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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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entlangschritten. Vor ihrer Tür machten sie Halt. Ihnen folgte eine Hand voll weiterer Uzoma, die schweigend hinter den Kriegern Aufstellung nahmen. Die ernsten Gesichter der Männer zeigten keinerlei Regung. Aber der Priesterin entging nicht, dass es ihnen trotz der finsteren Mienen nur mühsam gelang, eine pflichtschuldige Demutsbekundung zu unterdrücken.
    »Herrin!« Die Stimme des älteren Kriegers schwankte, als er zu sprechen anhob. »Ich muss Euch bitten, uns zu begleiten.«
    »Begleiten?« Vhara zog in gespielter Überraschung eine Augenbraue in die Höhe. »Seit wann erteilt die Garde mir Anweisungen?«
    »Die Anweisung stammt nicht von uns«, erwiderte der Krieger mit hölzerner Stimme. »Die Kaziken haben sich beraten und verlangen Euch zu sehen.«
    »Dann mögen sie kommen«, erwiderte Vhara von oben herab. »Sie wissen ja, wo sie mich finden.«
    »Ihr habt wohl nicht recht verstanden«, warf der andere Krieger barsch ein. »Ihr müsst uns begleiten.« Er tat einen Schritt zur Seite und gab den Uzoma hinter sich mittels Kopfnicken ein Zeichen. Augenblicklich traten diese mit blank gezogenen Kurzschwertern vor und richteten sie drohend auf Vhara.
    »So ist das also.« Vhara lächelte dünn. Sie spürte, wie die Furcht vor dem Ungewissen erneut in ihr aufflammte, verbarg dieses Gefühl jedoch geschickt hinter dem zur Schau getragenen Hochmut.
    »Nun dann, gehen wir«, sagte sie und trat so unvermittelt einen Schritt vor, dass die umstehenden Krieger erschrocken zurückwichen.
    Vhara nahm es mit Genugtuung zur Kenntnis, sagte jedoch nichts.
    Mit weit ausgreifenden Schritten, die blank gezogenen Kurzschwerter hinter sich wissend, folgte sie dem Hauptmann der Tempelgarde durch das Gebäude, das ihr und Othon seit vielen Wintern als Palast gedient hatte. Vorbei an dem verlassenen Gemach des Whyono und den leeren Kammern der Metzen und Lustknaben, mit denen sich der oberste Herrscher der Uzoma zumeist die Zeit vertrieben hatte.
    Othon! Vhara warf im Vorbeigehen einen Blick in das Gemach des Whyono. Sie wusste nichts über das Schicksal des Hauptmanns, der ihr als oberster Herrscher der Uzoma lange Zeit vortreffliche Dienste geleistet hatte, machte sich darüber aber auch keine großen Gedanken. Es war nicht wichtig, ob Othon tot oder lebendig war. Ihren Zwecken konnte er nicht länger dienlich sein. Gemeinsam mit dem Heer der Uzoma und den meisten Stammesfürsten war er auf der anderen Seite des Arnad zwischen dem Pandarasgebirge und der magischen Nebelwand über dem Fluss gefangen. Eine Heimkehr war ausgeschlossen.
    Nördlich des Arnad bestand das Volk der Uzoma nach der Trennung vom Heer fast nur noch aus Frauen, Kindern und alten Männern. Ein jämmerlicher Haufen, der auch ohne die tödliche Nebelwand nicht in der Lage wäre, den Ungläubigen erneut die Stirn zu bieten.
    Doch Vhara hatte gar nicht vor, sich noch einmal auf das dunkelhäutige Volk zu verlassen. Sie hatte andere Pläne. Pläne, von denen die Stammesfürsten noch nichts ahnten – für die sie jedoch mächtige Verbündete gewonnen hatte, die kein Sterblicher besiegen und kein magischer Nebel aufhalten konnte und mit deren Hilfe sie schon bald …
    Die Stimmen Hunderter aufgebrachter Uzoma rissen Vhara aus ihren Gedanken. Jäh hielt sie inne und lauschte. Dem Aufruhr nach zu urteilen, der vor den Toren des Palastes herrschte, hatte der Knabe nicht übertrieben. Das lautstarke Stimmengewirr erweckte den Eindruck, als hätten sich sämtliche Bewohner von Udnobe an diesem Morgen gegen sie verschworen. Zorn und Aufbegehren drangen aus der Menge zu ihr.
    Sie hassen dich!
    Für einen Herzschlag bröckelte die Mauer aus Stolz und Verachtung, die Vhara wie einen Schutzwall um sich errichtet hatte, und Angst flutete siedend heiß durch ihre Glieder. Niemals zuvor war sie in einer ähnlich misslichen Lage gewesen. Stets war sie die Anklägerin und die Richterin gewesen. Die Rolle des Opfers war ihr fremd, doch sie wusste, dass sie sich keine Schwäche erlauben durfte. Die Uzoma wussten um ihre Macht und fürchteten sie. Diese Furcht war ihr großes Unterpfand, und sie war entschlossen, es für sich zu nutzen.
    Umringt von den Kriegern der Tempelgarde, verließ Vhara den Palast und trat, ohne die versammelten Uzoma auch nur eines Blickes zu würdigen, auf den sonnenbeschienenen Platz hinaus. Der Sandsturm der vergangenen Nacht hatte auf dem Boden eine dicke rote Staubschicht hinterlassen, die bei jedem Schritt aufwirbelte und den Saum ihrer langen

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