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Das Erbe der Pilgerin

Das Erbe der Pilgerin

Titel: Das Erbe der Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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jede Ansammlung von Menschen und vor allem die Gesellschaft von Flambert. Geneviève war das recht. Sie billigte nicht, dass ein Ritter ihres Glaubens seine Zeit mit Frauen vertändelte – zumal solchen, die für eine Eheschließung ohnehin nicht infrage kamen. Flambert war zwar nicht zum Leben eines Parfait bestimmt, Montalban brauchte ja auch einen Erben. Sophia jedoch, so gern Geneviève das Mädchen mochte, sah sie nicht an Flamberts Seite. Trotz all ihrer verbotenen Bemühungen, sie zu missionieren, zeigte Sophia auch noch nach fast fünf Jahren keinen Funken Interesse am Glauben der Albigenser. Und auch ihre Liebe zu Flambert sah Geneviève recht realistisch: Sophia schätzte den Ritter, und er mochte an ihr Herz rühren, aber damals hatte Dietmars Medaillon sie ins Leben zurückgeholt, nicht Flamberts Gesang.
    Über Rüdiger von Falkenberg hatte Sophia allerdings auch nicht viel zu berichten. Sie kannte ihn nur als Dietmars Oheim.
    »Und er ist wohl ein Fahrender. Obwohl er ein Lehen besitzt. Das sagte jedenfalls Dietmar.«
    Sophia musste schon wieder ein Schluchzen unterdrücken. Dabei war sie Geneviève an diesem Tag recht gefestigt vorgekommen – sofern man es als normal ansehen wollte, dass eine junge Frau den ganzen Tag damit verbrachte, aus dem Fenster ihrer Kemenate über die Berge zu starren. Geneviève stellte fest, dass sie sich offenbar jedes Wort gemerkt hatte, das Dietmar von Lauenstein je zu ihr gesagt hatte.
    »Falkenberg ist eine kleine Burg irgendwo in deutschen Landen. Die Anlage ernährt ihren Herrn und ein paar Ritter – nicht üppig, aber ausreichend, und die Gegend ist wohl sehr friedlich«, wusste Sophia zu berichten.
    Das bedeutete, dass die Verteidigungsausgaben gering waren, der Lehnsherr wahrscheinlich ein Bischof, der keine Kriege führte.
    Geneviève ertappte sich dabei, an ein Leben auf einer solchen Burg zu denken. Keine Belagerungen, keine Schlachten, niemanden, der Gebietsansprüche stellte. Keine Scheiterhaufen, keine Verfolgungen, keine Angst …
    Nach Toulouse dagegen kam die Angst bald zurück. Schon Anfang Oktober sammelte der Graf von Comminges die Ritter, um einen Angriff Montforts zurückzuschlagen.
    Dietmar und Rüdiger befanden sich natürlich unter den Kämpfern. Dietmar war bemüht, Flambert aus dem Weg zu gehen, und auch Genevièves Bruder schien eine Begegnung peinlich zu sein. Dieses Mal verabschiedete Sophia sich wohlweislich nicht vor dem Aufbruch der Ritter von ihrem Minneherrn. Die jüngeren Mädchen waren jedoch da – wieder unter der Aufsicht Genevièves. Sie übte sie diesmal allerdings nicht so streng aus wie sonst, sondern sorgte für eine kleine Irritation, indem sie ein paar Worte mit Rüdiger von Falkenberg wechselte.
    »Gebt Ihr mir ein Zeichen, meine Dame?«, wagte Rüdiger ermutigt zu fragen, »oder wenigstens Euren Segen?«
    Geneviève errötete. »Ich darf keinen Segen spenden, ich bin …«
    Rüdiger seufzte. »Ich brauche nicht den Segen einer Parfaite, ich ziehe zu Ehren meiner Dame ins Feld. Geneviève …«
    Geneviève schluckte. Dann suchte sie in ihrem Ärmel.
    »Ich habe das schon vorausgesehen«, bemerkte sie – und schob ein kleines Stück Pergament in seine Hand.
    Rüdiger entfaltete es und las – eine Bibelstelle, wie erwartet. Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben .
    Rüdiger lächelte. »Ein schöner Spruch, meine Herrin, aber verzeiht, wenn ich darin nicht den Herrn Jesus beschrieben sehe, sondern das strahlend helle Licht, das Ihr für mich seid. Es wird mich wärmen und erleuchten, ich danke Euch für Euer Zeichen!«
    Geneviève errötete wieder, als er das Pergament an seine Lippen führte und dann sein Pferd antreten ließ. Dabei hätte sie entrüstet sein müssen, seine Worte waren blasphemisch. Gott würde ihn strafen … Aber irgendwo in sich fühlte sie die Gewissheit, dass Gott eher lächelte.
    Die Maurin hatte die Ankunft des Kreuzfahrerheers vorausgesagt und behielt Recht. Montfort hoffte wohl auf einen Überraschungserfolg und griff die Stadt frontal an, die heftige Gegenwehr verblüffte ihn völlig. Die Kämpfer aus Toulouse schlugen Simon de Montforts Angriff furios zurück, aber der erwies sich als anderes Kaliber als sein Bruder. Gleich am Abend des ersten Angriffs enthüllten die Sterne, dass Montfort einen Angriff auf Saint-Cyprien plante, einem ländlichen Vorort der Stadt am anderen Ufer der Garonne. Saint-Cyprien

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