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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Rumpeln und Poltern des Wagens, der gemächlich zwei Fackelträgern folgte, die zu Pferd den Weg erkundeten, machte sie schläfrig. Müde schloss sie die Augen und sank alsbald in einen unruhigen Schlummer, dessen wirre Träume zumeist von Pferdefuhrwerken und schlechtem Wetter handelten …
     
    Einmal saß sie auf dem Kutschbock des Zweispänners, der die Vorräte für die Küche regelmäßig vom Markt zur Bastei karrte. Gant, der buckelige Kutscher, hockte mit ausdrucksloser Miene neben ihr, den trüben Blick wie stets starr nach vor gerichtet.
    Es war dunkel.
    Viel zu dunkel, um zum Markt zu fahren, doch noch während Kelda sich im Traum darüber wunderte, bemerkte sie, dass sie schon nicht mehr durch Sanforan, sondern auf der unbefestigten Küstenstraße fuhren, hinaus zu den Fischerdörfern der Fath.
    Es war ein gefährlicher Weg der selbst bei Sonnenlicht nur vorsichtig zu befahren war. Kaum zwei Schritte neben den Wagenspuren fiel die Steilküste mehr als zwanzig Mannslängen senkrecht in die Tiefe. Weit unten am felsigen Strand hörte Kelda das Dröhnen der Brandung.
    Als sie erkannte, dass der Sturm bereits Teile des Kliffs in die Tiefe gerissen hatte, packte sie die Angst, und die Vorstellung, dass die Straße urplötzlich in einer klaffenden Schlucht enden könnte, legte sich wie ein eiserner Ring um ihre Brust.
    Gant hingegen schien sich der Gefahr nicht bewusst.
    Kelda hörte ihn lachen und bemerkte verwundert, dass er die Pferde trotz der bedrohlichen Lage sogar noch weiter antrieb. Sie wollte ihm zurufen, er möge doch langsamer fahren, doch der raue Seewind riss ihr die Worte von den Lippen, und der Kutscher hörte sie nicht. Plötzlich erschütterte ein heftiger Schlag den Karren. Das hölzerne Gefährt kam ruckartig zum Stehen und neigte sich bedrohlich nach vorn. Kelda verlor das Gleichgewicht und wurde vom Kutschbock geschleudert. Sie versuchte noch, sich an irgendetwas zu klammern, doch der Griff ihrer Hände fasste ins Leere.
    Lähmendes Entsetzen packte sie. Sie spürte, wie sie durch die Luft flog, und sah den Rand der Klippe hinter sich aufragen. Zwanzig Mannslängen unter ihr brach sich das Mondlicht auf den Wogen …
     
    »Aaaaah!« Der eigene Schrei riss Kelda aus den Fängen des Albtraums und trug sie in die Wirklichkeit zurück. Noch ehe sie sich im Zwielicht der Wagenlaterne zurechtfand, hörte sie draußen aufgeregte Stimmen und sah dunkle Schatten, die im Fackelschein auf der Plane des Karrens hin und her huschten.
    »Beim Barte des Asnar, was ist denn nun schon wieder los?«, brummte sie verschlafen und schlug die Decke mürrisch zur Seite, um nachzusehen, was draußen vor sich ging. Als sie sich erheben wollte, bemerkte sie jedoch, dass sich etwas verändert hatte.
    Der Wagen stand schief!
    Die Kisten im Wagen waren verrutscht, einige umgestürzt. Eine Kiste mit Kohlköpfen war zerbrochen und hatte ihren Inhalt im Wagen verstreut.
    Mühsam kam Kelda auf die Beine, tastete vorsichtig nach der Plane, die den Wagen an der rückwärtigen Seite verschloss, und schaute hinaus. Hinter dem Wagen war niemand zu sehen. Aber sie hörte Stimmen ganz in der Nähe. Leise fluchend hangelte sich Kelda durch die Unordnung, stieg vom Wagen und ging um das Gefährt herum.
    Neben dem Vorderrad des Händlerkarrens hatten sich ein halbes Dutzend Männer versammelt, die heftig miteinander diskutierten. Kelda konnte nicht verstehen, worum es ging, schloss jedoch aus ihren aufgebrachten Gesten und Stimmen, dass etwas Unerfreuliches vorgefallen sein musste.
    Neugierig trat sie näher.
    Zunächst konnte sie nicht viel erkennen, weil die Rücken der Männer ihr die Sicht versperrten, doch dann bückte sich einer von ihnen, um etwas vom Boden aufzuheben, und gab den Blick frei. Im flackernden Schein der Fackeln, die die Männer in den feuchten Boden gesteckt hatten, gelang es der Herdmeisterin einen kurzen Blick auf die Vorderachse des Wagens zu werfen – und endlich begriff auch sie, was vorgefallen war:
    Offenbar hatte der Kutscher in der Dunkelheit ein klaffendes Loch übersehen, das der Regen in die Straße gewaschen hatte, und war mitten hineingefahren. Der Wucht des Aufpralls hatte die schwer beladene Achse des Wagens nicht trotzen können. Mit einem entsetzlichen Krachen, das Kelda bis in ihren Traum hinein wahrgenommen hatte, war sie in zwei Teile gebrochen und hatte der Reise ein vorläufiges Ende gesetzt.
    »Beim Barte des Asnar!« Fröstelnd schloss Kelda den eilig übergeworfenen Reiseumhang vor

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