Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
am nächtlichen Lagerplatz in einer ausgedehnten Mulde erwarteten.
    »Und? Konntest du etwas finden?« Schon die Art, wie Nematana, die Älteste der drei Frauen, sie fragte, machte deutlich, dass sie nicht wirklich daran glaubte. Die Anführerin des Erkundungstrupps hockte unter einem Zelt aus Schatten spendenden Tüchern und ließ sich von ihrem Kurvasa das Haar kämmen.
    Der Anblick stimmte Anao ärgerlich. Nicht zum ersten Mal, seit sie einen Morgen zuvor von Udnobe aufgebrochen waren, fragte sie sich, wofür Nematana die Reise wohl halten mochte? Hatte sie immer noch nicht verstanden, dass auf ihnen die Hoffnung ihres Volkes ruhte? Konnte oder wollte sie nicht einsehen, wie wichtig die ihnen übertragene Aufgabe war? Wenn sie nicht auf die Dienste ihres Kurvasa und andere Annehmlichkeiten verzichten wollte, warum hatte sie dann so darauf gedrängt, die Gruppe anzuführen, statt bei den anderen zu bleiben?
    Anao hingegen hatte keine andere Wahl gehabt. Sie war nicht einmal gefragt worden, ob sie dabei sein wollte. Wie selbstverständlich hatten die Stammesältesten ihr einziges Kind einer Nährmutter anvertraut und sie aufgefordert, den anderen den Weg durch die Wüste zu weisen. War sie doch die Einzige, der Ulan noch von der geheimen Wasserstelle erzählt hatte, bevor er …
    Anao schluckte. Noch immer war es für sie nur schwer anzunehmen, dass ihr verehrter Gemahl seinen Verletzungen erlegen war. Die erlittenen Verbrennungen waren nicht lebensbedrohlich gewesen. Dennoch war alle Fürsorge vergebens gewesen. In der zweiten Nacht nach dem verheerenden Brand hatte sein Herz einfach aufgehört zu schlagen.
    Zuerst hatte Anao sich bittere Vorwürfe gemacht, da sie fürchtete, ihn nicht gut genug versorgt zu haben. Doch die Heilerinnen hatten ihre Bedenken zerstreut. »Ohne Jamzhe war kein Lebenswillen mehr in ihm«, hatte eine von ihnen mitfühlend gesagt und mit einem Blick zum Himmel hinzugefügt: »Nun sind sie wieder vereint.« Anao schaute zum Himmel hinauf, der sich in einem eindrucksvollen Blau über ihr wölbte. Vereint … Der Gedanke hatte etwas Tröstliches.
    »Sag mal, träumst du? Ich habe dich etwas gefragt!«, herrschte Nematana sie in diesem Augenblick ungehalten an. »Nun antworte schon! Was hast du gesehen?«
    Anao senkte den Blick und schüttelte betrübt den Kopf. »Nichts.«
    »Nichts!« Ein unverhohlener Triumph lang in Nematanas Stimme. »Schon wieder nichts.« Sie schnaubte verächtlich. »Ich habe doch gleich gesagt, dass uns diese Suche nach der grünen Insel in der Wüste nichts einbringen wird. Ulan war längst nicht mehr Herr seiner Sinne, als er dir davon berichtete. Wer schenkt schon den Verheißungen eines Sterbenden Glauben.«
    »Du tust ihm Unrecht! Er sprach lange vor seinem Tod schon einmal davon«, entgegnete Anao zornig und fügte hinzu: »Selbst die Krieger, die die Lagaren für die Hohepriesterin einfingen, haben davon berichtet.« Anao ballte die Fäuste. In ihrer Rolle als erste Frau des neuen obersten Stammesältesten hatte Nematana noch lange nicht das Recht, Ulans Andenken in den Staub zu treten.
    »Die Krieger, von denen du sprichst, sind in der Schlacht gefallen.« Mit einer abfälligen Handbewegung fegte Nematana Anaos Einwand fort. »Ich habe dich durchschaut, Anao«, zischte sie leise. »Denkst du, ich weiß nicht, was du planst? Du willst dich wichtig tun, um dir deine Begünstigungen zu erhalten, da Ulan tot ist. Anao, Retterin der dürstenden Uzoma … Pah.« Sie machte eine ausladende Bewegung mit dem Arm. »Wo ist sie denn, deine grüne Insel? Wo?«
    »Wir werden sie schon noch finden.« Anao hob stolz das Kinn.
    »Nein, das werden wir nicht!« Nematana vollführte eine herrische Geste in Richtung des Kurvasa und bedeutete ihm, mit dem Kämmen aufzuhören. Dann stand sie auf und kam auf Anao zu. »Wir werden gar nichts mehr finden, denn wir werden die Suche abbrechen«, sagte sie von oben herab. »Wir haben schon genug wertvolle Zeit damit vergeudet, den wirren Phantasien eines Sterbenden nachzuhängen. Den Irrungen eines alten Mannes, der sich nicht einmal mehr an die Namen seiner Kinder erinnert hat. Doch damit ist jetzt Schluss! Wir kehren um!«
    »Aber wir sind doch gerade erst aufgebrochen und nur einen Sonnenbogen lang geritten«, entgegnete Anao bestürzt. »Ulan sagte aber, die Sonne müsse dreimal auf- und untergehen, ehe wir die …«
    »Ich weiß sehr wohl, was Ulan gesagt haben soll«, fiel Nematana ihr ins Wort. »Aber ich weiß auch, dass hier das

Weitere Kostenlose Bücher