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Das Erbe der Pilgerin

Das Erbe der Pilgerin

Titel: Das Erbe der Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Frau nicht auszuschließen. Eigentlich fiel ihr das nicht schwer, sie beherrschte die Sprache fließend, aber an diesem Tag wurde es ihr langsam zu viel mit den Vorstellungen und Überraschungen.
    Immerhin fiel Gerlin jetzt der Weinkrug wieder ein. »Ich bin eine schlechte Gastgeberin«, bemerkte sie. »Wollt ihr einen Begrüßungsschluck?«
    Die Ritter wirkten nicht abgeneigt, während die jungen Frauen sich auf dem Burghof eher unwohl zu fühlen schienen. Vor allem Sophia warf den herumlungernden Rittern nervöse Blicke zu. Dietmar hatte gesagt, auf Lauenstein habe sich alles geändert, aber dies sah nicht danach aus. Nervös zog sie ihren Mantel enger um sich.
    Der Mundschenk hatte sich inzwischen zu ihnen gesellt, wie es seine Pflicht war, und reichte Dietmar und Rüdiger je einen Becher. Den Juden würde er als Letzten bedienen … aber Gerlin füllte persönlich einen Becher für Salomon. Sie fuhr zusammen, als seine Hand ihre streifte, als er ihn nahm. Und er schwankte erneut. Es fiel ihm anscheinend schwer, das linke Bein zu belasten.
    »Ihr solltet Euch setzen, Herr Ger … Herr Salomon!« Der fürsorglichen Sophia fiel seine Unsicherheit auf – allerdings hatte sie immer noch Schwierigkeiten, ihn bei seinem richtigen Namen zu nennen. »Ihr seid erschöpft von dem langen Ritt.«
    Salomon lächelte schwach. »Kein Ritt kann zu lang und zu beschwerlich sein, um zu der Dame seines Herzens zu gelangen«, flüsterte er – so leise und heiser, dass nur Gerlin ihn verstand. »Aber nein, das hätte Florís gesagt, nicht wahr? Oder Dietrich …«
    »Es ist mir egal, was Ihr heute sagt!«, beschied ihn Gerlin unerwartet brüsk. »Ihr hättet früher etwas sagen können! Florís und ich haben gedacht, Ihr wäret tot. Ich habe um Euch getrauert, bis …« Bis heute, wollte sie sagen, aber sie beherrschte sich.
    Salomons Blick umwölkte sich, als Gerlin die höflich distanzierte Anrede wählte, und noch mehr, als sie vom Ende ihrer Trauer sprach.
    »Erst ergab es sich nicht«, sagte er leise. »Und dann … als ich hörte, dass Ihr … dass Ihr Florís wiedergefunden habt …«
    »Aber der hätte sich doch auch gefreut, Euch zu sehen!«, meinte Dietmar arglos. »Das ist ein guter Wein, Mutter. Wir werden ihn trinken, wenn ich mit Sophia in den Kreis der Ritter trete, nicht wahr? Aber was um Himmels willen machen die hier?« Er wies auf die Ritter auf dem Burghof, deren Blicke auf die Frauen inzwischen auch ihm aufgefallen waren. Der junge Mann wandte sich an die Männer, als sie auf seine Frage hin anzüglich grinsten. »Wer seid Ihr? Ich kann mich nicht erinnern, Euch je auf dieser Burg willkommen geheißen zu haben. Gehört Ihr zu einer Eskorte? Zu irgendeinem Besucher? Dann solltet Ihr Euch vielleicht um die Pferde Eures Herrn kümmern oder seine Rüstung polieren oder warum auch immer er Euch mitgeschleppt hat. Jedenfalls bestimmt nicht, um auf meinem Burghof herumzulungern und Mädchen anzustarren.«
    »Auf Eurem Hof?«, fragte einer von ihnen grinsend. »Wir gehören zu Herrn Leopold von Straubing, und wir sind Gäste der Herrin Luitgart zu Lauenstein. Ist sie nicht die Herrin dieser Burg?«
    Dietmar blitzte die Männer an. »Nein, ist sie nicht«, sagte er kurz. »Ich bin der Herr dieser Burg. Und die Dame, die Ihr mit Euren Blicken beleidigt, ist meine versprochene Gattin. Wenn Ihr also nicht möchtet, dass ich Euch mit Waffengewalt entferne, so nehmt nun Eure Pferde und verzieht Euch. Euer Herr Leopold wird Euch alsbald folgen. Frau Luitgart hat heute anderes zu tun, als mit ihm zu plaudern – worum es dabei auch gehen mag.«
    Dietmar sah die Männer herausfordernd an, und Gerlin bemerkte mit einem Stich des Bedauerns, dass Rüdiger und Salomon reflexhaft nach ihren Schwertern griffen. Bei Rüdiger blieb die Bewegung allerdings kraftlos, und Salomon führte kein Schwert. Ein Umstand, den er offenbar nicht mehr gewöhnt war. Er musste in Toulouse als Christ gelebt haben.
    Inzwischen hatten sich einige der wenigen Ritter Lauensteins eingefunden, und auch der Mundschenk hatte die Hand auf seine Waffe gelegt. Die fremden Ritter sahen sich einer Übermacht gegenüber – zumal einer, die ihrem Gegner treu ergeben schien. Sie zweifelten nicht mehr an seiner Herrschaft über Lauenstein. Dietmar verfolgte triumphierend, Sophia ungläubig ihren Rückzug.
    Gerlins Blick fiel auf die Reisenden. Sie konnte sich jetzt nicht weiter mit Salomon auseinandersetzen. Salomon, Rüdiger und die jungen Frauen sahen erschöpft aus.

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