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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Ende finden, und die Uzoma würden mit neuen Kräften auf die Festung einstürmen, sobald der Schnee geschmolzen ist.« Sie machte eine Pause, um Atem zu schöpfen, und fügte dann abschließend hinzu: »Ein jeder von Euch kann erahnen, was das für die Vereinigten Stämme von Nymath bedeuten würde.«
    Inahwens Worten folgte betretenes Schweigen. Nicht jedem am Tisch war es so klar gewesen, wie eng das Leben der Nebelsängerin mit den schützenden Nebeln verbunden war, und die meisten begriffen erst jetzt, auf welch unsicherem Boden der errungene Sieg in Wirklichkeit errichtet war.
    »Inahwen hat Recht«, stimmte Gathorion seiner Schwester schließlich zu. »Was auch immer der Grund für diese seltsame Botschaft sein mag, wir dürfen sie nicht gering schätzen.«
    »Dann lasst uns drei einfache Krieger schicken«, schlug Artis vor. »Weder die Uzoma noch das geheimnisvolle Volk – so es denn wahrhaftig ein solches gibt – haben jemals einem von uns Auge in Auge gegenübergestanden. Es wäre ein Leichtes, sie zu täuschen.«
    »Und wenn es keine Falle ist?«, gab Gathorion zu bedenken. »Wenn dieses Tribunal, von dem in der Botschaft die Rede ist, wirklich stattfinden soll? Wenn sich im Tal des kleinen Volkes tatsächlich die neuen Heerführer der Uzoma eingefunden haben, um mit uns die Bedingungen für einen Frieden auszuhandeln? Sollen wir diese folgenschweren Entscheidungen etwa von einfachen Kriegern treffen lassen? Wollen wir wirklich das Wagnis eingehen und die Zukunft Nymaths in die Hände von Bauern und Stallknechten legen?«
    Die am Tisch Versammelten wechselten betroffene Blicke. Einige schüttelten ablehnend den Kopf, anderen fuhren sich sinnend über den Bart, während Meklun hörbar mit den Fingern knackte, wie er es immer tat, wenn er angestrengt über etwas nachdachte.
    »Emo stehe uns bei«, ergriff schließlich Aileys das Wort. Die einzige Heermeisterin der Wunandamazonen trug den Arm in einer Schlinge und einen breiten Verband um den Brustkorb. Mit einer Gruppe Kriegerinnen hatte sie an der zerstörten Außenmauer gekämpft und neben zwei gebrochenen Rippen eine tiefe Schnittwunde am Arm davongetragen. »Das ist wahrlich eine schwierige Lage. Wenn Ihr mich fragt, kommen wir nicht umhin, der Aufforderung zu diesem Tribunal Folge zu leisten.«
    »Aber wer soll gehen?«, warf Artis ein. »Gathorion auf keinen Fall. Nach Merdiths Tod können wir es nicht wagen, auch sein Leben in Gefahr zu bringen. Außerdem ist er während der Arbeiten an der zerstörten Festung unabkömmlich.«
    Zustimmendes Gemurmel erhob sich. Jeder Heermeister wusste nur zu gut, wie schwierig es war, aus den Verwüstungen, die der verheerende Angriff der Lagaren hinterlassen hatte, das Wichtigste auszuwählen und die vorhandenen Baumaterialien sinnvoll einzusetzen. Es konnte nicht alles zugleich wieder aufgebaut werden, und so gab es in der Festung immer wieder Auseinandersetzungen über die Maßnahmen, die getroffen werden sollten. Erst am Abend zuvor hatten sich die Herdmeister bitter beklagt, dass das gewaltige Loch in der Mauer zur Küche nur notdürftig verschlossen worden war. Kälte und Schnee, so hatten sie dargelegt, fanden durch die Ritzen der eilig zusammengezimmerten Holzverkleidung noch immer ungehindert Einlass in das große Gewölbe, und jene, die dort arbeiteten, mussten frieren.
    Ohne die klug gewählten Worte und weisen Entscheidungen des Elben wäre es vermutlich auch in diesem Fall zu einem Streit gekommen, doch ein jeder achtete Gathorions Wort, und selbst jene, deren Belange zunächst zurückstehen mussten, folgten seinem Urteil, ohne zu murren.
    »Wer dann?« Meklun sprach aus, was alle bewegte. »Wer ist erfahren genug, um sich erfolgreich in einer möglichen Falle zu behaupten? Wer ist so geschickt, die Belange der Vereinigten Stämme bei Verhandlungen mit den Uzoma – falls es denn jemals dazu kommen sollte – zu unserem Vorteil zu vertreten?«
    »Ich werde gehen!« Ohne auf Gathorions überraschte Miene zu achten, erhob sich Inahwen und blickte die Heermeister nacheinander an. »Ich glaube nicht an eine List der Uzoma. Die Botschaft, die Horus uns zutrug, ist ungewöhnlich, doch sie könnte durchaus ernsthafte Absichten bekunden. Ich habe nur wenig Erfahrung im Umgang mit Schwert und Bogen, doch wenn es ein Tribunal geben wird – und davon bin ich überzeugt –, werde ich all mein Wissen, das ich mir im Verlauf der Winter als Gesandte im Rat von Sanforan angeeignet habe, zum Wohle Nymaths einsetzen.

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