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Das Erbe der Pandora

Das Erbe der Pandora

Titel: Das Erbe der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Pugh
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auf. Zajac entsprach dem typischen Opfer von
Finanzbetrügern. Die älteren Herrschaften, die in vorgetäuschte
Anlagengeschäfte hineinmanövriert werden, sind nicht gebrechlich und
geistesschwach, sondern eher dickköpfig und selbständig.
    Evans Methode war ihr nun klar. Die
Kunden schickten Schecks an Canterbury Investments in dem Glauben, daß das Geld
an eine Managementfirma ging, die es für sie anlegte. Evan löste ihre Schecks
einfach nur ein und verwischte seine Spuren, indem er offiziell aussehende
Auszüge mit den Kontobewegungen ausstellte. In bestimmten Abständen zahlte er
sogar Dividenden aus. Wenn ein Kunde darauf bestand, seine Aktien gegen bar zu
verkaufen, wovon Evan ihm stets abriet, bezahlte er seinen Kunden mit dem
Vermögen, das er von anderen Kunden genommen hatte. Es funktionierte wie das
herkömmliche betrügerische Schneeballsystem nach Art des Charles Ponzi.
    Sam Eastman plante wahrscheinlich,
Evan zu verpfeifen, wenn er sich erst einmal bewährt und in Iris Büro etabliert
hatte. Selbst wenn Iris behaupten würde, nichts von dem Betrug gewußt zu haben,
wäre ihr Ruf beschädigt, und das würde es für Sam leichter machen, sie als
Geschäftsführerin der Niederlassung loszuwerden. Wie ist Sam auf Evan gestoßen,
und wie konnte er ihm 50.000 Dollar bezahlen? Louise hatte etwas nachgeforscht
und herausgefunden, daß die Prämie nicht von McKinney Alitzer bezahlt worden
war. Es gab nur eine Antwort: T. Duke Sawyer. Die Frage war nur, wie ist T.
Duke auf Evan gekommen?
    Iris sah auf die Uhr. Es war 21.10
Uhr, schon nach ihrer Bettzeit, wenn sie genug Schlaf bekommen wollte, bevor
ihr Wecker morgens um 4.45 Uhr klingelte. Sie brauchte noch mehr Beweise für
Evans Betrügereien. Ein Auszug von einem Kunden reichte nicht. Der Auszug
konnte verschwinden, und der Kunde ließ sich bestechen.
     
    Canterbury Investments befand sich in
einem kleinen Gewerbepark in einem Industriegebiet von West Los Angeles. Das
Büro lag in einer der anscheinend weniger begehrten und wahrscheinlich
billigeren Ecken neben den Müllcontainern. Iris hatte eigentlich nur vorgehabt,
die Adresse zu überprüfen, um zu sehen, ob die Firma wirklich existierte, aber
sie konnte nicht widerstehen, einen Blick durch das einzige Fenster des Büros
zu werfen. Zwischen den Vorhängen war ein Spalt, aber drinnen war es dunkel.
Sie versuchte, den Türknauf herumzudrehen. Verschlossen.
    Sie rüttelte noch einmal an dem Knauf,
als sich von hinten ein Wächter näherte und sie erschrak. Sie hatte gemieteten
Polizisten noch nie über den Weg getraut und fühlte sich in dieser abgelegenen,
dunklen Ecke weit weg von der Straße nicht allzu sicher. Sie gab sich
ungezwungen.
    »Hallo! Ich bin ja so froh, daß Sie
hier sind. Ich kann’s nicht fassen, wie blöd ich bin. Mein Mann wird mir den
Hals umdrehen. Er packt gerade, um den Nachtflug nach New York zu nehmen, und
er hat mich geschickt, um etwas aus seinem Büro zu holen, aber ich habe die
Schlüssel vergessen. Wenn er diese Akte morgen bei der Besprechung nicht
dabeihat, vermasselt er das Geschäft, das er vorbereitet hat, und ich bekomme
den neuen Mantel nicht, den ich unbedingt haben will. Könnten Sie, bitte?« Sie preßte die Hände zusammen, so als ob sie ihn anflehte. Sie brauchte nicht
zu schauspielern.
    Er war jung und hatte den
aufgeblasenen Oberkörper eines Mannes, der ins Fitneßstudio ging. Sie fragte
sich, welch kompliziertes Manko in seiner Persönlichkeit ihn davon abgehalten
hatte, zur Polizei zu gehen. »Nun«, druckste er herum, »eigentlich darf ich so
etwas ja nicht.«
    »Ich weiß, und ich will Sie auch unter
gar keinen Umständen in Schwierigkeiten bringen...« Sie zeigte mit beiden
Händen auf sich selbst und schenkte ihm ein breites Lächeln. »Sehe ich etwa aus
wie eine Diebin?«
    Er kicherte. »Nee, wohl eher nicht.«
Er holte einen Schlüsselring heraus, der an einer langen, dehnbaren Schnur an
seinem Gürtel befestigt war, suchte die Schlüssel durch und steckten einen ins
Schloß. »So, bitte.«
    »Vielen Dank. Ich bleibe nur ganz
kurz, und ich verspreche, daß ich alles abschließe, wenn ich gehe.« Sie betrat
das Büro und tastete verzweifelt mit der Hand die Wand ab, um den Lichtschalter
zu finden. Schließlich fand sie ihn und schloß die Tür hinter sich. Innen war
an der Tür ein Kettenschloß angebracht. Sie hakte es ein, um sich ein Gefühl
der Sicherheit zu verschaffen, auch wenn sie wußte, daß der Wächter die Tür
problemlos mit seinem

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