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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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Haut spielen sehen konnte. Das halbe Drachenamulett um seinen Hals war das Einzige, was er gerade trug. Es glitzerte, als wollte es sie zu ihm rufen. Halb hinter einem Baum verborgen, verlor Brynja jedes Interesse, seine Aufmerksamkeit zu erregen, und beobachtete den Prinzen stattdessen heimlich weiter.
    Sigfinn war nackt, so nackt, wie Brynja ihn noch nie gesehen hatte. So nackt, wie sie eigentlich keinen Mann sehen sollte, außer den eigenen. Der Anblick legte weiches Feuer in ihren Schoß - und Blei auf ihre Brust. Sie musste die Augen schließen, um einer Ohnmacht zu entgehen.
    In diesem Moment wieherte eines der Pferde. Brynja riss sich zusammen - und sah Sigfinn unversehens direkt in die Augen!

    Es war ein Moment, der viel entscheidender war, als sie sich bewusst machte. Sie wollte zu ihm gehen, bei ihm sein, an ihm sein, selber nackt und das Haar glitzernd vom klaren Wasser. Und die Art, wie er sie jetzt ansah und wie sein straffer Körper auf sie reagierte, war eine unausgesprochene Einladung, genau das zu tun.
    Doch der Augenblick verging ungenutzt, beider Zaudern war einen Herzschlag zu lang. Mit einem schnellen Schritt war Sigfinn bei seinem Hemd und zog es sich hastig über den Kopf. »Wir müssen nach den Pferden sehen«, sagte er und vermied ihren Blick.
    »Nach den Pferden, die Pferde, ja«, stammelte sie, weil kein klarer Gedanke in ihrem Kopf Platz hatte.
    Es war nichts mit den Pferden. Vielleicht hatte sie nur ein kleines Tier erschreckt oder ein knackender Ast. Sigfinn und Brynja aßen Beeren, tranken Wasser, ohne viel zu reden. Unausgesprochene Worte lagen wie ein Graben zwischen ihnen. Weil sonst nichts zu tun war, beschlossen sie, weiter in Richtung Süden zu reiten, auf der Suche nach dem Sonnental.
    »Ich habe über das nachgedacht, was Petar gesagt hat«, meinte Sigfinn irgendwann.
    »Worms«, nahm Brynja vorweg. »Das fiel mir auch auf.«
    »Ist es nicht seltsam, fast verdächtig, dass unser beider Blut von Wormser Herkunft ist - so wie das Amulett, das wir uns teilen?«
    Brynja nickte. »Auch wenn unsere Familien schon lange nicht mehr am Rhein leben, mag ich an Zufall nicht glauben.«
    Ihr Weg führte über karge Felder, die seit Jahren keine Ernte mehr gesehen hatten, vorbei an verlassenen Dörfern
mit vergifteten Brunnen und hastig angelegten Friedhöfen ohne Kreuze. Und am Abend legten sie sich getrennt voneinander zur Ruhe, in Sorge, in der gemeinsamen Begierde einander Last zu sein.
     
    Calder konnte die Krieger der Horde fühlen. Unter seinen Füßen zitterte der Boden leicht, und es mochte eine kleine Gruppe von vier, vielleicht fünf Schergen des Hurgan sein. Er bedeutete seinen Männern, ihm so lautlos wie möglich zu folgen.
    Es kam nicht häufig vor, dass die dämonischen Halbwesen so nah an das Sonnental herankamen. Es war ein verlorener Landstrich ohne Wert, dem die Bevölkerung fehlte, aus der man Abgaben und Nahrung pressen konnte. Zu unwichtig, um nach Rebellen durchsucht zu werden, die nichts hatten, mit dem sie rebellieren konnten.
    Aber da waren sie.
    Eine kleine Patrouille, fünf Mann stark. Das schwarze Leder über den muskulösen Körpern mit geschmiedeten Platten verstärkt, Schwerter und Lanzen in den Händen, die typischen schweren Stiefel an den Füßen. Ihre Gesichter waren ausdruckslos und tumb, wie es die Krieger der Horde alle waren, wenn sie Menschengestalt annahmen. Wie Ratten waren sie dann kaum voneinander zu unterscheiden, eine gefügige Masse von Schlägern und Mördern.
    Sie suchten nach etwas, das konnte Calder sehen, der mit seinen Männern im Gebüsch auf Lauer lag. Immer wieder hielten sie inne, wenn Spuren im Boden zu sehen waren - Hufabdrücke? Dann grunzten sie einander zu, nickten schwerfällig und änderten die Richtung ihres Marsches.
    Calder drehte den Ring an seinem Finger, wie er es immer
tat, wenn er nervös war. Danain tauchte an seiner Seite auf. »Sie kommen unserer Siedlung gefährlich nah. Wir müssen sie aufhalten.«
    »Ich warte auf den rechten Moment«, flüsterte Calder.
    »Woran erkennen wir den?«, wollte Danain wissen. Wie die meisten seiner Weggefährten war er verschlagen, aber nicht schlau.
    In diesem Augenblick entdeckten die Horden-Krieger etwas, und mit einem gemeinsamen Brüllen brachen die Dämonen in ihnen hervor. Ihre Schultern streckten sich, die Augen krochen tief in ihre Höhlen zurück, und ihr schwarzes langes Haar knisterte, als stünde es in Flammen.
    Pferde wieherten, Äste brachen, und Kampfgetümmel war zu

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