Das Erbe der Pandora
Augen kommen Strahlen oder so. Das sieht nicht gut aus. Das Baby
verabschiedet sich.« Today haute auf seine Taste zum Feuern. »Was...?«
»Eine Steinschleuder!« rief Mick aus.
»Jetzt verstehe ich.« Er strahlte Kip an. »Deshalb wolltest du eine
Steinschleuder.«
Today haute ungeduldig auf seine Taste
und stöhnte: »Du hast meine Waffe in eine scheiß Steinschleuder verwandelt.«
»Sie hat dich verzaubert«, erklärte
Kip und lehnte sich vor, um die Ellbogen auf die Knie zu stützen und weiter auf
den Monitor zu schauen.
»Igitt! Seht euch das an!« schrie
Mick.
»Sie ist das Boß-Monster, oder?« rief
Today. »Kip, du Wahnsinniger!«
Das schöne Gesicht von Cherry Divine
hatte sich in das von Slade Slayer verwandelt, das noch immer von ihrer
perfekten blonden Frisur umrahmt war. Aus dem Oberteil ihres kurzgeschnittenen
Abendkleides holte sie eine Pistole hervor und schoß Slade Slayer über den
Haufen. »Tut mir leid, du Trottel«, zischte sie, während sein Blut über den
Steinfußboden strömte.
»Damit hätte ich nicht gerechnet«, gab
Bridget zu.
Today schob die Tastatur heftig von
sich. Sie knallte gegen den Monitor. »Das ist unheimlich, Kip. Total
unheimlich.«
»Was bedeutet das?« fragte Toni. »Das
Boß-Monster ist Slade Slayer?«
»Slades ärgster Feind ist er selbst?«
mutmaßte Mick. »Sehr sinnig, Kip.«
»Jetzt hab’ ich’s!« Today wippte
hektisch mit den Füßen. »Er muß sich selbst umbringen um zu gewinnen. Oder die
dunkle Seite seines Ichs vernichten.«
»Und die dunkle Seite ist eine Frau?«
fragte Toni.
Bridget hörte der Diskussion der
anderen kommentarlos zu.
Kip versuchte, ein Lächeln zu
unterdrücken. »Leute, ihr interpretiert da zuviel hinein. Ich hielt es
graphisch einfach nur für interessant.«
Alle sahen Kip ungläubig an.
»Wirklich«, beharrte Kip.
Toni schlug die Beine übereinander,
griff mit einer Hand nach ihrem Knie und überprüfte mit der anderen den Zustand
ihrer Fußnägel. »Wie spät ist es?«
»Zehn vor«, sagte Bridget.
»Kip, gib mir den Cheat-Code«,
verlangte Today. »Du hast ihn auf dem zehnten Level geändert, oder?« Er haute
auf die Tastatur. »Dreckskerl!«
Kip lachte.
»Gib ihn mir schon! Ich hab alles
versucht. Cherry hat mich jedes Mal gekillt. Warte... Ich weiß, was du gemacht
hast.« Todays Finger flogen über die Tastatur. Dann schubste er sie wieder
gegen den Monitor. »Kip, du elender Hund!«
Kip beobachtete Todays Bemühungen
amüsiert. »Cherry Divine hat ein Herz aus purer Böswilligkeit. Aber du kannst
sie schlagen.«
»Ich geb’ auf.« Today lehnte sich
zurück, nahm einen Kugelschreiber in die Hand und klickte damit hastig vor sich
hin. »Morgen kriege ich es innerhalb von zehn Minuten heraus.«
»Alles nur Gerede, Cowboy«, sagte
Toni.
»Wie spät ist es jetzt?« fragte Today
»Sechs vor«, antwortete Mick.
Today klickte nervös mit dem
Kugelschreiber. »Wann profitieren wir denn nun von diesem Geschäft?«
Bridget setzte sich auf den Tisch,
nachdem sie erst einmal eine Tastatur beiseite geschoben hatte. »Ich führe im
Moment die nötigen Maßnahmen durch, um eine Neuemission für Pandora in die Wege
zu leiten. Kip und ich treffen uns morgen mit T. Duke Sawyer.«
»Wir werden reich!« rief Mick aus.
»Es wurde noch nichts entschieden«,
sagte Kip.
»Doch, das wurde es«, erwiderte
Bridget.
Kip starrte seine Frau wütend an. Sie
hielt seinem Blick stand.
Today klickte noch immer wie verrückt
mit dem Kugelschreiber. »Komm schon, Kip. Ich hab Microsoft verlassen, um für
weniger Geld und mehr Aktienoptionen hierher zu kommen. Das war der Sinn und
Zweck des Ganzen. Bei einer kleinen neuen Firma einsteigen, das Geschäft
aufbauen, an die Börse gehen und Kapital daraus schlagen. Es wird höchste Zeit.
Ich hab’ jetzt eine Familie.«
»Ich hab’ auch Optionen«, sagte Toni.
Mick sah auf die Uhr. »Zwei Minuten!«
Mit Hilfe einer Maus verschaffte sich
Today Zugang zur Kommunikations-Software, ließ das Modem wählen und loggte sich
ins Internet ein. Er legte die ZIP-Datei mit den Programmen dort ab, wo sie
hingehörten.
Bridget zählte runter. »Fünf, vier,
drei, zwei, eins.«
Today klickte auf OK und spielte die
Shareware-Version von Trottel verlieren immer — bestehend aus den ersten
beiden Levels des Spiels — auf den FTP-Server von Pandora im Internet auf.
Zusammen beobachteten sie schweigend,
wie die Dateien kopiert wurden.
»Geschafft!« verkündete Kip feierlich,
als das Upload beendet
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