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Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition)

Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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als diese Tochter. Tasmin …
    Nun gut. Brüsk schichtete Aurelia den sortierten Stapel auf Elenas Tisch und legte einen Briefbeschwerer darauf, obwohl sich kein Lüftchen regte.
    »Warum hast du danach gefragt?« Elena stand vor ihr, die Hände in die mageren Hüften gestemmt. »Hat jemand im Dorf dummes Zeug geredet?«
    »Gut möglich.« Da Elena sich als streitbare kleine Italienerin gebärdete, zweifelte Aurelia, ob sie die Angelegenheit überhaupt verfolgen sollte. Wie viel einfacher war es, die Augen zu schließen, den Aperitif zu trinken und sich dem ligurischen Frühlingsnachmittag mit all seinem berauschenden und einschläfernden Zauber hinzugeben. Wo nichts mehr eine Rolle spielte. Rein gar nichts.
    »Dann hör doch nicht hin! Was wissen die schon?« Aurelia öffnete ein Auge und sah, dass Elena ihr mit einem ihrer knochigen Finger drohte.
    »Und was weißt du ?«, gab sie zurück. Elena protestierte nun wirklich zu viel.
    »Pah! Es ist vorbei. Vorbei!« Entschieden wedelte sie mit den Armen. »Es liegt alles so lange zurück. Außerdem …«
    »Außerdem?«
    »Ach, nichts. Gar nichts.« Elena näherte sich. Ihre dunklen Augen waren nahezu schwarz, glänzten aber in der Sonne wie die nassen Felsen am Strand von Tellaro. Aus diesen Augen sprach derart viel Vergangenes – ein wahrer Ozean … »Catarina war meine Schwester«, entgegnete sie. »Ich würde es wissen.«
    Stimmt. Sie würde es wissen. Aurelia erhob sich. Zeit zu gehen. Ich werde mich in der Abenddämmerung in das Labyrinth setzen, entschied sie. Einfach verschwinden, nicht etwa auf den gewundenen Wegen, sondern in dem Teil des Irrgartens mit der geheimnisvollen Atmosphäre, die ihr so viel Frieden vermittelte. Natürlich wusste Elena Bescheid. Sie und Catarina waren schließlich Schwestern. Und wenn es tatsächlich einen Anlass zu Zweifeln gegeben hätte, wüsste Elena Bescheid, und sie hätte Enrico niemals vergeben.
    »Ciao.« Aurelia verabschiedete sich von Elena mit einem Wangenkuss.
    Kurz darauf meldete sich die verflixte leise Stimme erneut. Elena hätte Enrico niemals vergeben. Es sei denn …

K
apitel 20

    »Es tut mir wirklich leid, Cari.« Dan schüttelte traurig den Kopf, nachdem sie ihm von ihrem Vorhaben erzählt hatte.
    »Leid?« Diese Reaktion hatte sie nicht erwartet. Sie hatte sich vor dem Gespräch gefürchtet und wollte den Schmerz in seinen Augen nicht sehen. Dabei war gar kein Schmerz zu entdecken. Was gut war, oder etwa nicht? Sie widmete sich wieder ihren Spaghetti und der Käsesauce. Dan hatte sie gefragt, wohin sie essen gehen wollte, woraufhin sie, ohne lange zu überlegen, ein kürzlich am Churchill Square eröffnetes italienisches Restaurant genannt hatte. Wurde Italien ihr etwa zur Obsession?
    Und weshalb tat es Dan leid?
    »Es ist unmöglich«, fügte er mit ausdruckslosem Gesicht hinzu und füllte beide Gläser nach.
    Unmöglich? Weshalb? Cari zog die Stirn kraus. Sie hatte ihm erzählt, sie plane, mit einem Teil ihres geerbten Geldes nach Italien zu reisen, und ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass es ein großer Wunsch von ihr war, den Ort aufzusuchen, den sich ihre Großmutter 1974 als neue Heimat ausgesucht hatte. Sie wollte sich eine Auszeit nehmen, Abstand gewinnen, etwas finden … Nun ja, ohne recht zu wissen, was sie womöglich entdecken würde. Aber sie spürte, dass es das Richtige wäre. Und das hatte den Ausschlag gegeben. Weshalb sollte es nun unmöglich sein? Sie trank den Wein in kleinen Schlucken, um den allmählich in ihr aufkeimenden Ärger zu unterdrücken. Warum musste Dan immer alles kontrollieren? Er sollte sich lieber auf sein Leben konzentrieren und ihr nicht ständig dreinreden. Ob sie nun etwas vermasselte oder genießen würde – es war ihre Verantwortung, ihr Leben!
    »Ich kann mir nicht so lange freinehmen«, antwortete er. »Vielleicht ein paar Tage, höchstens eine Woche.«
    O nein! Cari seufzte. Hatte sie sich nicht klar ausgedrückt? »Ich fahre allein nach Italien, Dan«, sagte sie. »Ich habe dich nicht gebeten mitzukommen. Sei nicht böse!« Sie wickelte die Spaghetti um die Gabel. Vielleicht war es nicht gerade die Königsidee gewesen, in ein italienisches Restaurant zu gehen.
    Erstaunt sah er sie an. »Allein?« Seine Gabel schwebte in der Luft, und ein Stück Pizza mitsamt Mozzarellafaden hing von seiner Gabel herab.
    »Ich dachte, ich hätte es dir schon mal erklärt.« Hatte er nicht kapiert, wovon sie die letzte halbe Stunde gesprochen hatte? Es war alles ohnehin schon

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