Das Erbe der Templer
Zwischenreich, ich aber habe das Kreuz und möchte noch einen letzten Warnspruch loswerden, bevor ich mich zurückziehe und hoffe, wieder nach Frankreich zurückkehren zu können. Mein Schloß, das den Namen Croix de mer trägt, wird mich, so hoffe ich, sicher aufnehmen und mich durch seine Mauern schützen, obwohl ich weiß, daß mich die Feinde aus den eigenen Reihen verfolgen werden. Du aber, der das Glück und die Gabe hat, dieses Geheimnis hier lüften zu können, wirst erst einen winzigen Teil eines langen magischen Fadens in der Hand halten, denn die Suche nach dem Dunklen Gral und die Erfüllung der salomonischen Sprüche, dauern lange. Ich habe versucht, den Gral zu finden. Es ist mir nicht gelungen. Er war hier im Heiligen Land, aber er ist weggeschaft worden, so werde ich weiterforschen und suchen müssen, bis ich an ihn herankomme. Ob es mir gelingt, weiß ich nicht, denn auch ich bin nicht unsterblich…«
Ich hatte jedes einzelne in den Felsen gemeißelte Wort ausgesprochen und bei ihnen eine Gänsehaut bekommen. Es war einfach unwahrscheinlich, vor dieser Botschaft zu stehen, die schon einige Jahrhunderte alt war. Und ich hatte auch das Gefühl, denjenigen, der mir die Botschaft hinterlassen hatte, genau zu kennen. Irgendwie konnte ich mit Hector de Valois fühlen. Daß mir ein Schauer über den Rücken floß, war völlig natürlich.
Bestimmt würde viel auf mich zukommen. Nicht umsonst war etwas verschlüsselt der König Salomon erwähnt worden. Was da noch alles auf mich wartete, wußte ich zum Glück nicht. Vielleicht wäre ich sonst verzweifelt. Da die Gefahr gebannt war, ließ ich mir Zeit bei der Durchsuchung der Höhle.
Ich schaute mir die Templer-Kreuze genau an. Obwohl sie die Form eines Kleeblatts besaßen, hatten sie Hector de Valois kein Glück gebracht. Sein Ziel war von ihm nicht erreicht worden. Es vergingen ungefähr zwanzig Minuten. Gefunden hatte ich nichts mehr, auch nicht, als ich noch einmal den Boden des tiefen Grabens ausleuchtete. Er wirkte wie leergefegt.
Ich sprang wieder auf die andere Seite zurück und warf einen letzten Blick in diese Höhle unter dem Ölberg. Für mich war sie wieder zu einer wichtigen Station in meinem Leben geworden, vielleicht sogar zu einem weiteren Beginn.
Mein Weg führte mich durch die Nische. Ich erreichte die Höhle mit den Todesfallen.
Noch immer hing das erste Skelett von der Decke herab. Als ich es sah, überkam mich die Wut. Mit einem Stein zerschlug ich die Gebeine. Dieser widerliche Körper würde keinen Menschen mehr umbringen. Zum Schluß fiel der Schädel. Vor meinen Füßen blieb erliegen. Voller Zorn zertrat ich ihn.
Dann ging ich zurück, nicht ohne Abschied von Nelson Nye genommen zu haben. Ihn mitzunehmen, wäre für mich zu mühsam gewesen, aber ich wollte dafür sorgen, daß man seine Leiche so rasch wie möglich abholte.
Hinter mir lag das Grauen. Gleichzeitig jedoch waren mir neue Möglichkeiten eröffnet worden, denn einen Namen hatte ich nicht vergessen.
Croix de mer!
Der Name eines Schlosses in Frankreich. Genau dort mußte, wenn alles stimmte, Hector de Valois gewohnt haben.
Aber wo sollte ich es suchen?
Bestimmt gab es irgendwo ein Verzeichnis der französischen Schlösser. Dort mußte ich nachschauen.
Das Licht wies mir den Weg durch die tiefe Dunkelheit. Wiederum tanzte und glitzerte der Staub in den langen, blauweißen Bahnen. Den Gang kannte ich jetzt bereits, durchquerte ihn schneller als auf dem Hinweg und spürte dann den Luftzug, der durch die Öffnung hereindrang. Ich hatte es fast geschafft.
Der Rest war ein Kinderspiel. In der Dunkelheit hatte es sich abgekühlt, außerdem strich über den Ölberg ein angenehmer Wind, der auch Gerüche mitbrachte.
Unter anderem den einer brennenden Zigarette.
Gefahr!
Es war zu spät, denn die Stimme, die mich empfing, klang so, als würde sie keinen Spaß verstehen. »Komm raus aus der Höhle, Junge! Wenn nicht, blasen wir dir ein Loch in den Schädel…«
***
Ich begriff zunächst nicht, denn zu stark wirkte noch das Erlebte in mir nach. Ich hatte mich mit Dingen auseinandergesetzt, die den Rand der Ewigkeit berührten, die weltumfassend waren, und jetzt hörte ich diesen dummen Spruch, der mir nur ein müdes Grinsen entlocken konnte. Aber ich kletterte ins Freie.
Von dem Typ sah ich nichts, auch nicht die Zigarettenglut. Irgendwo hielt er sich verborgen, aber er machte sich bemerkbar, denn kaum hatte ich meinen Kopf ins Freie gesteckt, spürte ich hinter dem
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