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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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du und deine Brüder unser Andenken auch weiterhin bewahrt, auf dass die Menschen irgendwann in ferner Zukunft zum wahren Glauben zurückfinden.« Ermattet führte sie die Hand an die Stirn. »Dions schwarze Blüten, wie groß müssen die Irrungen sein, dass meine Kräfte so rasch schwinden.« Sie machte eine Pause und wirkte nachdenklich. »Doch werde ich keine Ruhe finden können, ehe ich nicht sicher sein kann, dass es meinen Kindern wohl ergeht.«
    »Seid unbesorgt, es geht ihnen gut«, sagte der Dunkelgewandete in der Hoffnung, die Göttin möge sich schnell wieder davonmachen. »Beide leben friedlich und unerkannt unter den Menschen.«
    »So? Hast du sie denn gesehen?« Hoffnung glomm in Emos Augen, als sie zu ihm aufschaute.
    Der Dunkelgewandete nickte. »Unsere Weg kreuzen sich häufig«, log er.
    »Dann berichte mir, wie es ihnen in all den Wintern ergangen ist«, verlangte Emo so heftig zu erfahren, dass es schien, als habe sie die Schwäche überwunden. Doch der Augenblick währte nicht lange, und schon gleich darauf wirkte sie wieder so erschöpft wie zuvor. »Du und deine Brüder, ihr habt uns stets die Treue gehalten«, sagte sie matt. »Ich vertraue auf dein Wort. Erzähl mir von meinen Kindern, damit ich unbesorgt an den fernen Ort der Ruhe zurückkehren kann.«
     

     
    Da niemand mit Bestimmtheit sagen konnte, wie der Himmel über dem Pandarasgebirge wirklich aussah, war es nur ein erahnter Morgen, als die beiden Gruppen unter Ghans und Nahmas Führung den dritten Teil ihrer Reise antraten. In den Tiefen des Gebirges gelang es Keelin nicht, eine geistige Verbindung zu Horus aufzunehmen, der das Pandarasgebirge im Flug überwand, und so hatte auch er bald jedes Gefühl für die Zeit verloren.
    Die Wegfinder gaben sich gewohnt schweigsam und führten die beiden Gruppen weiterhin stetig bergab. Eingehüllt in Stille und den fast schon vertrauten Atem der Berge tasteten sie sich an jäh aufklaffenden Abgründen entlang und überwanden unterirdische Schluchten auf natürlichen Brücken aus Felsgestein. Einmal mussten sie gar auf dem Bauch liegend durch einen gewundenen Tunnel kriechen. Er war so lang und eng, dass Bayard für die Dauer dieses Wegabschnitts Faizah die Fesseln abnehmen musste.
    Es gab keinen unter ihnen, den auf diesem wohl härtesten Stück des Wegs nicht eine unheimliche Beklemmung befiel, und ein jeder atmete erleichtert auf, als das Wegstück endlich hinter ihnen lag.
    Die Erleichterung währte jedoch nicht lange genug, um die gedrückte Stimmung der Weggefährten zu heben. Menschen wie Uzoma verhielten sich schweigsam, ganz so, als habe sich die erdrückende Last der Berge mit ihrer Dunkelheit auf ihre Gemüter gelegt.
    Ajana hielt sich dicht bei Keelin. Die Erinnerungen an die unheimlichen Erscheinungen, die sie in den Schatten der großen Höhle zu sehen geglaubt hatte, klangen noch immer in ihr nach, und sie fürchtete sich. Sie hatte weder mit Keelin noch mit einem der anderen darüber gesprochen, doch der junge Falkner schien ihre Angst zu spüren. Wann immer der Weg es zuließ, ergriff er ihre Hand, ermunterte sie durch einen sanften Händedruck oder versicherte sie durch ein liebevolles Lächeln seiner Zuneigung.
    Seine Nähe und sein Vertrauen taten Ajana gut, aber die Furcht wollte nicht weichen und blieb ihr ständiger Begleiter. Sobald sie eine Höhle betraten, irrten ihre Blicke furchtsam umher, und häufig stolperte sie, weil sie vergaß, auf den unwegsamen Boden zu achten. Gelegentlich glaubte sie aus den Augenwinkeln erneut huschende Bewegungen in den Schatten auszumachen. Doch selbst wenn sie den Blick blitzartig dorthin richtete, konnte sie nichts Ungewöhnliches erkennen.
     
    Als sie zum zweiten Mal eine Rast einlegten, öffnete Ajana die Schultertasche, um das Lavinci mit einer Pacunuss zu füttern. Das kleine Baumhörnchen schien sich mit seiner neuen Pflegerin abgefunden zu haben und verhielt sich ausgesprochen friedlich. Das war auch klug so, denn wie Keelin richtig vermutet hatte, gefiel es Bayard gar nicht, einen kleinen Nager in der Nähe zu haben.
    Ginge es nach ihm, hätte er das Tier auf der Stelle getötet. Da sich Ajana aber so energisch für das Lavinci eingesetzt hatte, hatte er schließlich eingelenkt, jedoch nur unter der Bedingung, dass sie das Baumhörnchen nicht aus den Augen ließ. Seither benahm sich das Lavinci so tadellos, als ahne es die Gefahr, in der es schwebte. Wenn es nicht schlief, hockte es auf Ajanas Schulter und hielt sich auch von

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