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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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nicht, um ihnen den Thron zu entreißen. Da war etwas anderes … ein … Versprechen. Ihr Anblick versetzte ihn nicht in Wut, sondern entflammte Freude in seinem Herzen. Aber warum? Mühsam versuchte er, Erinnerungen zu bergen, die ihm ein Zauber vorenthielt. Er kratzte den Finger, an dem er etwas vermisste, blutig.
    Alles hier … war falsch. Irgendwie falsch. Doch er wusste nicht mehr, warum. Wieso wusste er nicht mehr, warum?
    »Es ist eine Farce«, flüsterte Elsa neben ihm. »Wie können die Menschen von Worms nicht gebrochen sein? Wo nehmen sie die Kraft her?«
    »Es ist die Kraft eines verletzten Tiers, bevor es verendet«, sagte Edvard, einer der Grenzfürsten. »Vielleicht wird uns diese Narretei heute tausend Männer kosten. Und morgen noch einmal fünfhundert. Aber die Stadt wird fallen.«
    Auch Elsa hatte die beiden Anführer auf der anderen
Seite des Tals gesehen. Von Gadaric wusste sie, um wen es sich dabei handelte. Irgendein Nachfahre dieses törichten Schmieds Siegfried und die edle Tochter fremder Zeit, die sich als Fürstin von Wenden ausgab. Vermutlich wäre es klüger gewesen, die Frau zu vergiften und den Mann im Schlafgemach auf ihre Seite zu bringen. Mit Calder hatte sie sich einen zu schwachen Verbündeten gesucht.
    Ein Hauptmann kam angerannt, ohne Schwert, aber mit blutender Stirn. »Es ist aussichtslos! Einer der unseren steht gegen zehn von ihnen! Wir müssen uns zurückziehen!«
    In ihren Eingeweiden spürte Elsa, dass die Schlacht nicht zu gewinnen war. Die Götter hatten ihre Gunst neu vergeben, und die Nibelungen waren aus dem Spiel verbannt. Der Plan, sich Worms in königsloser Zeit zu sichern, war fehlgeschlagen. Damit würde auch das Bündnis mit den Grenzherren zerbrechen, denn für sie war kein Lohn mehr zu erringen. Und die vielen Söldner, die unter Calders Befehl standen, konnten jederzeit die Seiten wechseln und sich der Sache Burgunds anschließen.
    »Wir weichen nicht«, verkündete sie dennoch. »Nach kurzer Beratung gibt es neue Befehle. Der Sieg wird unser sein.«
    Sie zog Calder von der kleinen Gruppe weg, damit sie nicht gehört werden konnte. »Besorge eine Leibwache von zehn treuen Soldaten und zwölf der schnellsten Pferde.«
    »Wozu?«, fragte Calder.
    »Sollen sich die anderen hier aufreiben, um zu gewinnen, was nicht zu gewinnen ist. Je weniger übrig bleiben, desto weniger können uns zur Rechenschaft ziehen. Wenn die Schlacht vorbei ist, sind wir schon zwei Tagesritte entfernt.«
    Calder fühlte sich hin- und hergerissen. Er wollte fliehen,
natürlich. Niemand bei klarem Verstand wartete freudig auf seinen Henker. Aber da waren Sigfinn und Brynja. Er wollte mit ihnen reden, ohne zu wissen, worüber. Und alles, was er fühlte, zog ihn zu Worms hin, nicht davon weg.
    Elsa nahm sein Gesicht in ihre Hände und küsste ihn mit großer falscher Leidenschaft. »Und wenn am Ende nur wir beide übrig bleiben, so soll es mir genug sein.«
    Calder nickte. Es war sicher besser so. Sollte der Rest des Reiches brennen. Hauptsache, er kam mit dem Leben davon.
     
    Die Kämpfe dauerten noch bis in die Nacht, doch nach der ersten großen Attacke waren sie zu kleineren Scharmützeln verebbt. Einzelne Grenzfürsten hatten sehr schnell ihre Leute abgezogen, um das wenige, was sie an Truppen hatten, für die eigene Provinz zu retten. Sigfinn und Brynja konnten dabei zusehen, wie die Allianz ihrer Feinde zerfiel. Irgendwann ging es nur noch darum, ob das gegnerische Heer komplett aufzureiben sei, und Maiwolf empfahl dem Rat der Wormser, nicht in Blutgier zu verfallen. Die Leichen der Getöteten wurden freigegeben, und sogar die Gefangenen ließ man laufen - es war zu früh in dieser neuen Zeit, um die Verliese unnötig zu füllen.
    Es war üblich, dass das Volk seine siegreichen Truppen feiert, wenn sie in die Stadt zurückkehren - doch an diesen Tagen feierte das Volk sich selbst. Nicht laut und nicht mit rauschenden Festen. Dafür gab es von allem zu wenig, nur nicht an Opfern. Aber das Licht kehrte in die Stadt zurück und mit ihm das Leben. In jedem Fenster stand eine Kerze, die Wirte stellten Tische auf die Straßen, und es gab kaum einen Platz, auf dem nicht heiter musiziert wurde. Jeder
hatte eine Geschichte zu erzählen, und jeder erzählte sie mit größtmöglicher Ausschmückung. Auf manchem Feuer brannte ein Schild mit dem Wappen der Feinde. Der Aufstand des Volkes wurde schon am ersten Abend zu einer Legende, die noch Generationen Mut machen würde.
    Die Anführer, die

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