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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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erreichen. Vielleicht auch früher.« Bayard verstummte, als wäre nun er derjenige, der zu viel gesagt hatte. »Ruht Euch aus«, fügte er knapp hinzu und wandte sich ab, um sich schlafen zu legen.
    »Welches Ziel meint er?« Maylea schob sich dichter an Ajana heran und flüsterte: »Ich dachte, dies sei ein Spähtrupp.«
    »Wir suchen eine Höhle«, erwiderte Ajana knapp.
    Maylea zog erstaunt die Augenbraunen hoch. »Für jemanden, der sein Gedächtnis verloren hat, weißt du erstaunlich viel«, bemerkte sie und zwinkerte Ajana zu. Dann wandte sie ihr den Rücken zu und murmelte etwas, das Ajana nicht verstand.

 
     
     

     
     
    Lautlos und geschmeidig wie eine Schlange suchte sich der Ajabani einen Weg durch die felsige Landschaft des Vorgebirges und pirschte auf die Höhle zu, in der sich jene, denen sein Auftrag galt, zum Schlafen niedergelegt hatten. Nachdem er die Gesuchten vom Rücken des Lagaren aus aufgespürt harre, war das Tier unweit der Stelle gelandet, an der sich die kleine Gruppe vor seinen Blicken zu verbergen suchte. Von dort aus hatte er die Verfolgung zu Fuß aufgenommen.
    Als er die Stelle erreichte, an der er sie vermutete, stellte er überrascht fest, dass sie trotz der einbrechenden Dunkelheit weitergezogen waren. Doch die Spuren, die sie hinterließen, waren für ihn leicht zu erkennen. Keiner schien damit zu rechnen, dass man ihnen zu Fuß folgte, und so hatten sie sich auch nicht die Mühe gemacht, ihre Fußabdrücke in dem feinen Sand zu verwischen, den der Wind im Lauf der Winter von der fernen Wüste herangetragen und zwischen den Felsen abgelagert hatte.
    Es war eine vortreffliche Spur, die im Mondlicht mühelos auszumachen war und die dem Ajabani viel Aufschluss über jene gab, die er verfolgte.
    Er hatte sie beobachtet und sich Zeit gelassen, bis sie ihr Nachtlager errichtet hatten, denn Schlafende gehörten zu seinen bevorzugten Opfern.
    Ajabani bedeutete in der Sprache seiner Heimat ›lautloser Tod‹, ein Name, den die Anhänger des Bundes seit vielen hundert Wintern voller Stolz trugen und der wie kein anderer auf die besonderen Dienste der Zunft zutraf, der sie angehörten.
    Inzwischen war der Ajabani dem Lager ganz nahe. Er spähte zu der Höhle hinüber, in der sich die Gruppe zum Schlafen niedergelegt hatte, und fand seine Vermutung bestätigt. Man hatte Wachen aufgestellt. Die Krieger standen mit dem Rücken zur Höhle an der Felswand und blickten aufmerksam in die Nacht hinaus, beobachteten jedoch zumeist den Sternenhimmel, da sie offensichtlich das Nahen weiterer Lagaren befürchteten.
    Der Ajabani grinste. Die Nachlässigkeit der Wachen und den Vorteil seiner schwarzen Kleidung nutzend, pirschte er sich unbemerkt von Fels zu Fels und kam auf diese Weise langsam immer näher an die Wachen heran.
    Nun galt es, den richtigen Augenblick abzuwarten. Ein verfrühter Angriff konnte seinen Plan ebenso scheitern lassen wie warnende Schreie der Opfer. Gegen eine solche Überzahl hatte er nur dann eine Aussicht auf Erfolg, wenn er schnell und lautlos handelte.
    Schließlich hatte er sich so nah herangeschlichen, dass er auch die Menschen in der Höhle gut erkennen konnte. Sie lagen dicht beieinander. Das schlechte Licht und die Enge würden es ihm zwar erschweren, die Gesuchte zu finden, doch er hatte schon schwierigere Aufträge zur vollsten Zufriedenheit seiner Auftraggeber erledigt.
    Lautlos und ohne Hast öffnete er die kleine Gürteltasche und zog zwei blitzende Murivas hervor, die tödlichste und heimtückischste Waffe der Ajabani. Den Name Muriva – Schneeflocke – verdankten die kaum handtellergroßen und mit acht scharfen, spitz zulaufenden Zacken versehenen Sterne ihrer eigenwilligen Form und der Tatsache, dass sie den Tod ebenso lautlos zu den ahnungslosen Opfern trugen, wie die Schneeflocken vom Himmel fielen. Die Zacken waren mit einem betäubenden Gift bestrichen, das dem Opfer zunächst die Stimme raubte und es somit unfähig machte, andere zu warnen.
    Dann ging alles sehr schnell. Kaum, dass der Ajabani den ersten Muriva zur Hand genommen hatte, flog dieser auch schon durch die Nacht und bohrte sich geräuschlos in den Hals eines Wachtpostens. Auch der zweite Krieger fiel dem lautlosen Tod zum Opfer. Endlose Herzschläge verstrichen, in denen die Körper der Wachen noch immer hoch aufgerichtet am Felsen lehnten, als wollten sie nicht wahr haben, dass ihnen das Leben bereits entflohen war. Dann erschlafften sie und glitten gespenstisch langsam zu Boden. Der

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