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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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wütendem Vergnügen stachen sie ihre Speere in jeden Leib, der nicht hastig genug zur Seite sprang. Die Dämonen in den Körpern der jungen Männer hatten vollends die Kontrolle übernommen - nur um sie zu verschwenden.
    Auch in der mondlosen Nacht war Burg Drachenfels leicht zu finden. Sie war so schwarz, dass sie sich gegen den Himmel abzeichnete wie ein Loch zwischen den Sternen. Je näher man ihren hölzernen Beinen kam, desto weniger Menschen wagten sich offen auf die Straße. Die Burg stand für Grausamkeit und Tod, und jeder kluge Mensch mied sie nach Kräften.
    Es gab sicher ein Dutzend größerer und kleinerer Holztreppen, die sich an schweren Seilen in die Höhe wanden, um die staksigen Stämme der Burg schlangen und wie Efeu schließlich in das Gemäuer griffen, dessen Spitzen in die Wolken zu ragen schienen. Und jede einzelne Treppe war bewacht, jeder einzelne stützende Stamm von mindestens drei Horden-Kriegern mit gezogener Klinge verteidigt.
    Sigfinn hatte keine Strategie, keinen klugen Plan, wie er
Hurgan besiegen konnte. Er hatte den Tyrannen noch nie zu Gesicht bekommen, und von seiner Bewachung wusste er nichts. Es war ihm nur schmerzhaft bewusst, dass es sein Schicksal war und dass das Schicksal jene schützte, die es nicht warten ließen.
    »Denk nicht an das Schicksal«, seufzte Regin, als er mit sicherem Schritt neben Sigfinn auftauchte. »Für euch Menschen ist immer gleich alles Schicksal.«
    »Willst du es mir ausreden?«
    Regin hob abwehrend die Hände. »Bei den Göttern, nein. Aber wenn ihr von Schicksal redet, meint ihr nur die Unausweichlichkeit. Als wäre die Frage, ob du Hurgan besiegen kannst, schon längst entschieden.«
    »Ist sie das denn nicht?«
    Regin spuckte fast gelangweilt auf den Boden. »Ich habe dir vom Spiel erzählt, Sigfinn. Wir Nibelungen übertreten gerne die Regeln. Doch es steht euch Menschen frei, euch dem Spiel ganz zu verweigern. Niemand kann dich zwingen, Hurgan zu stellen.«
    »Bleibt mir denn eine andere Wahl?«, verlangte Sigfinn zu wissen.
    »Du könntest dich selbst entleiben«, schlug Regin vor und lachte meckernd. »Dann hättest du es hinter dir und wärst nicht einmal von Hurgan besiegt worden.«
    Sigfinn war der Vorschlag zu grotesk, um ihn auch nur in Erwägung zu ziehen. Entschlossenen Schrittes ging er weiter auf Drachenfels zu, immer tiefer in die zunehmende Dunkelheit eintauchend. Regin hielt ihn am Arm fest. »Damit will ich Folgendes sagen: Auch wenn es nicht immer offensichtlich ist, gibt es Gabelungen und Abzweigungen im Weg. Wird die Straße steinig, zieh gutes Schuhwerk an.«
    Er zog etwas aus dem Beutel hervor, den er locker über
seine Schulter geworfen hatte. Es war der goldene Helm, den Sigfinn schon in der Höhle der Nibelungen gesehen hatte.
    »Was ist das?«
    »Dein Schuhwerk«, grinste Regin. »Mit diesem Helm bist du für alle, die keine magischen Kräfte besitzen, unsichtbar. Das dürfte den Zugang zur Burg erheblich erleichtern.«
    Sigfinn drehte sich weg und ging weiter. »Das ist Nibelungen-Trickserei, die immer mehr kostet, als sie bietet. Ich kenne die Geschichten.«
    Regin lief ihm nach. »Nun sei nicht dumm, Sigfinn - das Gold der Nibelungen verflucht nur den, der es sich ohne Erlaubnis nimmt. Ich bin ein Nibelunge - ich schenke es dir!«
    Sigfinn hielt abermals inne. »Warum soll ich dir glauben? Woran unterscheidet der Mensch den ehrlichen vom trügerischen Nibelungen?«
    Regin wurde so ernst, wie Sigfinn ihn bisher noch nicht gesehen hatte. »Es gibt Dinge, die du nicht weißt von dieser Welt. Hässliche Dinge, die sogar die Götter weinen lassen. Wenn du Hurgan entgegentrittst, wirst du wissen, was ich meine.«
    Der Prinz von Island nahm den Helm entgegen und wog ihn skeptisch in der Hand. »Wie wirkt seine Kraft?«
    »Zieh ihn einfach über«, sagte Regin. »Solange du den Tarnhelm trägst, wird niemand dich sehen. Doch sei gewarnt: weder vor Hurgan noch vor Fafnir schützt er, denn beide besitzen magische Kräfte.«
    Sigfinn atmete tief ein. »Dann strecke ich den Tyrannen von Burant auch in deinem Sinne nieder?«
    Regin nickte - er hatte es sich lange genug überlegt. »Hurgan muss fallen.«

    Sigfinn streckte ihm den Arm entgegen. »Dann versprechen wir uns gegenseitig die Treue.«
    Ohne zu zögern ergriff der Zwerg die angebotene Hand. »Niemand gibt viel auf die Nibelungentreue, aber was sie wert ist, soll dir gehören.«
    »Dann will ich mich auf den Weg machen, um zu tun, was meine Bestimmung ist«, sagte

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