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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Schläfen. Er hielt den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen, wie er es immer tat, wenn er den Falken im Geiste auf einem so wichtigen Flug begleitete.
    »Wie viele?« Bayards Gesicht war von großer Sorge gezeichnet.
    »Ein Dutzend. Vielleicht auch mehr. Sie sind noch zu weit entfernt. Die Sonne …« Keelin atmete heftig, ein Zeichen für die große Anspannung, unter der er stand. »Uzoma!«, stieß er schließlich hervor.
    »Thorns heilige Rösser!« Bayard schaute sich um, als suchte er nach einer Deckung, die es hier weit und breit nicht gab. Dann schritt er die nähere Umgebung ab, wobei er den Fuß immer wieder prüfend in die Erde stieß.
    »Wann werden sie hier sein?«, rief er Keelin zu.
    »Schwer zu schätzen. Sie reiten sehr schnell.«
    »Dann müssen wir uns beeilen!« Bayard schien gefunden zu haben, wonach er suchte, und sank vor einer mit rotem Sand gefüllten Mulde auf die Knie. »Feanor, Maylea, Ajana und du da«, damit war Abbas gemeint, »kommt her und helft mir«, rief er den anderen zu, während er sich anschickte, mit bloßen Händen ein Loch in den weichen Sand zu graben.
     
     
     
    »Hervorragend.« Ein zufriedenes Lächeln huschte über Vharas Gesicht, als sie im Spiegel ihrer magischen Wasserschale beobachtete, wie es Othon im Heerlager erging.
    Seine Ankunft auf dem Rücken des Lagaren hatte auf die Stammesfürsten genau den Eindruck gemacht, den sie sich erhofft hatte. In tiefer Bewunderung für den Mut des Whyono waren sie vor ihm auf die Knie gefallen und hatten sich immer wieder demütig vor ihm verneigt. Die schmeichelhaften Huldigungen hatten in Othon den Krieger und Befehlshaber aufs Neue erweckt. Wie selbstverständlich hatte er die Heerführung übernommen und sich sogleich daran gemacht, den entscheidenden Angriff für den bevorstehenden Abend vorzubereiten.
    Vhara war überrascht, wie wandlungsfähig dieser Mann doch war. Die vielen Winter des Müßiggangs mochten aus ihm einen verweichlichten Schwächling gemacht haben, der es vorzog, sich ausschließlich den angenehmen Seiten des Lebens eines Regenten zu widmen. Doch wenn es darauf ankam, war er im Herzen immer noch der erfahrene Krieger, der sie einst durch die Wüste geführt hatte, und Vhara war überzeugt, dass sie schon bald das versprochene Abendrot am südlichen Horizont erblicken würde.
    Mit einer streichenden Handbewegung löschte sie das Bild in der Wasserschale, das Othon bei den Beratungen mit den Stammesfürsten zeigte. Dann fischte sie mit einem dünnen Holzstab die drei grauen Haare aus dem Wasser, die es ihr ermöglicht hatten, Othon über die weite Entfernung hinweg zu beobachten.
    Zu gern hätte sie auch den Ajabani mit dieser kleinen magischen Spielerei bei seiner Arbeit überwacht. Doch der stolze Krieger hätte es niemals zugelassen.
    Bei der Tempelgarde hingegen war das kein Problem. Vhara griff nach einer flachen Holzschale, die neben dem großen silbernen Wassergefäß bereitstand, und nahm ein halbes Dutzend kurzer verschiedenfarbiger Haare heraus. Einige stammten von den Uzoma, andere von den Pferden, eine Mischung, die es ihr ermöglichte, die ganze Gruppe zu beobachten.
    Während sie leise die magischen Worte vor sich hin murmelte, welche die Verbindung zu den Kriegern herstellte, legte sie die einzelnen Haare vorsichtig auf die Wasserfläche und vollführte danach wieder eine streichende Bewegung über dem Wasser. Augenblicklich trübte es sich. An der Oberfläche bildeten sich verschwommene Linien, aus denen sich nach kurzer Zeit das Bild einer Reitergruppe formte. Im Licht der tief stehenden Sonne eilten die langen Schatten der Pferdeleiber den Reitern voraus, die ihre Tiere in gestrecktem Galopp über die eintönige Steppe nördlich des Pandarasgebirges hetzten.
    Vharas Hände umfassten den Rand der Schale fester. Der scharfe Ritt und die Entschlossenheit in den Gesichtern der Reiter ließen vermuten, dass sie die Gesuchten bereits entdeckt hatten. Sie beugte sich noch tiefer über das Bild der dahinpreschenden Tempelgarde. Nicht mehr lange, und sie würde mit ansehen, wie auch die letzte Hoffnung der Vereinigten Stämme Nymaths zunichte gemacht wurde.
     
     
     
    »Das ist tief genug.« Bayard war über und über mit feinem rotem Staub bedeckt, als er sich erhob. Ajana, Maylea, Abbas und Feanor sahen nicht viel besser aus, und die Schweißtropfen auf ihren Gesichtern zeugten davon, wie erschöpft sie waren.
    »Thorns heilige Rösser!« Bayard warf einen gehetzten Blick nach Westen, wo die

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