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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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verzehren.
    »Ah!«, schrie Hagen und riss die Arme empor. »Nun geht es in die nächste Runde! Unterwerft euch dem Drachen!«
    Fafnirs lodernde Augen brannten wie zwei Fackeln hinter dem König, und seine Schwingen rauschten rhythmisch.

    Sigfinn war unschlüssig, was zu tun war. Wo war Regin, der doch sonst immer Rat wusste?
    »Was ist nun mit Siegfrieds Geschlecht?«, keifte Hagen. »Bringt es nicht einmal zu zweit den Mut auf, einen alten Mann zu richten?«
    Siegfried streckte sich, reckte den Körper erstmals seit Jahren wieder zu voller Größe auf. Verwachsene Knochen knackten, kleinere brachen sogar dabei. Er zog Nothung von links nach rechts, als müsse er sich erinnern, wie eine Klinge zu führen war. Dann stemmte er die nackten Füße auf den Boden und rannte mit gesenktem Kopf auf Hagen zu. Seiner Kehle entfuhr ein Schrei, der wieder an das Tier erinnerte.
    Hagen gefror das Lächeln, und hektisch sah er über seine Schulter zu Fafnir. Der Drache machte keine Anstalten, von seinem Feueratem Gebrauch zu machen. Fast sah es so aus, als sei er selber überrascht, in Siegfried einen Widersacher aus alter Zeit erneut zu sehen. Wie ein feiges Waschweib schlug Hagen die Arme über seinen Kopf und duckte sich in Erwartung des sicheren Todes.
    Doch Siegfried wollte nicht ihn. Seine muskulösen Beine trugen ihn stampfend an Hagen vorbei, traten fest auf die Brüstung des Balkons und katapultierten ihn in den Nachthimmel über Worms. Für einen Augenblick schien er in der Luft zu schweben wie an unsichtbaren Fäden - und bevor er in den sicheren Tod fallen konnte, schlug sein massiger Körper gegen Fafnirs Leib, wo er sich mit der linken Hand an den Schuppen im Nacken des Drachen festkrallte. Gemeinsam wurden Mann und Bestie vom Aufprall weggetrieben, und der Lindwurm schlug heftig mit den Flügeln, um nicht abzustürzen. Es war dieses Auf und Ab, das Siegfried nutzte, um sich auf den Rücken des Drachen zu ziehen.
    Hagen beobachtete das ungleiche Duell und stolperte
zwei Schritte zurück, bis an die seitliche Begrenzung des Balkons. Sein Gesicht war kreidebleich, und die Jahre, lange verdrängt, schienen ihn rasch einzuholen.
    Fafnir brüllte und warf den Kopf hin und her, um Siegfried abzuschütteln, der seine Oberschenkel fest an die Schuppen der Bestie presste. Er drehte das Schwert in seiner Hand, um es wie ein Messer von oben nach unten führen zu können. Der Drache, in seinem Leben bedroht, legte die Flügel an und ging in den Sturzflug über, was Siegfried zwang, sich auf den sicheren Halt zu konzentrieren. Beide verschwanden aus dem Blickfeld dessen, was vom Balkon aus zu sehen war.
    Hagen, von Sigfinns Gegenwart unbeeindruckt, hastete zum Thron, um das Drachenauge aus der kleinen Schale zu nehmen. Doch es war kaum etwas zu erkennen. Wild schwankte die Szene, oben wurde zu unten, und meistens war nur Dunkelheit. Der Tyrann schüttelte das Auge, als sei es damit zur Ruhe zu zwingen. »Fafnir!«
    Es war offensichtlich, dass Hagen seine auf ewig geglaubte Macht schwinden sah, dass ihn die Vergangenheit einholte und dass er nicht einmal mehr Herr über seinen Thronsaal war. Verzweifelt presste er das Drachenauge, unfähig, Fafnir im letzten großen Kampf beizustehen.
    Hagen sah nicht die Hand mit dem kleinen Dolch, den Sigfinn aus seinem Gürtel gezogen hatte. Erst als die Klinge in das Drachenauge stach und es breiig verblasste, bemerkte er den Prinzen Islands hinter sich.
    Den Schmerz des erblindenden Auges spürte auch Fafnir, und vom Himmel über Worms erklang ein Gebrüll, wie es noch nie zu hören gewesen war. Drei, vier hilflose Flammensäulen schossen in die Nacht und erhellten den Kampf so sehr, dass selbst die Götter zusehen konnten.

    Was in Worms geschah, war wie ein Fels, der in einen See fiel - die Wellen breiteten sich durch das ganze Reich aus, und konnten von jedem gespürt werden, dessen Sinne fein genug waren. Elea von Burant, geboren als Elsa von Tronje, schrie auf, als würde ihr ein Kind aus dem Becken gepresst. Calder war bei ihr und nahm sie widerwillig in den Arm. »Sind deine Träume heimgesucht worden?«
    Elsa konnte kaum atmen, eine metallene Spange schien ihre Brust zu umklammern. Schweiß lief über die bleiche Haut, und kein Gedanke an Wollust oder Zauber hatte Platz zwischen der Angst, die sie in diesem Moment fühlte.
    Es war so weit.
    »Hurgan fällt«, keuchte sie mühsam. »Fafnir fällt. Burant fällt.«
    »Bist du sicher?«, fragte Calder. Er hatte gelernt, der schönen

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