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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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der Vaughn geradeheraus und zog mit einer knappen Bewegung ein zusammengerolltes Stück Leder unter seinem Umhang hervor. »Zu viel Unrecht ist geschehen, zu viel Blut ist geflossen, und zu viele Leben wurden ausgelöscht, als dass mein Volk noch länger tatenlos mit ansehen könnte, wie Nymath der Dunkelheit anheim fällt.« Er ließ seinen Mahoui einen Schritt vorgehen und überreichte dem Heerführer das Leder mit den Worten: »Lies selbst!«
    »Blut und Feuer!« Kruin zog eine Augenbraue in die Höhe, als er die Zeilen auf dem gegerbten Leder überflog. »Mitglieder des Hohen Rates von Sanforan, Gesandte der Elben und der Uzoma sollen gemeinsam an einem Tribunal teilnehmen?« Er lachte spöttisch. »So etwas kann sich wahrlich nur ein Volk ausdenken, das seit Hunderten von Wintern in selbstgewählter Verbannung lebt. Glaubt ihr wirklich, wir sitzen friedlich Seite an Seite mit den Ungläubigen und reden, als sei nichts geschehen? Als hätte es die Not und das Elend meines Volkes und die Tausenden von Toten niemals gegeben?« Er warf dem Reiter das Lederstück zu. »Vergiss es.«
    »Fünf Silbermonde in Hunger und Kälte sind eine lange Zeit.« Der Vaughn fing die Botschaft geschickt auf und ließ den Blick abschätzend über das Heer schweifen. »Wie viele von ihnen mögen das überstehen? Die Hälfte? Oder weniger? Du solltest gut abwägen, wie …«
    »Kruin!« Jumah, der der Unterredung die ganze Zeit schweigend gelauscht hatte, winkte den Heerführer zu sich. Die beiden wechselten leise ein paar Worte, dann wendete Kruin sein Pferd und lenkte es erneut neben den Vaughn. »Also gut«, sagte er so leise, dass niemand außer ihnen es hören konnte, »um der Krieger willen gebe ich dir mein Wort, dass dich drei aus unserer Mitte begleiten – vorausgesetzt, dass es dieses verdammte Tal wirklich gibt. Aber ich warne dich. Wenn es eine Falle ist, werdet ihr dafür büßen.«
     

     
    Erwartungsvoll ruhten die Blicke von dreizehn Augenpaaren auf Gathorion, der am Ende der langen Tafel im großen Versammlungsraum Platz genommen hatte und scheinbar gelassen darauf wartete, dass auch der letzte Heerführer der Festung zu dem Treffen erschien. Obwohl es ein offenes Geheimnis war, dass es etwas mit der Botschaft zu tun hatte, die Horus ihm in den frühen Morgenstunden überbracht hatte, wusste doch niemand außer Gathorion, was darin geschrieben stand. Aber noch war es nicht soweit.
    Meklun, der oberste Falkner der Festung, ließ auf sich warten.
    Allmählich wurden die Anwesenden unruhig. Einige redeten leise miteinander, andere starrten nur gelangweilt auf die verblichenen Banner und staubigen Standarten der Vereinigten Stämme, die die Wände des kargen Raums schmückten.
    Artis machte seiner Anspannung Luft, indem er mit den Fingern hörbar auf die hölzerne Tischplatte klopfte, während er dem Wasserdampf nachschaute, der seinen Lippen bei jedem Atemzug entfloh. Wie alle im Raum war auch er in einen dicken Umhang aus Burakifell gehüllt, denn die Luft innerhalb der Festungsmauern war trotz der beiden Kaminfeuer kaum wärmer als draußen, wo Frost und Schnee die Festung im Griff hielten.
    Endlich wurde die Tür geöffnet, und Meklun polterte herein. Sein Gesicht war von der Kälte gerötet, und er schnaubte wie ein Warrunbüffel, während er sich leise fluchend den Schnee aus dem Pelzumhang klopfte und durch ein kurzes Kopfnicken in Richtung des Elbenführers eine Verbeugung andeutete. »Vergebung, dass ich mich verspäte«, sagte er mit durchdringender Stimme, während er sich an seinen Platz begab. »Doch die Arbeit am zerstörten Falkenhaus hat meine Anwesenheit erfordert.« Er nickte Gathorion noch einmal entschuldigend zu.
    »Ich weiß, dass die Festung großen Schaden erlitten hat«, erwiderte Gathorion ruhig. »Deshalb möchte ich Euch wie allen anderen Anwesenden danken, dass Ihr dennoch den Weg hierher gefunden habt. Die Nachricht, die ich am Morgen erhielt, duldet indes keinen Aufschub.«
    »Ich hörte, dass der Falke dieses jungen Raiden zurückgekehrt ist, der Bayard unbedingt über die Berge folgen wollte.« Meklun verzog die Miene zu einem breiten Grinsen. »Gilians heilige Feder, ich hätte nicht gedacht, dass dieser hitzköpfige Bursche noch immer am Leben ist.«
    »Ihr vergesst, dass es auch eben dieser Falke war, der uns die Nachricht von den wiedererstarkten Nebeln über dem Arnad und dem Erfolg der Nebelsängerin brachte.« Gathorion erhob sich und stützte die Hände auf den Tisch. »Diesmal

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