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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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verbreiterte sich der Pfad zu einem Weg, der zwar noch steil abwärts, aber nicht mehr am Rand der Schlucht entlangführte. Dahinter erstreckte sich die nördliche Seite des Pandarasgebirges, baumloses, sanft gewelltes Hügelland, das sich bis zum Horizont dehnte, wo es in der nächtlichen Dunkelheit verschwand.
     
     
     
    Die Nacht kam rasch.
    Dunkelheit folgte der viel zu kurzen Dämmerung mit schnellen Schritten, und die Luft wurde eisig. Der einsame Wanderer in der Schlucht hüllte sich enger in seinen Mantel. Er hatte die Gruppe den ganzen Tag nicht aus den Augen gelassen und wusste sie ganz in der Nähe, doch der lange Marsch war beschwerlich, und die hereinbrechende Nacht machte ihm das Vorankommen schwer. Verbissen suchte er sich einen Weg vorbei an gewaltigen Felsenbrocken und stolperte über lockere Geröllfelder. Dabei hielt er immer wieder inne und lauschte auf Stimmen. Die Gefahr, jenen, denen er folgte, unversehens in die Arme zu laufen, mahnte ihn zur Vorsicht. Doch der Wind blieb stumm, und die Sorge, den Anschluss zu verlieren, trieb ihn alsbald weiter.
    Die Eile wäre ihm fast zum Verhängnis geworden.
    Erst als das Brausen des Wasserfalls an seine Ohren drang, bemerkte er den gähnenden Abgrund, der sich kaum zwei Schritte hinter der Klamm vor ihm auftat. Das Bild, das sich ihm bot, war atemberaubend und Furcht einflößend zugleich. Das Licht der Monde, das durch die schwindenden Wolken brach, enthüllte eine felsige Gegend, die nach und nach in eine karge Hügellandschaft überging, welche sich bis zum nachtverhüllten Horizont erstreckte. Der Weg dorthin schlängelte sich an der steil abfallenden Felswand entlang und endete irgendwo in …
    Der Wanderer stutzte. Weit unten, am Ende des Weges, sah er das Licht einer Fackel.
    Sie waren hier!
    Entschlossen machte er sich auf den Weg. Der Pfad war tückisch; ein Fehltritt bedeutete unweigerlich den Tod, und der Wanderer musste seine gesamte Aufmerksamkeit darauf verwenden, einen Fuß vor den anderen zu setzen, dennoch zögerte er nicht.
    Hin und wieder hob er den Blick, um den Fackelschein nicht aus den Augen zu verlieren. Der kleine leuchtende Punkt war noch immer zu sehen, doch kaum dass der Wanderer die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte, zog etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich, und ein eisiger Schrecken fuhr ihm durch die Glieder.
    Im Norden erblickte er einen dunklen Schatten am Himmel. Mit mächtigen Flügelschlägen rauschte das gewaltigste Flugtier heran, das er jemals gesehen hatte. Der Wanderer erstarrte mitten in der Bewegung. Sein Herz klopfte wie wild, sein Atem ging schnell und stieg in verräterischen weißen Wolken auf.
    Er musste ein Versteck finden!
    Nur wenige Schritte entfernt zog sich ein Riss durch die Felswand wie eine klaffende Wunde. Den riesigen Vogel fest im Blick, schob er sich eilig darauf zu und zwängte sich in die schützenden Schatten der Felsspalte.
     
     
     
    »Ein Lagar!« Bayard deutete nach Norden, wo sich ein gewaltiger Schatten am nächtlichen Himmel heranschob. »Versteckt euch!« Während er die Flammen der verräterischen Fackel eilig im Sand erstickte und Schutz hinter einem Geröllhaufen suchte, sah er, wie auch die anderen in die Schatten der gewaltigen Felsen flohen. Atemlos beobachtete er, wie das Tier näher glitt, und erinnerte sich an Gathorions Warnung am Abend vor dem Aufbruch:
    »Gebt Acht, wenn Ihr die Berge überwunden habt«, hatte der Elb gemahnt. »Sobald Ihr Nymath verlasst, wird die Magie, die unsere Vorfahren woben, um die Vereinigten Stämme vor der Unbill des finsteren Gottes zu schützen, Euch nicht mehr vor der Entdeckung bewahren. Seine Dienerin ist im Besitz der anderen Mondsteinhälfte, die ihr den Weg zu Euch weisen wird. Ihr müsst schnell sein, nur dann kann das Wagnis gelingen.«
    Bayard fluchte leise. Er hatte den anderen nichts davon erzählt, um sie nicht unnötig zu ängstigen. Ein unverzeihlicher Fehler, wie sich nun herausstellte, denn so waren sie auf die Gefahr nicht ausreichend vorbereitet.
    In diesem Augenblick erreichte die Flugechse die Schlucht. Alle erstarrten. Es schien fast, als hielte die Nacht selbst den Atem an. In der lastenden Stille klangen der röchelnde Atem der Echse und jeder ihrer Flügelschläge unnatürlich laut, und das Klirren des Reitgeschirrs brach sich unheilvoll an den Felswänden.
    Der Lagar nutzte den Aufwind vor den Bergen, um an Höhe zu gewinnen, stieg hoch hinauf, um dann in sanften Schwüngen wieder in die Tiefe zu

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