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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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umringt war. Anders als die Tribünen war diese Bank jedoch nicht direkt aus dem Felsgestein gehauen worden, sondern schien beweglich zu sein. Das Ganze wirkte auf Ajana wie eine Versammlungsstätte der Antike, die es einst in ihrer Welt gegeben hatte.
    Während sie sich aufmerksam umsah, folgte sie Oona und Keelin die flachen Stufen hinab zu dem von Talglichtern erhellten Tisch. Sie spürte die erwartungsvollen Blicke von Ylva, Inahwen, Maylea, Bayard und den Heermeistern Artis und Tarun auf sich ruhen, vermied es jedoch, diese zu erwidern. Obgleich sie wusste, dass es unmöglich sein konnte, hatte sie plötzlich Angst, dass jeder ihr ansehen könnte, was sie gerade erlebt hatte. Sie fühlte sich wie ein offenes Buch, aus dem jeder ihre Gedanken lesen konnte.
    »Sie wissen es«, wisperte eine Stimme hinter ihrer Stirn. »Sie wissen es alle!« So hielt sie den Blick beschämt gesenkt und konzentrierte sich mit klopfendem Herzen auf die abgetretenen steinernen Stufen, voller Sorge, dass jemand die Stimme erheben und eine spöttische Bemerkung machen würde.
    Aber niemand sagte etwas.
    Selbst Maylea schien nichts von dem zu spüren, was Ajana innerlich so aufwühlte. Wenn doch, so ließ sie es sich zumindest nicht anmerken. Wie selbstverständlich rückte sie auf der steinernen Bank ein Stück beiseite, um ihrer Freundin einen Platz neben sich anzubieten, und raunte ihr ohne jeden Spott zu: »Ihr kommt spät. Aber keine Sorge, ihr habt nichts Wichtiges versäumt.«
    Als auch Oona und Keelin ihre Plätze an dem runden Tisch eingenommen hatten, kehrte Ruhe ein. Sämtliche Blicke richteten sich auf Ylva, die unverzüglich mit einer Ansprache begann. »Nun, da alle, die ich zusammenrief, sich hier eingefunden haben, möchte ich die kostbare Zeit nicht mit langer Vorrede vergeuden«, hob sie mit ernster Miene an und fuhr fort: »Denn wahrlich schlimme Nachrichten sind es, die uns an diesem friedlichen Abend erreichen.«
    Verhaltenes Gemurmel strich durch den Raum, als Artis und Bayard leise ihre Vermutungen kundtaten, doch Ylva ging nicht darauf ein und sprach unbeirrt weiter. »Hört nun selbst, was jene eine, die schon viele hundert Winter kommen und gehen sah und die wir Vaughn als die Weiseste aller Weisen ehren, uns über die schreckliche Bedrohung zu berichten weiß.« Sie hob die Hand und deutete in einen dunklen Winkel der Versammlungshöhle, wo sich eine gebeugte Gestalt aus den Schatten löste. Gestützt auf einen knorrigen Stab aus Wurzelholz, der ihr ergrautes Haupt um viele Handbreit überragte, kam sie langsam auf die Versammelten zu und erwiderte deren erstaunte Blicke aus trüben, von der Last des Alters gezeichneten Augen.
    »Die Magun!«, entfuhr es Ajana überrascht und so laut, dass sie erschrocken die Hand auf den Mund legte.
    »Du kennst sie?«, flüsterte Maylea erstaunt.
    »Ja, ich bin ihr schon einmal begegnet«, entgegnete Ajana mit gedämpfter Stimme. »Sie war es, die mich über meine Bestimmung aufklärte und mir sagte, wo ich Gaelithil finden könne.«
    »… und wahrlich, du hast mich nicht enttäuscht.« Ihrem gebrechlichen Gebaren zum Trotz, schien die Magun noch erstaunlich gut zu hören. Obwohl sie auf der anderen Seite des Tisches neben Ylva stand, war ihr keines der Worte entgangen, die Ajana und Maylea gewechselt hatten. »Auch Gaelithil ist voller Stolz, und das zu Recht. Das Erbe der Elben ist schwach in dir; dennoch hattest du den Mut, die Kraft und das Vertrauen, das Unmögliche zu vollbringen.« Sie schenkte Ajana ein anerkennendes Lächeln, wurde dann aber ernst, als sie sich wieder den anderen zuwandte. »Ich wünschte, es wären allein die ruhmreichen Taten der Vergangenheit, die zu loben mich hierher geführt haben, doch bleibt mir diese Freude versagt.« Sie verstummte und blickte die Anwesenden der Reihe nach an, bevor sie weitersprach. »So komme ich auch diesmal, um euch die bittere Kunde zu überbringen, dass sich Nymath erneut in großer Gefahr befindet.«
    »Das ist unmöglich«, warf Artis beharrlich ein. »Die Uzoma haben sich aus dem Grinlortal zurückgezogen, und der Winter hat die Berge fest im Griff. Dort kann es niemals zu einem neuen Angriffkommen.«
    »Kein Fehl liegt in deinen Worten.« Die Magun nickte bedächtig. »Es sind auch nicht die Uzoma, die dieses Mal die letzten Freigläubigen bedrohen.« Sie hob in einer beschwörenden Geste die Hände und fügte mit Unheil verkündender Stimme hinzu: »Des einen dunkle Hand und Schatten hat sich aus den Tiefen des

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