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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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Tod, meine Herrin.«
    Herbold, ein altgedienter General, ergriff das Wort. »Wenn wir in Sichtweite der Grenze kommen, wird die Horde uns massakrieren. Wir haben die Macht einer Fliege, die einen Bären umsummt. Gebt uns wenigstens den Anschein einer Taktik, die Idee eines Plans!«
    »Die Zeit für Pläne ist vorbei«, sagte Brynja. »Alles wird neu geordnet in dieser Nacht, und wenn uns eine neue Welt vergönnt ist, müssen wir sie ohne Zögern selbst bereiten.«
    Kaum neunzehn Jahre alt, mit dem Rang einer Fürstin, aber der Stimme einer Königin fuhr sie fort: »Ich könnte euch den Marschbefehl geben. Verlangen, was ich als eure Herrin erwarten kann. Doch weil alles neu sein wird und es in unserer Hand liegt, werde ich nur bitten - um eure Loyalität, euer Vertrauen und euren Beistand. Niemand muss gehen, der nicht gehen will. Er soll den Saal verlassen, ohne Schande auf sich zu laden.«
    Sie wartete. Eine Minute. Zwei. Niemand ging. So wie Laertes Herr der Wenden gewesen war, so war Brynja nun ihre Herrin. Sie nickte zufrieden.
    Drei Stunden später machten sich knapp fünfhundert Soldaten, müde noch und verwirrt, im Morgengrauen auf den Weg zur Grenze. An der Spitze ritt Brynja selbst, obwohl
es ihr Recht war, sich von ihrem Heer schützen zu lassen. Links war Rahel an ihrer Seite, rechts Maiwolf. Auf dem Rücken, in Fell unter Leder, trug sie Fynna.
    Es war nicht mehr als eine Ahnung, die Brynja trieb, so sehr sie sich auch wie eine Gewissheit anfühlte. Vielleicht hatte Herbold Recht, und ein Gemetzel würde sie schon an der Grenze aufhalten. Aber in ihrem Blut rief Sigfinn sie nach Worms. Sie hatte monatelang auf ein Zeichen gewartet, und heute war es endlich gegeben worden.
     
    Es war kein Kampf, den Sigfinn und Siegfried austrugen. In keiner Beziehung war der junge Prinz aus Island dem Koloss aus Kraft und Furor gewachsen, der immer wieder nach ihm schnappte und kläffend versuchte, ihn in die stählernen Arme zu bekommen, um ihm das Leben aus dem Leib zu quetschen. Sigfinn blieb nur, schnell hin und her zu springen, wegzutauchen und den Thron zwischen sich und dem Tier zu halten, das sein Vorfahr sein sollte.
    Hagen lachte wieder. »Was ist los? Hat dich der Mannesmut schon verlassen? Stell dich Siegfried, wenn du schon in seinem Namen kämpfst!« Sigfinn wünschte sich, Zeit zu haben - Zeit, das Gesehene zu überdenken, vielleicht gar zu verstehen. Zeit, sich zu fragen, was Hagen und die Nibelungen mit Siegfried angestellt hatten, dass nur noch ein Brocken aus Muskeln und Blutgier von ihm übrig war.
    »Töte ihn!«, schrie Hagen jetzt und schien zu Sigfinns Überraschung ihn zu meinen. »Du hast Nothung, und es ist dein Schicksal, es zu benutzen!« Wie eine starke Feder zog sich Siegfried zusammen, und sein nach Exkrementen stinkender Leib sprang auf Sigfinn zu. Dabei kam er auf allen vieren auf - den aufrechten Gang hatte er durch die Jahre im Käfig verlernt. Sigfinn rollte nach links weg, bis
eine der eisernen Stacheln an der Wand ihn am Schenkel empfing. Doch es war keine Zeit, sich dem Schmerz hinzugeben, und so rappelte sich der Prinz von Island auf für den Kampf, der nicht zu gewinnen war.
    Er stand Siegfried von Angesicht zu Angesicht gegenüber.
    »Ich will das nicht«, keuchte er. »Hörst du mich? Ich will das nicht.«
    Siegfrieds Zunge befeuchtete hungrig seine Lippen - sie war durchzogen von Narben, die die eigenen spitzen Zähne ihm gerissen hatten.
    »Ich bin nicht sicher, ob da noch etwas ist, das dich hören kann«, höhnte Hagen. »Es wäre leicht gewesen, ihn zu töten - aber wie viel schwerer wiegt der Triumph, den großen Helden von Xanten zu meinem Haustier zu machen?«
    Wie ein Wolf, der seine Beute in die Enge getrieben hatte, nahm Siegfried sich nun alle Ruhe, um Sigfinn zu taxieren. Er bewegte sich mit einer Eleganz, die Fäuste auf den Boden drückend, die sein plumper Körper nicht vermuten ließ.
    Eher aus blanker Not stach Sigfinn wahllos mit Nothung nach seinem Vorfahren, der dem Streich mit Leichtigkeit auswich. Keine Wunde, nicht einmal ein Kratzer.
    Ein weiterer Versuch. Siegfried stieß die Klinge von der Seite so wuchtig weg, dass Sigfinn fast das Gleichgewicht verlor. Das Mannbiest knurrte unheilig.
    Und doch …
    Sigfinn fiel auf, dass die vorher irren Augen Nothungs Glanz folgten, unablässig und treu. Zur Probe bewegte er das Schwert hin und her, und tatsächlich schien sein Gegner mehr die Klinge zu fixieren als ihn selbst.
    Einen Hieb nach links andeutend,

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