hand hin, und er ergriff sie mit seiner Linken, um sich von ihrem überraschend starken Arm in den Sattel ziehen zu lassen.
    »Vorsicht!«, sagte sie gerade noch rechtzeitig, als er sich an sie klammern wollte - und Sigfinn sah das Kind, das Brynja auf ihrem Rücken trug.
    Er konnte die Fragen in seinem Kopf nicht zählen, nicht sagen, welche ihm die wichtigste war, aber er kam auch nicht dazu, nur eine zu stellen, denn nun gab Burg Drachenfels den Kampf gegen die Wut des Volkes endgültig auf.
    Brynja und ein paar verstreute Getreue waren die Letzten,
die noch auf dem Platz ihr Leben riskierten. »Den Rest erledigen die Naturgewalten selbst!«, schrie sie und gab dem Pferd die Sporen. Mit Fynna auf dem Rücken und Sigfinn hinter sich ritt die Fürstin eine breite Straße entlang, um in hoher Geschwindigkeit aufzuholen, was sie an Zeit verloren hatte.
    Sigfinn konnte nicht anders: er blickte zurück und verfolgte das Schauspiel mit großen Augen.
    Erst sah es so aus, als würde Burg Drachenfels zur Seite wegkippen. Zur Linken waren drei Pfeiler gebrochen, und die übrigen konnten das Gewicht untereinander nicht mehr verteilen. Als sich die Abertausenden Steinquader, in jahrzehntelanger Sklavenarbeit aufgeschichtet, zur Erde neigten, brachen im selben Moment auch die restlichen Pfeiler, und mit majestätischer Langsamkeit senkte sich Drachenfels auf Worms herab. Für ein paar Sekunden wurde es eigentümlich still, und selbst das Zittern der Luft war von keinem Geräusch begleitet.
    Dann traf Stein auf Stein in so großer Masse, wie es die Welt noch nicht gesehen hatte, und mit der Wut der Götter krachte die Burg als gigantischer Keil in das Herz von Worms. Straßen platzten auf, wie man Brot zum Essen brach, und Häuser schoben sich gegenseitig weg, als wollten sie vor der Vernichtung fliehen wie die Menschen. Quader brachen Quader, nur um von nachfolgenden Quadern selbst gebrochen zu werden. An den Rändern des Niedergangs spritzten Trümmer hoch in die Luft wie Wasser, um dann als tödlicher Regen niederzuprasseln. Gigantische Wellen schoben sich unter das Pflaster und breiteten sich mit genügend Wucht im Kreise aus, dass selbst meilenweit entfernt die Wände der Häuser rissen. In ganz Worms blieb kein Krug auf dem Tisch und kein Stuhl gerade stehen.
Den Rhein erschütterte der Aufprall der Burg so, dass er sich senkte und hob, als müsse er neu atmen, nur um dann eine Flutwelle davonzuschicken, die manchen Fischer mit sich nehmen würde.
    Es dauerte unglaubliche drei, vier Minuten, bis auch nur Stein auf Stein still lag und in Ruinen blieb, was vorher Stadt war. Dann stieg eine Säule aus Staub und Rauch in den Himmel, die größer war als die Burg selbst und nach außen durch das geborstene Worms kroch, als müsse sie suchen, was noch nicht genug gelitten hatte.
    Brynja, ihre Tochter und Sigfinn hatten es gerade weit genug aus der Stadtmitte geschafft, um nicht vom ängstlich scheuenden Pferd geworfen zu werden. Nur wenige kleine Kiesel prasselten hier herab, und hinter einer kleinen Taverne ließ die Fürstin die Staubwolke vorbeiziehen, während sie sich und ihrer Tochter Stoff auf den Mund presste, um die Lungen zu schonen. Der Prinz von Island fand keine Worte, und das nicht nur, weil er kaum aus dem Husten kam.
    Für alle sichtbar war das Reich des Bösen soeben untergegangen.
     
    »Zu spät«, zischte Elsa, während sie von dem Hügel weit vor Worms zusah, wie Drachenfels fiel. »Wir sind einen Tag zu

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