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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Bayard zum Aufbruch drängte. Keelin, Ajana, Feanor und die beiden Wunand erhoben sich und begrüßten den jungen Morgen mit müden Augen, während sie schweigend das Nachtlager abbrachen und ihre wenige Habe zusammenpackten.
    In der Nacht hatte Ajana dem Heermeister Rede und Antwort gestanden und ihm und den anderen von dem wundersamen Erlebnis Nachts berichtet. Danach hatte kaum jemand noch Schlaf gefunden, und so war es nicht verwunderlich, dass sich die sechs im ersten Licht des jungen Tages müde auf den Weg nach Norden machten, um dort am Ufer des Arnad zu vollenden, was Ajana durch Gaelithils Erbe vorherbestimmt war.
    Nachdem die Müdigkeit verflogen war, wurde die Stimmung gelöster, und obwohl die Gruppe am wolkenlosen Himmel noch immer Ausschau nach Lagaren hielt, schöpfte doch jeder aus den Ereignissen der Nacht neue Zuversicht.
    Ihr Weg führte nun stetig bergab, und die Landschaft veränderte sich. Das felsige Vorgebirge blieb allmählich hinter ihnen zurück und wich einer noch kargeren, steppenähnlichen Landschaft, die sich in sanft gewellten Hügeln vor ihnen ausbreitete.
    Auf einer sonnenbeschienenen Hügelkuppe hielt Bayard schließlich inne und wartete, bis die Nachfolgenden zu ihm aufgeschlossen hatten.
    »Was ist?«, fragte Ajana, die mit Abbas und Keelin den Schluss der Gruppe bildete. Doch als sie den Blick nach Norden richtete, erkannte auch sie, was die anderen so in den Bann schlug. Vor ihnen lag eine endlos weite und leere Landschaft, die sich unter dem gleißenden Sonnenlicht vom Fuß des Hügels bis zum fernen Horizont erstreckte.
    »Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber der Anblick macht mich durstig.« Maylea griff nach ihrem Wasserschlauch, um zu trinken.
    »Damit solltest du von jetzt an sparsam umgehen«, meinte Keelin. »Sieht ganz so aus, als ob wir von nun an nicht mehr viel Wasser fänden.«
    »Nicht mehr viel?« Bayard spie auf den Boden. »Wohl eher gar keines. Dafür wird es dort unten sehr warm.« Der Heermeister warf einen prüfenden Blick zum Himmel. »Es mag zwar Herbst sein, aber die Sonne hat noch viel Kraft.«
    »Wie weit ist es bis zum Arnad?«, wollte Ajana wissen.
    »Zwei Tagesmärsche, wenn wir gut vorankommen.« Bayard schaute zu Horus hinüber, der auf Keelins Schulter saß. »In der Einöde werden wir ein gutes Falkenauge nötig haben, um nicht im Kreis zu laufen.«
    »Macht Euch darüber keine Sorgen, Horus wird uns den kürzesten Weg weisen.« Keelin strich sanft mit dem behandschuhten Finger über Horus’ Brustgefieder. Der Falke erwiderte die Zärtlichkeit, indem er wie so oft an Keelins Haaren knabberte.
    »Nun, reden bringt uns nicht voran«, sagte Bayard, winkte den anderen, ihm zu folgen, und machte sich daran, den Hügel hinabzusteigen. »Aber haltet Augen und Ohren offen«, mahnte er. »Hier sind wir weithin gut zu sehen, und es gibt keine Deckung!«
    »Warum wandern wir dann nicht in der Nacht und ruhen am Tag?«, wandte Abbas vorsichtig ein.
    Bayards Kopf flog herum. »Wer hat denn dich um deine Meinung gefragt?«, fuhr er den Wunand an. »Es ist schon schlimm genug, dass ich für dich den Beschützer spielen muss. Doch damit nicht genug! Nun erdreistest du dich auch noch, meine Entscheidungen in Frage zu stellen.«
    »Verzeiht.« Abbas duckte sich, als wäre er geschlagen worden. »Ich dachte nur …«
    »Ich kann mich nicht erinnern, dass Denken dem Stand eines Küchenjungen entspricht«, fiel Bayard ihm barsch ins Wort. Dann drehte er sich um und setzte den Weg fort.
    Keelin legte Abbas tröstend die Hand auf die Schulter. »Es ist wohl besser, du hältst dich zurück«, sagte er augenzwinkernd und ging Bayard hinterher. Maylea folgte ihm und strafte Abbas mit einem vernichtenden Blick aus den Augenwinkeln.
    »Was habe ich denn Falsches gesagt?«, flüsterte Abbas Ajana zu, als ihnen die anderen schon ein Stück voraus waren.
    »Ich weiß es nicht.« Ajana schüttelte verständnislos den Kopf Abbas tat ihr Leid. Er hatte so vieles auf sich genommen, um sich dem Trupp anzuschließen, und litt vermutlich noch mehr, als wenn er in der Festung geblieben wäre. Es war ihr nicht entgangen, dass er sich hauptsächlich in ihrer Nähe aufhielt; sie führte dies aber in erster Linie auf seine unverhohlene Bewunderung für sie, die Nebelsängerin, zurück. Aber vielleicht steckte noch mehr dahinter – vielleicht war es ja auch ein Ausdruck seiner tiefen Einsamkeit. »Vermutlich will er, dass wir am Tag gehen, weil Horus uns führen muss«, begründete

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