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Das Erbe der Pilgerin

Das Erbe der Pilgerin

Titel: Das Erbe der Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Toulouse heraus, als es aufklarte und trocknete. Die Kreuzfahrer übernahmen Saint-Cyprien ohne große Gegenwehr.
    »Immerhin gibt es keine Scheiterhaufen«, meinte Miriam.
    Die Albigenser waren mit den Rittern geflohen – und auch die Mangonels waren auf Dietmars Geheiß in Sicherheit gebracht worden.
    »Aber auch kein Nachschub mehr ohne größere Risiken«, beschwerte sich der Graf. »Von Saint-Cyprien aus blockieren sie die Zufahrtswege.«
    Montfort schien wild entschlossen, die Kämpfe um Toulouse zu einem Ende zu führen. Anfang Juni griff er die Stadt an. Nun war Raymond auf bewährte Weise gewarnt, schon am Tag zuvor wappneten sich Ritter und Fußtruppen für einen Ausfall. Flambert de Montalban nutzte die Nacht vor der Schlacht, um seine Angelegenheiten zu ordnen. Er bat zunächst den Grafen um Sophias Hand und versicherte ihm, zum katholischen Glauben überzutreten, bevor er ihr Eide schwor. Danach sprach er mit Sophia.
    Am Morgen vor der Schlacht überraschte die junge Frau dann alle. Sie kam gemeinsam mit den anderen Frauen in den Burghof, um die Ritter zu verabschieden. Sophia wirkte totenbleich und übernächtigt, aber sie schritt sicher auf Flambert de Montfort zu und küsste ihn ohne Scham.
    »Ihr versprochener Gatte …«, wisperten die Mädchen.
    Geneviève fuhr auf. Aber bevor sie sich ihrem Bruder nähern konnte, trat Sophia von Ornemünde zu Dietmar von Lauenstein. Sie verbeugte sich leicht und reichte ihm ein Schmuckstück.
    »Hier … ich … ich dachte, Ihr … Ihr solltet es zurückhaben«, sagte sie leise und stockend. Sie hielt die Augen gesenkt, aber sie hatte ihr Gesicht nicht verschleiert. »Ich … ich bin Flambert de Montalban versprochen … und da …« Dietmar öffnete seine Hand, und beide fuhren zusammen, als sie sich kurz berührten. Einen Herzschlag lang sah Sophia auf. Ihre umflorten, dunkel umrahmten Augen blickten herzzerreißend. »Und da dachte ich …« Sie wollte eigentlich sagen, dass sie es nicht für schicklich hielte, das sehr persönliche Geschenk eines anderen zu behalten, brachte die Worte jedoch nicht über die Lippen. »Da dachte ich, Ihr … Ihr brauchtet doch auch ein bisschen Glück …«
    Sophia wandte sich ab und rannte davon, bevor Dietmar irgendetwas erwidern konnte.
    »Da hat er sein Zeichen«, bemerkte Miriam ihrem Mann gegenüber. »Pass auf dich auf, Abram. Es gefällt mir gar nicht, dass du heute kämpfst. Der Tag scheint mir unter einem schlechten Stern zu stehen.«
    Miriam hatte nicht Unrecht, es war ein kühler, diesiger Tag, ganz untypisch für einen Frühsommermorgen in Toulouse. Montfort stand angriffsbereit mit einer Vielzahl neuer Kämpfer da, während die Ritterschaft der Stadt nach Monaten der Kämpfe um Saint-Cyprien müde und ausgebrannt war. Inzwischen wurden auch längst keine ritterlichen Zweikämpfe mehr geführt. Oft standen drei oder vier gepanzerte Männer einem Ritter aus Toulouse gegenüber, und Montforts Fußtruppen übernahmen das Abschlachten der Kämpfer, wenn sie erst mal vom Pferd gefallen waren. Es war nicht mehr so einfach für die Bischöfe und päpstlichen Legaten, Ritter als Kreuzfahrer zu rekrutieren, aber einfaches Volk, das die Vergebung seiner Sünden ebenso dringend nötig hatte wie fette Beute aus den Kassen der Albigenser, fand sich reichlich. Es war der Abschaum der Städte, Räuber und Meuchelmörder. Sie besaßen zwar weder Schwerter noch Rüstungen, aber ihre Messer und Schlagstöcke wussten sie zu gebrauchen. Wenn sie zu fünft oder sechst auf einen gestürzten Ritter losgingen, hatte der nur noch eine Chance, wenn ihm andere zu Hilfe kamen.
    Immerhin führte Flamberts Kampfgruppe, zu der auch wieder Dietmar und Rüdiger gehörten – Hansi nutzte sein Talent widerwillig unter den Bogenschützen, an denen es Toulouse massiv mangelte –, den ersten Angriff beim Ausfall der Toulouser Truppen. Sie stellten sich damit auf ganz konventionelle Weise der Phalanx der gegnerischen Ritter entgegen. Dietmar tjostete gleich zwei von ihnen aus dem Sattel und wurde danach in Schwertkämpfe verwickelt. Und dann stand ihm unversehens ein Ritter gegenüber, dessen Wappen und Helmzier er kannte.
    Mathieu de Merenge grinste ihn unter seinem Visier an.
    »Schau an, der kleine Franke, der nicht schnell genug das Kreuz nehmen konnte – oder doch zumindest so tat. Und nun kämpft er auf Seiten der Ketzer und Aufrührer! Mal schauen, ob wir den nicht vom Pferd holen!«
    Als hätten sie auf den Ruf gewartet, kamen zwei weitere

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