Das Erbe der Pandora
war.
Sie zog ihre vollgesogenen,
ausgelatschten Pumps aus, die sie sich für diesen Tag herausgesucht hatte, weil
sie ohnehin schon abgetragen waren, und ließ sie an der Tür stehen. Ihre
Strumpfhose war naß, und sie hinterließ feuchte Fußspuren auf dem Parkettboden,
als sie in ihr Schlafzimmer ging. Sie zog sich aus und wickelte sich in ihren
dicken Frottee-Bademantel ein. Im Badezimmer unterzog sie ihr vom Regen
durchweichtes Kostüm einer eingehenden Prüfung und hing es in die Dusche, wo es
nicht die geringste Chance hatte, in der feuchten Luft zu trocknen. Sie
schaltete den Heizstrahler ein, der in die Wand eingebaut war. Die Drähte fingen
sofort an zu glühen. Sie stellte sich mit dem Rücken zur Heizung, bis ihre
Beine anfingen zu prickeln, dann setzte sie sich auf die Fliesen davor. Ihr
wurde gerade so herrlich warm, als das Telefon klingelte. Sie hatte nicht vor,
das Gespräch anzunehmen, doch sie rannte zum Hörer, als sie Garlands Stimme auf
dem Anrufbeantworter hörte.
»Garland, ich bin so froh, daß du es
bist. Mein Tag war schrecklich.«
»Mein armer kleiner Schatz«, säuselte
er. »Erzähl mir alles.«
Das tat sie, ohne auch nur ein Komma, einen
erstaunten Blick oder einen Regentropfen auszulassen, und er hörte zu, ohne sie
zu unterbrechen. Nachdem er sie seinerseits über die Ereignisse seines Tages
informiert hatte, kam Iris auf Pandora, T. Duke Sawyer und USA Assets zu
sprechen. »Kennst du Clinton Cormier?«
»Den alten Clint! Sicher. Er arbeitet
für eine der traditionellen Investmentbanken in Manhattan.«
»Was ist mit Darvis Brown?«
»Ich kenne ihn nicht, aber Bekannte
von mir kennen ihn. Die Jungs sind alle Geldgeber von USA Assets?«
»Laut Baines ja. Er sagt, daß die
Unternehmensgruppe vier Investoren hat: Darvis Brown, Clinton Cormier, Yale
Huxley und T. Duke Sawyer.«
»Alles bedeutende Geschäftsmänner«,
sagte Garland. »Warum sollten sie ihre Verbindung zu einer
Beteiligungsgesellschaft geheimhalten wollen?«
»Das kann ich mir auch nicht
vorstellen, es sei denn, sie haben mit etwas zu tun, daß nicht an die
Öffentlichkeit kommen soll. Ich weiß mit Sicherheit, daß Darvis Brown ein
bedeutendes Mitglied der >Vertrauensmänner< ist. Wäre Clinton Cormier
auch der Typ dazu?«
»Er macht nicht den Anschein, aber wer
weiß? Ich wollte Clint ohnehin schon seit Ewigkeiten mal zum Essen treffen. Ich
rufe ihn an und sehe mal, was ich für dich herausfinden kann. Wegen der anderen
Jungs strecke ich auch mal meine Fühler aus.«
»Danke. Was ist mit Canterbury
Investments? Hast du von denen schon mal gehört?«
»Nein, aber ich höre mich um. Wie kann
ich dir sonst noch zu Diensten sein?«
»Nun, da wäre noch eine Kleinigkeit,
aber du bist nicht hier.«
»Du lieber Himmel, Schatz.«
Nachdem Iris ihr Telefonat mit Garland
beendet hatte, wärmte sie sich eine kalorien- und salzarme Dosensuppe in der
Mikrowelle auf. Sie war so fade, daß sie Salz hinzugab. Sie war immer noch
fade, also schnitt sie ein Würstchen in Stücke und fügte einen Spritzer Tabasco
hinzu. Nachdem das Ganze ein paar Minuten leicht gekocht hatte, war es
ausgesprochen schmackhaft.
Iris ließ sich in ihren Sessel vor dem
Fernseher plumpsen und entschied, daß sie nur durch die Programme zappen,
Zeitung lesen und sich ein paar Modezeitschriften anschauen würde, die sie
gerade gekauft hatte. Vielleicht ließ sie das mit der Zeitung einfach sein und
blätterte nur die Modezeitschriften durch. Vielleicht ließ sie die
Zeitschriften einfach liegen und zappte nur durch die Programme. Sie schaltete
von einem Kanal zum anderen und landete bei einem spanischsprachigen Sender. Es
war eine Game-Show. Als Hauptpreis gab es 1.000 US-Dollar und einen neuen Honda
Accord. Die Welt ist zu einem Dorf geworden.
Schon bald merkte sie, daß sie zu
unruhig war, um sich zu entspannen. Nicht einmal die Lebenshilfe-Rubrik in der Cosmopolitan konnte ihr Interesse finden. Sie ging in ihr Büro und sah sich die Auszüge von
Canterbury Investments an, die sie aus Evan Finns Aktentasche gestohlen hatte.
Der Auszug war auf einen Mann namens
Otis Zajac ausgestellt, der in Meridian, Mississippi, wohnte, und führte die
einzelnen Bewegungen des Kontos auf. Mr. Zajac hatte mehrere verschiedene
Blue-chips und ein paar Wertpapiere kleinerer High-Tech-Firmen. Im vergangenen
Monat hatte er 7645 Anteile eines pharmazeutischen Unternehmens gekauft, die
Iris selbst nicht empfohlen hätte, weil die Firma vor kurzem in einem
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