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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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gleichermaßen Hohn und Erstaunen aus.

    »Zugegeben«, sagte Calder schließlich, »es steckt erstaunlicher Mut darin, einem Heer derart eine lange Nase zu drehen. Es wird interessant sein zu sehen, ob die Wormser mit dem gleichen Rückgrat sterben.«
    »Lass die Soldaten wissen, dass es in Worms nichts gibt, was sich zu schonen lohnt«, zischte Elsa. »Keine Gnade für die Kinder, keine Rücksicht auf Frauen. Feind ist jeder, und ich will jede einzelne Kehle aufgeschlitzt sehen, noch bevor die Woche vorbei ist. Lasst die Ruinen brennen. Wir bauen eine neue Stadt darauf.«
    Calder fand Elsas Hass ein wenig übertrieben, konnte er das Schreiben der Wormser doch kaum ernst nehmen. Aber er musste einsehen, dass ihr Vater gerade gemeuchelt worden war und man seinen Herrschaftssitz geschändet hatte.
    »Damit ist jede friedliche Kapitulation gescheitert«, sagte er und zerriss das anmaßende Papier. »Wir reiten gegen Worms, sobald die Pferde gesattelt sind.«
     
    Brynja und Sigfinn ritten gemeinsam, wie sie es seit ihrer Flucht aus Fjällhaven nicht mehr getan hatten. Am Morgen waren sie sich im Geiste der Versöhnung begegnet, vermittelt von der guten Glismoda. Es würde mehr brauchen, ihre Herzen wieder in einen Takt zu bringen, aber für den Moment waren sie damit beschäftigt, den Untergang von Worms zu verhindern.
    Sicher wurde die Botschaft von den feindlichen Generälen als Provokation gesehen - dabei war sie lediglich eine klare Absage an Usurpatoren. Es war nur so, dass noch nie ein Land seinen König gestürzt hatte, ohne sich einem neuen König zu unterwerfen. Und nie hatte ein Volk für sich selbst gesprochen ohne einen Heerführer. Sigfinn
konnte sich gut vorstellen, wie die Gegenseite das aufgenommen hatte.
    Brynja hatte ihre wenigen Truppen gefächert an der Nordgrenze der Stadt platziert. In dieser mageren Dichte waren sie kaum zur Abwehr von Rebellen geeignet, geschweige denn eines übermächtigen Heeres. Die Soldaten hatten außerdem den Befehl, ihre Schwerter vorerst ungezogen zu lassen. Es war nicht ihr Kampf, und nach Möglichkeit wollte die Fürstin sie aus den Gefechten heraushalten.
    Sie erreichten einen kleinen Hügel, von dem aus sie das feindliche Heer auf Worms marschieren sehen konnten. Wie Ameisen krochen sie über die Weinberge, ein schwarzer Teppich aus Waffen und Rüstungen, auf der Suche nach Blut und Opfern. Es waren noch mehr, als sie befürchtet hatten. Unter normalen Umständen hätte die Stadt keine zwei Tage Widerstand leisten können. Kleinere Verbände hatten in der Vergangenheit größere Städte bezwungen.
    »Es ist ein Wahnsinn, auf die Kräfte der Stadt zu vertrauen«, sagte Sigfinn. »Einfach unmöglich. Und das Schreiben zwingt sie förmlich, uns anzugreifen.«
    Brynja nickte. »So ist es. In ihrem Angriff liegt unsere einzige Chance, um zu bestehen. Für unsere Feinde wäre es klüger gewesen, einen Belagerungsring um die Stadt zu ziehen, und Worms, das kaum noch etwas hat, vom Handel abzuschneiden. Aber wir haben sie dazu gebracht, nicht mit so kühlem Kopf zu denken.«
    Sigfinn sah seine Gefährtin bewundernd an. »Du hast viel gelernt in den letzten Monaten.«
    Brynja lächelte ihn dankbar an. »Ich musste mir die Zeit vertreiben, während ich auf dich wartete.«

    Er reichte ihr die Hand. »Es wird alles gut werden. Wenn das hier getan ist, gehört uns die Welt, wie sie sein soll.«
    Die Fürstin nickte, und doch wurde ihr das Herz schwer. In den letzten Tagen hatte sie immer wieder darüber nachdenken müssen, was mit Fynna geschehen würde. Konnte sie das Kind mit in die neue alte Zeit zurücknehmen? Oder würde alles werden wie vorher und sie die Tochter vergessen? Es war ihr schon schwer genug gefallen, das Mädchen für diese Schlacht bei Glismoda zu lassen.
    Ein breites Tal war die Grenze, die Brynja nach Absprache mit den Bürgern von Worms festgelegt hatte. Wenn die Truppen der Feinde den tiefsten Punkt durchschritten, hatten sie die Stadtgrenze verletzt, und es würde keinen Ausweg mehr geben.
    »Gib das Signal«, sagte Sigfinn halblaut. »Es ist so weit.«
    Brynja wartete noch eine Minute in der irrigen Hoffnung, dass ihre Gegner doch ein Einsehen haben würden und Burant den Rücken kehrten. Natürlich kam es nicht so, und mit einer erhobenen Hand gab sie den Trompetern Zeichen, Worms zur Tat zu rufen. Ein Fanfarensignal klang durch das ganze Tal und wurde von anderen Trompetern aufgenommen, die es weitertrugen. Und noch bevor die Echos verklangen,

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