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Das Erbe der Pilgerin

Das Erbe der Pilgerin

Titel: Das Erbe der Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Consolamentum nehmen.«
    Geneviève schüttelte den Kopf. »Nein. Wir brauchen zuerst einen Arzt. Wenn es noch Hoffnung für ihn gibt …«
    Rüdiger sah das Mädchen verwundert an. Natürlich wusste er von den Tücken des Consolamentum auf dem Krankenbett. Wer es nahm, durfte danach nicht mehr essen und trinken. Starb er nicht an seiner Krankheit oder seinen Wunden, so musste er elend verhungern und verdursten. Vor einigen Monaten hatte Geneviève das noch auf sich nehmen wollen, nur um den Nachstellungen des Grafen zu entkommen. Und nun riskierte sie die Seele ihres Bruders, um vielleicht seinen Körper zu retten?
    »Der Medikus ist im Château«, sagte einer der Träger. »Und fünf oder sechs Bader. Wir bringen ihn hin.«
    Plötzlich regte sich Flambert auf der Trage. Sophia nahm seine Hand.
    »Der Medikus wird Euch helfen«, flüsterte sie. »Ganz bestimmt. Er hat mir damals auch geholfen. Ihr werdet gesund, ganz sicher, wir …«
    Flambert öffnete die Augen und sah zu ihr auf. »Meine Dame … Sophia, ich hätte nicht geglaubt, dass ich Euch noch einmal sehe …«
    Sophia zwang sich zu einem Lächeln. »Ich bin da. Ich werde immer da sein.«
    Der Weg zum Château war nicht weit, aber Flambert stöhnte vor Schmerzen, wenn ihn die Träger über eine unebene Stelle hoben. Sophia atmete auf, als sie den Palast endlich erreichten. Der Rittersaal war zum Feldlazarett umfunktioniert worden. Die Helfer betteten Flambert auf eine Liege. Das war ein privilegierter, abgeschiedener Platz – Sophia und Geneviève bemerkten dankbar, dass der Graf von Foix den Trägern Anweisungen gab. Sie brachten umgehend Wasser und Tücher, mit denen die Frauen den Verletzten reinigen konnten. Sophia wusch Flambert Blut und Schweiß vom Gesicht. Sie fühlte sich schuldig, weil sie an Dietmar dachte, aber ihr Lächeln war ehrlich, als Flambert erneut die Augen aufschlug, und sie musste sich auch nicht verstellen, um den Kranken zu küssen. Vielleicht war es keine Liebe, die sie für ihn empfand, aber doch tiefe, ehrliche Zuneigung. Sophia wünschte sich von ganzem Herzen, dass Flambert am Leben blieb. An die Hochzeit dachte sie dabei vorerst nicht.
    Der Medikus erschien sehr bald an Flamberts Lager – auch dies ein Privileg, um die meisten der Männer kümmerten sich nur die Bader. Salomon wirkte zu Tode erschöpft, sein Gewand war blutbefleckt, und er hinkte stärker als gewöhnlich. Auf Flamberts Wunde warf er nur einen Blick.
    »Da kann ich nichts tun«, sagte er sanft. »Aber du wirst noch etwas Zeit haben, Flambert. Es wurde nach dem Diakon geschickt, du wirst das Consolamentum erhalten.«
    Flambert nickte dankbar. Der Medikus gab Geneviève eine Phiole mit einer klaren Flüssigkeit. »Hier, misch das mit Wein, und gib es ihm. Es wird ihm die Schmerzen erleichtern.«
    Geneviève biss sich auf die Lippen. »Seigneur Gérôme … Wein …«
    Salomon rieb sich die Stirn. »Tu, was du für richtig hältst!«, beschied er die junge Frau scharf. »Andere hier würden sich glücklich schätzen …«
    Er wies auf den Hauptraum, der erfüllt war vom Stöhnen und den Schmerzensschreien der Verletzten.
    Sophia griff nach einem Becher. »Ich gebe ihm den Wein und das Mittel«, sagte sie kurz. »Wenn ihm das den Weg in den Himmel versperrt – nun, dann treffe ich ihn irgendwann in der Hölle wieder.«
    Flambert tastete nach ihrer Hand. »Diese Hölle …«, flüsterte er, »… wird ein Paradies für mich sein.«
    Sophia wunderte sich, dass Geneviève nichts erwiderte. Sie machte auch keine Einwände, als Sophia den Becher füllte und an Flamberts Lippen führte. Die junge Frau nahm ihn in die Arme, nachdem er getrunken hatte. Sie hielt ihn und flüsterte sanfte, zärtliche, tröstende Worte, während die Schmerzen etwas nachzulassen schienen. Dann traf der Diakon ein.
    »Du musst jetzt gehen«, beschied Geneviève Sophia, als der hochgewachsene, knochenmagere Mann in seiner schwarzen Tunika an Flamberts Bett trat.
    Sophia erschien er bleich und ernst wie der Tod persönlich, und die Blicke, mit denen er sie bedachte, waren kaum freundlich zu nennen. Die junge Frau hasste den Gedanken, diesem Mann den Ritter auszuliefern.
    »Kann ich nicht bei ihm bleiben?«, fragte sie zaghaft. »Oder gleich zurückkommen, wenn er … wenn er die Beichte abgelegt hat oder was man so tut? Es kann … der Medikus sagte, es könne noch Stunden dauern, bis er …«
    Der Diakon und Geneviève schüttelten gleichermaßen den Kopf, Geneviève mitleidig, der Parfait

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