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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Leben?«
    »So ist es.« Der Kommandant zuckte zusammen, als er Vharas Blick auf sich spürte.
    »Narren, Tölpel, Dummköpfe!« Außer sich vor Wut fuchtelte Vhara mit den Händen in der Luft herum. »Blut und Feuer! Womit habe ich das verdient?«
    Ihr Blick traf den des Ajabani mit der Schärfe eines Schwertes.
    »Und du?«, fuhr sie ihn an. »Ist dir nicht einmal der Gedanke gekommen, dass ein Überlebender von unschätzbarem Wert für uns hätte sein können?«
    »Ich habe den Befehl, alle Streiter zu töten.« Der Ajabani hielt dem Blick der Hohepriesterin gelassen stand. »Dafür werde ich bezahlt.«
    »Befehl, Befehl«, kreischte Vhara. »O ja, versteck du dich nur hinter deinen Befehlen. Damit machst du es dir ja so leicht. Zweihundert Waffen. Macht euch das nicht stutzig? Nein, natürlich nicht. Es ist ja allgemein bekannt, dass jeder Rebell mit sieben Waffen gleichzeitig kämpft.« Sie schnaubte verächtlich. »Wenn sie versuchen, fast zweihundert Dolche, Messer und Schwerter in die Stadt zu schmuggeln, wird es dort gewiss auch jemanden geben, der Verwendung dafür hat. Blut und Feuer! Und diesen jemanden gilt es zu finden. Die Folter hätte so manche Zunge lösen können. Aber nein, ihr musstet ja alle töten, die uns etwas hätten preisgeben können.«
    »Herrin, wir …«, hob der Kommandant vorsichtig an.
    »Schweig!«, herrschte Vhara ihn an. »Ich will nichts mehr hören. Geht mir aus den Augen. Beide! Sonst komme ich noch in Versuchung, euer nutzloses Blut dem Einen zu opfern.«
    Der Kommandant erbleichte. Doch der Ajabani zeigte keine Furcht. »Und was ist mit meinem Lohn?«, fragte er ruhig.
    »Lohn?« Vhara fuhr herum. In ihren Augen glomm ein unheilvoller roter Schimmer. »Du erdreistest dich tatsächlich, einen Lohn für das einzufordern, was du angerichtet hast?«
    »Ich habe dreißig Streiter getötet. Mir stehen dreißig Goldmünzen zu.«
    »So, glaubst du? Ich werde dir zeigen, was dir zusteht!«
    Blitzschnell wanderte Vharas Hand zum Gürtel und griff nach dem verzierten Zeremonialdolch. Doch der Ajabani war schneller. Ehe Vhara den Dolch werfen konnte, sirrte seine Muriva schon durch die Luft.
    Vhara zuckte nicht einmal mit der Wimper. Ohne dass es mit bloßem Auge zu verfolgen war, schnellte ihre Hand abwehrend in die Höhe. Sie zischte einen kurzen Befehl, und der Wurfstern verharrte mitten in der Bewegung. Nur eine Armeslänge von ihr entfernt blieb er mitten in der Luft stehen.
    Der Ajabani keuchte überrascht auf.
    »Du wagst es, eine Waffe gegen mich zu richten?« Vharas Stimme war gefährlich ruhig. Als sei der messerscharfe Stern nichts weiter als ein Spielzeug, das ein Kind ihr zugeworfen hatte, nahm sie ihn in die Hand, betrachtete ihn prüfend und schleuderte ihn dann ohne eine Vorwarnung blitzartig wieder auf den Ajabani.
    Zum Ausweichen blieb keine Zeit.
    Mit einem dumpfen Ton bohrte sich der Wurfstern in den Hals des Meuchelmörders.
    Die Augen vor Entsetzen und Überraschung weit aufgerissen, stand er da und öffnete den Mund, brachte jedoch nur ein Gurgeln zustande, das von zähflüssigem Blut erstickt wurde. Wenige Herzschläge lang stand er noch aufrecht. Dann brach er zusammen.
    »Das steht dir zu!« Die Hohepriesterin bedachte den Ajabani mit einem spöttischen Lächeln und fügte hinzu: »Ich hasse Versager.«
    »Und nun zu dir!« Mit einer herrischen Geste wandte sie sich dem Kommandanten zu, der erschrocken zurückwich. »Ich will, dass du allen von dem Vorfall an der Straßensperre berichtest. Ab sofort werden die Posten und Patrouillen in der Stadt verdoppelt, nein, verdreifacht. Sie sollen Augen und Ohren offen halten. Es steht zu befürchten, dass sich weit mehr Streiter in der Stadt aufhalten, als wir bisher angenommen haben. Und sag ihnen: Ich will sie lebend – hast du verstanden?«
    Der Kommandant nickte stumm.
    »Gut. Dann verschwinde.« Vhara unterstrich die Worte mit einer ungeduldigen Handbewegung, rief ihn dann aber noch einmal zurück. »Und schick ein paar von deinen Männern her«, befahl sie mit einem verächtlichen Seitenblick auf den Ajabani. »Sag ihnen, sie sollen diesen Unrat hier beseitigen.«
    Als die Tür klappend hinter dem Kommandanten ins Schloss fiel, ließ sich Vhara erschöpft in einen der Korbstühle sinken, die im Raum für Gäste bereitstanden. Den Blick starr auf den Toten gerichtet, saß sie dort, den Kopf gesenkt, die Arme kraftlos auf den Lehnen ruhend.
    Sie hatte einen Fehler gemacht, und sie wusste es.
    Wieder einmal hatte sie

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