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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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an ihr vorbeipreschte, und sprang instinktiv zur Seite, doch schon das nachfolgende Tier erwischte sie an der Schulter und schleuderte sie zu Boden.
    Der Aufprall war hart. Ein stechender Schmerz schoss ihr durch den Arm, ihr Kopf dröhnte, und Sand füllte ihren Mund. Doch all das erschien geradezu unbedeutend, verglichen mit dem todbringenden Stampfen der gespaltenen Hufe um sie herum und der lähmenden Furcht, dass ihr Leben hier enden könnte.
    Unwillkürlich kauerte sie sich zusammen. Die Augen geschlossen und die Arme schützend über den Kopf gelegt, presste sie sich dicht an den Boden und wartete darauf, dass der Wahnsinn ein Ende nahm. Immer wieder spürte sie, wie die harten Hufe der Talpungas sie trafen, doch wie durch ein Wunder blieb der tödliche Tritt aus.
    Dann war es vorüber.
    Das donnernde Stampfen der Hufe wurde leiser und verebbte schließlich zu einem leichten Vibrieren, während sich der aufgewirbelte Sand langsam wieder legte und eine bedrückende Stille in der Mulde einkehrte.
    Anao lag noch immer in gekrümmter Haltung am Boden. Irgendwo in den Tiefen ihres Bewusstseins flüsterte ihr eine leise Stimme zu, dass die Gefahr vorüber sei, doch ihr in Todesfurcht verkrampfter Körper regte sich nicht. Erst als sich eine Hand sanft auf ihre Schulter legte und jemand sie besorgt ansprach, kehrte die Kraft langsam in ihre Muskeln zurück. Vorsichtig richtete sie sich auf und unterzog ihren Körper einer kurzen Kontrolle. Die Hufe der Talpungas hatte ihr arg zugesetzt. Schon jetzt zeichneten sich auf ihren bloßen Armen und Beinen dunkle Flecken und blutige Striemen ab. Dennoch war ihr Zustand überraschend gut. Es schien nichts gebrochen, und außer einem Stechen, das sie bei jedem Atemzug spürte, hatte sie keine größeren Schmerzen.
    Sie spuckte den Sand aus und sah den Kurvasa an, der neben ihr kauerte. Er schien unverletzt. »Lagaren!«, sagte er und deutete zum Himmel hinauf, um die Aussage zu unterstreichen.
    Anao zuckte erschrocken zusammen und warf einen ängstlichen Blick nach oben, doch der Kurvasa schüttelte heftig den Kopf und gab ihr durch Handzeichen zu verstehen, dass die Herde Talpungas auf der Flucht vor einem jagenden Lagaren war.
    Anao nickte zum Zeichen, dass sie verstanden hatte, dann blickte sie sich suchend um. »Nematana?«, fragte sie.
    Der Kurvasa senkte den Blick.
    Anao überlief es eiskalt. Sie sah im Geiste, wie Nematana angesichts der heranpreschenden Talpungaherde die Arme hob …
    »Wo ist sie?«, fragte sie matt.
    Der Kurvasa deutete mit einem Kopfnicken dorthin, wo zuvor noch die Pferde gestanden hatten. Anao wandte sich um und sah, dass Wanaa, die jüngere der beiden anderen Frauen, weinend neben dem Leichnam ihrer Freundin kniete. Unmittelbar daneben lag ein weiterer Körper im Sand. Er war in eines der Tücher gewickelt, die Nematana Schatten gespendet hatten.
    Nun waren sie nur noch zu dritt.
    »Such die Pferde!«, trug sie dem Kurvasa auf »Sie waren an den Sätteln zusammengebunden und können nicht weit gekommen sein.« Anao legte alle Zuversicht, die sie aufbringen konnte, in ihre Stimme.
    Der Kurvasa nickte und huschte davon. Anao sah noch, wie er einen Dünenkamm erklomm und in alle Richtungen Ausschau hielt. Dann setzte er seinen Weg fort und war nicht mehr zu sehen.
    Anao erhob sich unter Schmerzen. Gebückt und schwerfällig schleppte sie sich zu Wanaa, die voller Kummer neben den beiden toten Frauen kauerte.
    Anao seufzte. Ohne Grabestöcke würde es lange dauern, eine Grube auszuheben, die tief genug war, um beide aufzunehmen, aber sie brachte es nicht übers Herz, die Körper der beiden Frauen der sengenden Sonne und den Lagaren zu überlassen.
     
    Als die Sonne den höchsten Stand erreichte, kehrte der Kurvasa zurück. Anao war sehr erleichtert, als sie sah, dass er zumindest vier der fünf Pferde hatte einfangen können, aber ihre Freude ging weit darüber hinaus.
    Während sie mit Wanaa gegraben hatte, hatte sie sich große Vorwürfe gemacht. Wie hatte sie nur so leichtsinnig sein können, einen Kurvasa, noch dazu einen, der kein Uzoma war, mit der Suche nach den Pferden zu beauftragen? Die Gefahr, dass er mit den Tieren davonritt und sie ihrem Schicksal überließ, war groß, und sie hatte sich geärgert, dies nicht bedacht zu haben. Mit jedem Fingerbreit, den die Sonne weiterzog, war ihre Sorge gewachsen, und nun war sie erleichtert, dass diese sich als unbegründet erwiesen hatte.
    Wie selbstverständlich saß der Kurvasa ab und half den

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