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Das Erbe der Pandora

Das Erbe der Pandora

Titel: Das Erbe der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Pugh
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durchtrainierten Oberkörper aufstoßen konnte.
    Sie sah nach unten und entdeckte, daß
sie auf einem Haufen Post stand, die sich unter dem Briefschlitz auf dem Boden
angesammelt hatte. Schnell trat sie beiseite, aber die Sohlen ihrer nassen Turnschuhe
hatten bereits Abdrücke auf den Umschlägen hinterlassen. Sie hob sie auf,
trocknete sie an ihrer Jeans ab, ohne die Spuren vollständig entfernen zu
können, und warf die Briefe wieder auf den Boden.
    In dem Büro befand sich ein Minimum an
bescheidenen Möbeln: ein Schreibtisch, ein abgewetzter, rollbarer Bürostuhl,
zwei Schränke mit je vier Schubladen und ein Fotokopierer. Sie öffnete die
Schublade des Schreibtisches und fand ein Scheckheft mit den
Kontrollabschnitten für die Miete, Nebenkosten, Schädlingsbekämpfung und andere
laufende Kosten. Am Ende eines jeden Monats waren mehrere Schecks für die
Dividenden der Kunden ausgeschrieben worden. Gelegentlich fand sie die
Bemerkung »Konto geschlossen«. In einer anderen Schublade entdeckte sie die
Briefe wütender Kunden. Viele deuteten darauf hin, daß sie Evan angewiesen
hatten, ihre Aktien zu verkaufen, aber daß sie noch immer auf ihr Geld
warteten.
    Auf dem Tisch lag der Ordner mit den
blauen Auszügen, den Iris in Evans Aktentasche gefunden hatte. Da in dem Büro
keine Computer standen, ging Iris davon aus, daß Evan eine Firma beauftragt
hatte, um die Daten einzugeben und die Auszüge zu drucken.
    Sie schaltete den Kopierer ein und
wartete ungeduldig, während er — wie ihr schien — eine Ewigkeit brauchte, um sich
aufzuwärmen. Schließlich leuchtete die Start-Taste auf. Es war ein billiges
Modell ohne automatischen Einzug, so daß sie die Auszüge einzeln fotokopieren
mußte. Das Licht in der Maschine bewegte sich langsam an jedem Blatt hin und
her. Sie suchte sich zwanzig Auszüge heraus, da sie sich nicht traute, zuviel
Zeit darauf zu verwenden, alle zu fotokopieren.
    Als sie fertig war, legte sie alles
wieder dorthin zurück, wo sie es gefunden hatte — zumindest wo sie glaubte, es
gefunden zu haben. In der Eile war sie nicht so vorsichtig gewesen, wie sie es
hätte sein sollen. Sie schnappte sich ihre Kopien, machte das Licht aus und
ging zur Tür hinaus.
    Sie hatte die Tür fast ins Schloß
gezogen, als sie die Luft anhielt, wieder hineinraste und den Kopierer
ausstellte. Als sie den Wächter erblickte, saß sie bereits wieder im Triumph.
Sie drehte den Schlüssel herum und betete insgeheim, daß der Anlasser kein
Theater machen würde. Er enttäuschte sie nicht. »Baby, ich muß los.«
    »Neeiin«, jammerte Toni. »Kannst du
nicht die Nacht bleiben?«
    Evan stieg aus dem Bett und zog sich
an. »Ich muß im Morgengrauen bei der Arbeit sein. Ich würde dich nur ungern
aufwecken. Außerdem muß ich noch einiges erledigen, bevor ich nach Hause
fahre.«
    »So spät noch?«
    »Viel zu tun.« Er zuckte mit den
Schultern.
    Er verließ Tonis Wohnung und fuhr ins
Büro von Canter-bury Investments. Als er im Büro war, machte er das Licht an
und bückte sich, um die Post aufzuheben. Er bemerkte, daß auf einigen
Umschlägen Abdrücke von Schuhen zu sehen waren, dachte sich aber nichts dabei
und legte sie zu einem Stapel zusammen. Er klopfte die Kanten der Umschläge auf
den Tisch, nahm ein Gummiband aus der Schreibtischschublade und wickelte es um
den Stapel.
    Er machte das Licht aus und stand
schon draußen mit der Hand am Türknauf, als er einen Brief entdeckte, der an
der Wand auf dem Boden lag. Er ging wieder hinein und bückte sich, um ihn
aufzuheben, wobei er sich an dem Kopierer abstützte. Er war warm.
    Evan schloß gerade die Tür ab, als der
Wächter vorbeikam.
    »Sagen Sie«, meinte Evan, »haben Sie
heute abend jemanden hereingelassen?«
    »Ja, Ihre Frau. Hoffentlich war das in
Ordnung.«
    Evans Gesichtsausdruck veränderte sich
nicht. »Groß, gutaussehend, Mitte Dreißig?«
    »Ja. Gibt es ein Problem?«
    »Das ist sie. Wissen Sie, wann sie
gegangen ist?«
    »Erst vor ein paar Minuten.«
     
    Iris fuhr nach Hause. Sie war gerade
auf ihre Auffahrt gefahren, als sie hinter sich Sirenen hörte. Sie sah eine
schwarzweiße Limousine der Polizei von Los Angeles vorbeirasen, sowohl mit
Sirenen als auch mit Blaulicht. Der Wagen bog scharf in den Capri Court ab und
fuhr dann auf der Capri Road weiter. Er hielt offensichtlich dort an, wo die
Treppe endete, die zur Cross-Villa führte. Iris sah die aufblitzenden Lichter
durch die Bäume hindurch.
    Den Regen ignorierte Iris, als sie die
achtzig Stufen

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