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Das Erbe der Pilgerin

Das Erbe der Pilgerin

Titel: Das Erbe der Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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nicht sonderlich gut beherrschte.
    Miriam hob resignierend die Hände zum Himmel. »Das ist den Herren wohl noch nicht aufgefallen«, bemerkte sie. »Wie auch immer, der Graf wünscht es, und ich werde mich nicht widersetzen.«
    »Und … werden die Sterne gut stehen für einen Kampf?«, fragte Sophia vorsichtig.
    Sie hatte längst den Verdacht, dass die Vorschläge der Maurin eher auf deren gesunden Menschenverstand als auf die Wege der Sterne gründeten.
    »Sagen wir mal so«, gab Miriam zurück. »Die Sterne stehen allgemein nicht günstig für die Sache unserer Freundin Geneviève.« Sie wies auf die junge Albigenserin, die sich eben widerstrebend von ihrem Bruder in den Sattel helfen ließ. »Aber wenn der Graf keine weiteren Truppen stellt, ist es gänzlich aussichtslos, dann wütet dieser Montfort weiter – und wenn er erst Toulouse ins Visier nimmt, sind wir alle in Gefahr. Du weißt, dass seine Truppen keine Unterschiede machen zwischen Albigensern und papsttreuen Christen – von Mauren und Juden reden wir da noch gar nicht.«
    Sophia nickte. Die Kreuzfahrer handelten nach der Anweisung, die angeblich ein Abt von Béziers gegeben hatte: Tötet sie alle – Gott wird die Seinen schon erkennen.
    Miriam blickte grimmig unter ihrem Schleier hervor. »Wenn Aragón aber auch noch Truppen sendet, dann gelingt es Okzitanien vielleicht mit vereinten Kräften, den Kerl in die Hölle zu schicken!«
    Sophia bekreuzigte sich hastig. »Wie könnt Ihr das sagen, es sind … es sind doch Kreuzfahrer, der Papst …«
    Miriam machte eine abwehrende Handbewegung. »Gott wird die Seinen schon erkennen«, bemerkte sie ironisch.
    Flambert, der sein Pferd eben neben Sophia lenkte, lächelte. »Darf ich Euch wieder begleiten, Herrin Sophia?«, fragte er freundlich.
    Sophia errötete. Sie hatte genau das befürchtet, aber bei aller Überlegung fand sie keine Worte, den Ritter höflich abzuwehren. Bevor sie überhaupt noch etwas erwidern konnte, schob sich jedoch Mathieu de Merenges großer Schimmelhengst zwischen ihre Stute und Flamberts Braunen.
    »Nichts da, Herr Flambert! Heute werde ich die Dame unter meinen persönlichen Schutz nehmen. Es heißt, Ihr habet Euer Falkenweibchen fleißig trainiert, Herrin Sophia. Das ist fein, ein braves Weibchen gefällt jedem …« Mathieu schenkte Sophia ein triumphierendes Lächeln.
    »Es … sie … sie ist nicht brav, sie ist … ziemlich wild …« Sophia spielte nervös mit den Zügeln, was den Falken verärgert flattern ließ. Sie wusste, dass sie ihre Worte sorgfältig wählen sollte, es gab Regeln für den höflichen Umgang zwischen Damen und Herren – auch für höfliche Ablehnung einer Begleitung. Aber Sophia fiel beim besten Willen nichts ein. Wenn ein Mann sie auf unterschwellig fordernde Art ansprach, vergaß sie alles, was sie gelernt hatte. Entweder sie verstummte, oder sie plapperte irgendetwas vor sich hin. »Ein Falke muss ja auch nicht … also … brav sein, er soll doch eher … er soll auf die Beute einschlagen, er …«
    Mathieu lachte. »Oh, Artigkeit und ein wenig Wildheit schließen einander keineswegs aus«, meinte er dann. »Gerade bei Weibchen jeglicher Art. Seht Euer Pferd an: Es glüht vor Temperament, aber es bleibt brav am Zügel.«
    Was Letzteres anging, so konnte Sophia das nur hoffen. Tatsächlich wurde die Stute jetzt unruhig, was zu ihrer zunehmenden Unsicherheit beitrug. Sophia wäre lieber neben der Gräfin oder neben Geneviève geritten. Beide waren erfahren im Umgang mit Pferden und konnten ihr Ratschläge zur Beruhigung ihrer Stute geben, die sich wahrscheinlich ohnehin gelassener gegeben hätte, wenn Mathieu seinen Hengst nicht neben ihr hätte tänzeln und steigen lassen.
    Sophia hatte jetzt jedenfalls alle Hände voll mit ihrem Pferd zu tun und gab auf Mathieus weitere Anspielungen keine Antwort. Wenig später schloss dann auch Geneviève zu ihr auf, die ihre Not anscheinend bemerkt hatte.
    »Merkt Ihr nicht, dass Ihr das Pferd verrückt macht?«, fuhr sie den Ritter an. »Und das Eure desgleichen. Mich hat man gelehrt, dass ein Ritter ein ruhiges Tier wählen soll, wenn er eine Dame beim Ausritt begleitet. Aber Ihr wollt nur selbstsüchtig zeigen, dass Ihr auch ein wildes Pferd zu beherrschen wisst. Ihr solltet an die ritterliche Tugend der Maße denken!«
    Mathieu konterte mit einem Lachen. »Mich hat man gelehrt, dass eine Dame nur auf einem absolut unerschütterlichen Pferdchen Platz nehmen sollte. Wenn überhaupt. Ich werde Euch eine Sänfte

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