Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin
Explosion weitere folgten.
Den Kriegern bei den Wagen und den Kutschern war nicht entgangen, was am Feuer geschah. Kelda hörte ihre Warnrufe und betete im Stillen darum, dass die Wasserkübel rasch gefüllt waren, um das außer Kontrolle geratene Feuer zu löschen.
Zitternd vor Furcht lag sie am Boden und starrte mit zusammengekniffenen Augen in die gleißende Helligkeit, die als gewaltige Lichtsäule mitten aus der Feuerstelle heraus himmelwärts schoss und die Nachtluft mit flimmernder Hitze versengte.
Die Herdmeisterin spürte die Glut des Feuers auf ihrer Haut und legte schützend die Arme über die Augen, konnte den Blick aber nicht von dem Furcht erregenden Schauspiel abwenden. Die feurigen Lohen leckten wie Riesenzungen in den Himmel empor und verzehrten das Holz der Feuerstelle binnen weniger Augenblicke. Als nichts mehr war, was die Flammen hätte nähren können, sanken sie langsam in sich zusammen und verschmolzen mit dem wieder einsetzenden Regen zu einem Wirbel aus zischendem Rauch. Die Herdmeisterin atmete auf, doch ihre Erleichterung kam zu früh: Der Schrecken war noch nicht zu Ende.
Keldas ganze Aufmerksamkeit hatte dem seltsamen Gebaren des entfesselten Feuers gegolten, und so entging ihr, was um sie herum geschah. Erst als sie bemerkte, dass die aufgeregten Rufe und Schreie der Männer kein Ende nehmen wollten, blickte sie sich um und erkannte, dass drei der Planwagen, die dem Feuer am nächsten standen, in Flammen standen.
Der Funkenregen hatte die nassen Planen zwar nicht in Brand setzen können, doch die Glut war auch nicht erloschen. Binnen weniger Herzschläge hatte sie sich durch das Gewebe gefressen. Die glühenden Asche- und Holzstücke waren ins Wageninnere gefallen und hatten die trockene Ladung mühelos entzündet.
Einer der Wagen brannte bereits lichterloh. Und der flackernde Lichtschein ließ keinen Zweifel daran, dass die Flammen auch bei den anderen beiden sehr schnell reichlich Nahrung fänden.
Die Kutscher und Krieger mühten sich redlich, die Feuer zu löschen, doch es war offensichtlich, dass sie das Wasser längst nicht so schnell heranschaffen konnten, wie das Feuer um sich griff.
Ich muss ihnen helfen! Schwerfällig kam Kelda auf die Beine und eilte auf die Männer zu. Ihr Umhang war von Schlamm verdreckt, das Gewand darunter nass und schwer. In ihren Schuhen stand das Wasser. Doch die Herdmeisterin scherte sich nicht darum. Wie selbstverständlich ergriff sie einen hölzernen Wasserkübel, folgte den Kriegern damit zum nahen Bach, um Wasser zu holen, und schleppte ihn zu einem der Wagen, um dann erneut zum Bach zu laufen.
Indes nahm der Regen weiter zu und prasselte ungestüm auf die durchweichte Erde. Im feuchten Gras bildeten sich rasch unzählige Rinnsale und kleine Pfützen, die Kelda jeden Schritt zur Qual machten. Aber die Herdmeisterin gab nicht auf. Solange die Krieger den Mut nicht verloren, würde auch sie ihren Teil dazu beitragen, die Ladung zu retten.
Kelda setzte den leeren Kübel ab, strich sich eine nasse Haarsträhne aus der Stirn und gönnte sich eine kurze Atempause, ehe sie erneut zum Bach aufbrach. Die eisigen Regentropfen prasselten ihr unaufhörlich ins Gesicht, doch auch das störte sie nicht.
Diesmal war der Regen ihr Freund.
Die dicken Tropfen verdampften zischend im Feuer und unterstützten die Bemühungen der Männer. Es schien nur eine Frage der Zeit, bis die Brände gelöscht waren. Noch gab es Hoffnung.
Ein dumpfes Rumoren, wie von einem fernen Erdbeben, erschütterte die heilige Halle, in der die alten Götter ruhten. Staub wirbelte auf und rieselte von der mit kunstvollen Ornamenten verzierten Decke, während haarfeine Risse die einstmals blank polierten Mosaike an den Wänden durchzogen. Ein staubiger Dunst hüllte alles ein und gab der Halle den trügerischen Anschein großer Zerstörung. Doch die Kraft des Bebens reichte nicht aus, größeren Schaden anzurichten. Zu ehern war die Halle errichtet, zu begnadet die Baumeister, die den Sitz der Alten einst geschaffen hatten.
Das Rumoren dauerte an. Und während es andauerte, erklang wiederum das Seufzen, das zuvor schon durch die Halle gestrichen war. Diesmal jedoch lag noch mehr darin als nur ein klagender Ton. Zorn schwang in der Stimme mit, so urgewaltig, dass er den Berg selbst erschütterte, als sei dieser ein beseeltes Geschöpf, das sich vor der Wut der Alten beugte.
Schließlich veränderte sich etwas inmitten des wirbelnden Gewölks, das die Zeit in der Halle
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