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Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition)

Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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beiläufigen Tonfall nicht täuschen. Warum interessierte ihn das überhaupt so? »Marco Soundso«, entgegnete sie.
    »Marco wie?« Die Hand, mit der er gerade eine Gabel Salat zum Mund führte, verharrte auf halbem Weg in der Luft.
    Worum ging es hier eigentlich? Immerhin schien es wichtig zu sein. Und hatte sie sich nicht auch Gedanken über diesen Marco gemacht? Sogar Cari hatte ihr erzählt, dass er ihr ein Rätsel war. »Lass mich nachdenken. Wie hieß er doch gleich?« Sie starrte auf die Marmorplatten der Piazza, helles, von der Sonne ausgebleichtes Rosa und Grau. Cari hatte den Namen erwähnt, bevor sie nach Genua gefahren war, an dem Tag, an dem sie die E-Mail erhalten hatte. Wenn Aurelia so darüber nachdachte, hatte sich auch Cari seltsam verhalten, ganz so als erwarte sie, dass die Erwähnung dieses Namens bei Aurelia einen hysterischen Anfall hervorrufen würde. Aber er war ihr fremd. Hätte sie den Namen kennen sollen? Aurelia zog die Stirn kraus. Ah, da war er, aus dem hintersten Winkel ihres schlechten Gedächtnisses aufgetaucht. »Timpone«, sagte sie triumphierend.
    Stefano ließ die Faust auf den Marmortisch niedersausen.
    Aurelia zuckte zusammen. »Was um Himmels willen ist denn los? Kennst du ihn etwa?«
    »Oh, ja, und zwar ziemlich gut.« Stefanos dunkle Augen funkelten vor Zorn. »Relia, es kann doch nicht wahr sein, dass du diesem Mann erlaubt hast, unser Haus zu betreten …«
    »Das habe ich auch nicht.« Aurelia hörte, dass sich ihre Stimme hob. Stefano nahm sich wirklich zu viel heraus. »Falls du es unbedingt wissen musst, ich bin diesem Mann nie begegnet.«
    »Und was ist mit ihr?« Stefanos Miene drückte Skepsis aus. »Woher willst du wissen, ob sie tatsächlich deine Enkelin ist?«
    »Bitte?« Aurelia starrte ihn ungläubig an. »Was sagst du da? Natürlich ist sie meine Enkelin.«
    »Das verstehe ich nicht«, murmelte Stefano leise. »Deine Enkelin? Wie kann das sein?« Misstrauisch beäugte er Aurelia. War er von allen guten Geistern verlassen?
    »Stefano …«
    »Wie konntest du sie in La Sirena herumspionieren lassen?«, sagte er anklagend. »Diese … diese …«
    »Jetzt hör mir mal zu, Stefano.« Er war zu weit gegangen. Aurelia straffte die Schultern und nahm einen Schluck Bier, um sich zu beruhigen. Ein Wutausbruch würde gar nichts bringen, aber sie würde ihm auf keinen Fall erlauben, so von Cari zu sprechen. »Erstens waren dein Vater und ich sehr froh, Cari bei uns zu haben. Wir haben sie eingeladen. Zweitens hat sie nicht ›herumspioniert‹, wie du es nennst. Und drittens …«
    Finster blickte er sie an. »Eine Freundin von Marco Timpone …«
    »Ich würde wirklich gern wissen, was mit dir los ist. Oder wovon du da redest.«
    »Du hast dich offenbar nie mit Tante Elena unterhalten.« Seine Stimme wurde eine Spur weicher. Er widmete sich wieder seinem panino , wohingegen Aurelia der Appetit gründlich vergangen war.
    »Über Cari?« Verwirrt – und das nicht zum ersten Mal – rückte sie ihren Stuhl weiter in den Schatten.
    »Über Marco Timpone«, knurrte er.
    Aurelia breitete die Arme aus. »Wer ist er?«, fragte sie ihn. »Sag es mir, Stefano! Ich muss es wissen.«
    Er lehnte sich zurück und hob abwehrend die Hand, als sei das Thema für ihn beendet. Einen Augenblick erinnerte er sie auf irritierende Weise an Enrico. Italienische Männer scheinen es gar nicht zu bemerken, wenn sie abstoßend arrogant sind, dachte sie.
    »Frag Tante Elena!«, wiederholte er. »Sie wird dir alles über die Timpones erzählen und darüber, was sie unserer Familie angetan haben.«
    »Also gut.« Sie hatte ihn großgezogen und liebte ihn, als wäre er ihr eigener Sohn. Aus diesem Grund würde sie es dabei belassen. Aber sie würde bei der erstbesten Gelegenheit mit Elena sprechen. Was ging hier vor? Sie wollte Klarheit. Die Zeit der Geheimnisse war endgültig vorbei. Sie würde die Wahrheit herausfinden.

K
apitel 36

    »Aurelia?« Das schnurlose Telefon fest ans Ohr gepresst, ließ sich Cari auf ihr gemütliches Sofa sinken. Die Bezeichnung »Großmutter« wollte ihr immer noch nicht über die Lippen. Vermutlich würde sich das nie ändern. Schließlich hatten sie sich erst als Erwachsene kennengelernt.
    »Bist du das, Cari?«
    »Ja.« In Italien war es jetzt neun Uhr. Aurelia würde bereits zu Abend gegessen haben und nun zum Sonnenuntergang mit einem Getränk auf der Terrasse sitzen. Cari legte die Füße auf den Couchtisch. Immerhin spazierte Aurelia nicht gerade durch das

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