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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Grausamkeit stiegen der Magun die Tränen in die Augen. Sie hob die Hand, um sie fortzuwischen.
    Die Berührung war ihr ungewohnt und fremd.
    Verwundert starrte sie auf ihre Finger und sog erschrocken die Luft ein. Die schlanke und jugendliche Hand war zweifellos die ihre, doch sie mutete sie so befremdlich an, als gehöre sie zu jemand anderem. Wo waren die rauen, von harter Arbeit gezeichneten Hände, wo die spröde, faltige Haut und die dunklen, rissigen Fingernägel?
    So vorsichtig, als fürchte sie sich vor dem, was sie erwarten mochte, hob die Magun auch die andere Hand – und stieß einen ächzenden Laut aus. Nicht nur die Hand, der ganze Arm schien auf wundersame Weise verjüngt, ganz so, als hätten die unzähligen Winter ihm nichts anhaben können. Zögernd, fast ängstlich, führte sie die Hände zu den Haaren. Sie ahnte es bereits, und doch war sie nicht wirklich darauf vorbereitet. Statt in das grau verfilzte Haar griff sie in eine feste Haarpracht, und eine glänzende schwarze Locke fiel ihr ins Gesicht.
    Und nicht nur das. Als sie an sich herunterblickte, sah sie, dass auch die verschlissenen alten Gewänder nicht mehr dieselben waren. Wie damals trug sie wieder ein bodenlanges fließendes Kleid aus kostbarem hellgrünem Gewebe. Es schmeichelte ihrer schlanken, anmutigen Gestalt und brachte ihre hehre Schönheit ausnehmend gut zur Geltung. Die Magun spürte, wie ihr Herz angesichts der atemberaubenden Verwandlung heftig zu pochen begann. Zögernd, fast ängstlich hob sie die Hände, um die letzte bange Frage zu klären. Würde auch ihr Gesicht …?
    Sie wünschte, sie hätte einen Spiegel, doch da sie keinen besaß, musste genügen, was ihre tastenden Finger ihr sagten: Wahrhaftig, es war weder ein Traum noch ein Trugbild. Nach all den Wintern war sie wieder so jung und schön wie einst, als sie das nebelverhangene Reich verlassen hatte.
    Ein tiefes Glücksgefühl durchströmte die Magun, und sie gönnte sich einen Augenblick der Ruhe, um die wundersame Wandlung anzunehmen. Mit der Last des Alters waren auch die Erschöpfung und die Müdigkeit aus ihren Gliedern gewichen. Sie fühlte sich voller Tatendrang und so ausgeruht wie schon lange nicht mehr, spürte aber auch, dass sie nicht länger säumen durfte. Der Wanderer bedurfte ihrer Hilfe. Sie war gekommen, um ihm zu helfen, und würde nicht zögern, ihn aus seiner Notlage zu befreien.
     

     
    Den Rest der Nacht, sofern das Gefühl für Zeit in der Dunkelheit der Höhle nicht trügerisch war, verbrachte Ajana schlaflos auf ihrem Lager.
    Keelin hatte Tarun abgelöst und die letzte Wache übernommen. Der junge Falkner saß ganz in der Nähe an einen Felsen gelehnt, die gefesselte Faizah und das Lager der Uzoma fest im Blick.
    Obwohl Bayard den Stammesfürsten das Leben gerettet hatte, war er den Uzoma gegenüber auch weiterhin voller Misstrauen und Hass, ein Umstand, der es Ajana sehr erschwerte, seine Beweggründe für die Rettung nachzuvollziehen. Es waren jedoch nicht die Gedanken über das Ereignis, die sie vom Schlafen abhielten. Es war Faizah. Die junge Uzoma tat ihr Leid. Beim Bad im Tal der Vaughn hatte Ajana ihren von Narben verunstalteten Körper gesehen, und sie glaubte den Grund dafür zu kennen, warum sich Faizah an den Stammesfürsten rächen wollte. Und wenngleich sie die Art und Weise der Rache nicht gutheißen konnte, so brachte sie doch Verständnis für die junge Kurvasa auf. Sie war erleichtert, dass Bayard dem Verlangen der Stammesfürsten nach einer sofortigen Hinrichtung Faizahs nicht nachkam, und hoffte inständig, dass sich der Heermeister auch weiterhin so ritterlich verhalten möge.
    Inzwischen schliefen alle tief und fest, bis auf die beiden Wachtposten und Ajana, deren Blick immer wieder zu Faizah wanderte. Die junge Uzoma lag gefesselt auf dem nackten Felsgestein in einer Haltung, die gewiss nicht angenehm war. Sie rührte sich nicht und hatte die Augen geschlossen, aber Ajana bezweifelte, dass sie wirklich schlief.
    Wenn ich ihr doch nur helfen könnte, dachte sie und seufzte leise. Irgendwie …
    Für wenige Atemzüge blieb sie noch liegen, dann setzte sie sich leise auf, nahm ihren Umhang, den sie zu einem Kissen zusammengerollt hatte, und huschte geduckt zu Faizah hinüber.
    Sanft hob sie den Kopf der jungen Uzoma an, um diese nicht zu wecken, und schob den gerollten Umhang vorsichtig darunter. Während sie Faizahs Kopf behutsam auf das Kissen bettete, warf sie einen fragenden Blick zu Keelin hinüber. Dem jungen

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