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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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das schon mit Gewissheit zu sagen? Sicher ist nur, dass es nicht ein Wiedererstarken des alten Glaubens war, denn sonst …«, er deutete auf die unversehrten Ruhestätten der anderen Götter, »wären auch sie bereits hier.«
    »Viel Wahrheit liegt in deinen Worten.« Die wilde Jägerin nickte, wirkte aber unschlüssig. »Dennoch fühle ich, dass es einen besonderen Grund für mein Erwachen gibt. Es war kein Zufall, kein Missgeschick. Etwas oder jemand hat sich meiner erinnert oder nach mir gerufen. Jemand, der enorme Kräfte auf diese Gedanken verwendet hat, gerade so, als sprächen Tausende von Gläubigen gemeinsam ein Gebet zu mir.«
    »Das ist völlig unmöglich.« Die Widerrede des Dunkelgewandeten kam eine Spur zu schnell, und er beeilte sich, eine Erklärung nachzusetzen, um den Eindruck von Hast zu verdecken. »Nirgends gibt es mehr so viele Menschen, die im festen Glauben an Euch vereint sind. Von einer einzelnen Person mit solch übernatürlichen Kräften ganz zu schweigen.«
    »Ja, so wird es wohl sein.« Die schöne Göttin stützte das Kinn nachdenklich auf die schlanken weißen Hände und richtete den Blick in die Ferne. »Und dennoch …«
    »Ihr solltet Euch darüber keine Sorgen machen«, entgegnete der falsche Wanderer in salbungsvollem Ton. »Es hat sich nichts ereignet, das für Euch von Belang wäre. Gewiss war es nicht mehr als ein unglücklicher Zufall. Eine Laune des Schicksals.« Seine Stimme nahm einen besorgten Tonfall an. »Mit Verlaub, darf ich Euch daran erinnern, dass Eure Kräfte in dieser Sphäre rasch schwinden, wenn Euch keine Gebete erreichen? Um Eurer eigenen Sicherheit willen solltet Ihr Euch daher alsbald wieder zur Ruhe begeben.«
    »Ihr guten, alten Wanderer.« Emo lächelte und erhob sich. »Was würden wir nur ohne euch und eure treuen Dienste tun? Selbst nach der langen Zeit, die wir schon ruhen, seid ihr noch immer so um unser Wohl besorgt wie dereinst in den leuchtenden Zeiten, als diese Hallen angefüllt waren mit Glanz und göttlichem Leben.« Sie machte ein paar lautlose Schritte durch die Halle und betrachtete sinnend den Staub, den ihre bloßen, von funkelnden Ringen geschmückten Zehen dabei aufwirbelten. »Ja, ich sollte mich wohl wirklich wieder zur Ruhe begeben«, gab sie dem Dunkelgewandeten Recht. »In dieser Welt gibt es keinen Platz für uns. Doch da ich nun einmal hier bin, werde ich mich erst vergewissern, wie es meinen Kindern ergangen ist, ehe ich zu den anderen zurückkehre.«
     

     
    Der Weg durch die engen, gewundenen Gänge, die in sanfter Neigung stetig abwärts führten, nahm kein Ende. Längst hatte Ajana jedes Zeitgefühl verloren. Es fiel ihr schwer einzuschätzen, ob eine Stunde, ein paar Minuten oder gar eine kleine Ewigkeit vergangen war, die sie und die anderen dem Wegfinder nun schon durch die unterirdische Welt folgten.
    Eine fast greifbare Stille begleitete sie. Schwer und bedrohlich hing sie in den Schatten der Gewölbe und den Nischen der Gänge, wie ein Raubtier, das nur auf einen günstigen Augenblick wartete, um zuzuschlagen. Nur hin und wieder wurde sie von dem Scharren der Stiefel auf dem porösen Gestein oder von den rätselhaften Geräuschen des Atems der Berge durchbrochen und schien tatsächlich wie ein lebendiges Wesen zurückzuweichen, wenn sich der kleine Trupp und mit ihm auch ein wenig Helligkeit ihrem Versteck näherte.
    Das Licht für die Reise durch die dunkle Welt spendeten ihnen kugelförmige Körbe aus dünnen, miteinander verflochtenen Ästen, in denen ein von leuchtendem Moos umschlossener Stein ruhte. Ajana hatte die seltsamen Lichtquellen schon auf dem Weg von der Steppe ins Tal der Vaughn bewundert. Inzwischen wusste sie, dass die Vaughn diese Lampen über viele Jahre hinweg züchteten, indem sie Teile der leuchtenden Moosgeflechte auf abgeschlagenes Felsgestein setzten und abwarteten, bis diese den Brocken ganz umschlossen. Die moosbewachsenen Gesteinskugeln wurden dann in die eigens dafür gefertigten Körbe gelegt und konnten auf diese Weise überall mit hingenommen werden. Ein großer Vorteil dieser natürlichen Lampen war, dass sie kaum der Pflege bedurften und in den Höhlen keinen Rauch verbreiteten. Glaubte man Oonas Worten, so waren sie zudem überaus langlebig. Sie leisteten den Vaughn viele Winter lang gute Dienste und erloschen erst dann, wenn das Moos den eingeschlossenen Stein gänzlich zersetzt hatte.
    An einem geschützten Platz am Höhleneingang, dort, wo die Sonne die lichtempfindlichen

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