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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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hören, auch wenn Calder von seiner Position nicht ausmachen konnte, was genau vor sich ging.
    »Dieser Moment ist so gut wie jeder andere«, zischte Calder, streckte das römische Kurzschwert in seiner Hand in die Luft und schrie seinen Männern zu: »Für das Land!« Es war nur eine Handvoll Rebellen, die den Horden-Kriegern in den Rücken fiel, aber sie waren gut ausgebildet und flink mit Schwert und Dolch. Vor allem aber waren die Halbwesen abgelenkt und bemerkten den Angriff erst, als zwei von ihnen bereits die Klingen im fleischigen Genick steckten.
    Es war der Anführer, der sich instinktiv zu Calder drehte, um die Rebellen anzugehen. Er führte sein gezacktes Schwert mit erstaunlicher Eleganz für einen solchen Koloss, und schnell fand sich Calder in der Defensive. Immer und immer wieder hackte der Gegner auf ihn ein, und seine Männer waren zu beschäftigt, um ihm zu helfen.
    »Hurgan! Hurgan! HURGAN!«, schrie der Anführer, als treibe ihn der Name seines Herrn voran. Calder unterlief den Schwertarm in der Hoffnung, der Horden-Krieger
würde ins Straucheln kommen, aber er stemmte einfach einen bestiefelten Fuß gegen einen naheliegenden Baum, um sicheren Stand zu haben.
    Calder schwitzte, und aus ersten kleinen Wunden sickerte Blut. Genau das hatte er vermeiden wollen: ein Angriff auf Horden-Krieger war aussichtslos, wenn es nicht gelang, sie im Moment der Überraschung zu vernichten. Sie kannten keine Müdigkeit, keinen Schmerz. Notfalls kämpften sie Tag und Nacht, länger, als es jeder Mann vermochte. Und empfindliche Weichteile, in die man sie treten konnte, hatten sie auch nicht. Calder hatte es schon öfter versucht.
    Der Krieger holte wieder aus, und Calder war nicht sicher, ob er schnell genug würde ausweichen können. Zum Glück warf sich nun von hinten Danain gegen das Halbwesen, und es stolperte einen Schritt voran. Der Rebell nutzte den günstigen Moment, um vorzutreten und seine Klinge von links nach rechts über den Hals des Kriegers zu ziehen. Dieser hielt inne, fasste mit der freien Hand unter sein Kinn und zog sie blutüberströmt wieder hervor. Im Moment seines Todes verwandelte sich seine bestialische Gestalt wieder in die eines gewöhnlichen, wenn auch brutalen Soldaten, und er kippte lautlos nach hinten weg.
    Calder nickte Danain dankbar zu. Auch der Rest seiner Männer sammelte sich um ihn, die Klingen vom Blut der Horde triefend. Nur weiter hinten im Wald waren noch Kampfgeräusche zu hören.
    »Das lief ganz ordentlich«, verkündete Calder zufrieden. Dann sah er sich um. »Aber wenn wir vollzählig sind - wer führt dann noch das Schwert gegen den letzten Horden-Krieger?«

    Es war ein kehliges Brüllen gewesen, das Sigfinn und Brynja innerhalb eines Herzschlags geweckt hatte. Beider Sinne waren genug auf der Hut, um angesichts dieses Geräuschs ihre Körper rasch zur Seite zu rollen. Gerade rechtzeitig, um den breiten Schwertern zu entgehen, die sich nun in ihre Liegefelle bohrten.
    In den letzten Tagen hatte sich Sigfinn oft gefragt, wie die Krieger der Horde wohl aussahen - jetzt wusste er es, und die Erfahrung ließ ihm die Knie weich werden. Obgleich die Angreifer von grob menschlicher Gestalt waren, hatten sie Eigenschaften von Wölfen und Bären. Die Haut behaart, mit Fängen und Hauern, ähnelten sie Fabelwesen, die in den schrecklichen Märchen vorkamen, die seine Mutter ihm als Kind erzählt hatte. Wenn sie auch Schwerter schwangen, zweifelte Sigfinn keinen Moment daran, dass ihre Kiefer ausreichten, ihm die Knochen zu durchbeißen.
    Ohne wirkliche Kampferfahrung oder Waffen konnte der Prinz nur wild hin und her springen, um am Leben zu bleiben. Aus dem Augenwinkel sah er Brynja, die einige Attacken tapfer, aber mühsam abwehrte. An Kraft und Zahl waren die Angreifer eindeutig überlegen.
    Im Hintergrund hörte Sigfinn Kampfgeräusche, die er nicht einordnen konnte - kamen noch mehr Gegner? Kämpften sie untereinander? Er dachte daran, zu flüchten, seinen Beinen mehr zu vertrauen als dem vergleichsweise nutzlosen Dolch in seiner Hand, aber es gab keine Gelegenheit, sich mit Brynja abzustimmen.
    Alles war völlige Verwirrung, ein Hauen und Stechen ohne Plan. Scharrende Füße, wirbelnde Schwerter, splitterndes Holz. Erneut raste eine Klinge auf seine Stirn zu. Sigfinn drehte den Kopf so spät zur Seite, dass er den Lufthauch an seinem Ohr spüren konnte. Das Metall hackte
wütend in den Baum hinter ihm, blieb für einen glücklichen Moment stecken. Der Prinz nutzte die

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