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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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gestreckt, in der Nähe des Ellenbogens ein Glas Wein, und sie sah zu, wie die Deckel der auf dem Herd stehenden Töpfe rhythmisch klapperten. Sie war eingehüllt in Aromen, bei denen Shadith das Wasser im Munde zusammenlief und sich Krämpfe in ihrer Magengrube bildeten, die sie daran erinnerten, wie hungrig sie war. Linfyar pfiff trällernd und in freudiger Erwartung, wollte jedoch nicht unhöflich sein, schwieg und gab Perolat die Möglichkeit, das Wort an sie zu richten.
    Das linke Bein hatte die Mutter Tjepas auf einen Schemel gestützt, und unter dem Knie erkannte Shadith Metall und Holz und elektronische Elemente. Sie war ähnlich gekleidet wie ihr Sohn, in eine kurze Hose mit Hemd, und ganz offensichtlich kam es ihr nicht darauf an, die Prothese zu verbergen. Sie wirkte entspannt und träge, zufrieden mit sich und der Welt, und sie schien ganz und gar nicht überrascht davon zu sein, daß ihr Sohn Fremde in die Küche führte. Perolat setzte sich auf, lächelte einen wortlosen Willkommensgruß und hob dichte und grau getüpfelte Augenbrauen.
    »Mam, das hier sind Shadith und Linfyar. Sie befinden sich erst seit kurzer Zeit in Dusta und brauchen eine Unterkunft. Shadith sagt, ihre Freunde nennen sie Schatten. Sie macht wu-u-u-underbare Musik.«
    Perolat strich sich eine Strähne ihres grauen Haares aus der Stirn. »Musikantin?«
    Shadith nickte und drehte sich, so daß Perolat die Harfenschatulle auf ihrem Rücken sehen konnte.
    »Und ihr seid neu hier.«
    »Mhm. Trafen heute morgen ein.«
    »An diesem Tag sind keine Schiffe gelandet.«
    Shadith lächelte. »Wie interessant.«
    »Ja. Eure Sache. Hmm. Es gibt hier einige Regeln. Mädchen, ich interessiere mich nicht dafür, auf welche Weise du dir deinen Lebensunterhalt verdienst, und du solltest keinen Anstoß an meinen Worten nehmen. Wenn du eine Diebin wärst … in Ordnung, solange du die Finger von den Dingen hier im Heim läßt. Wir sind hier, außerhalb der Mauer, und die Kolonialbehörde und die Kathedrale sind dort drin. Hier draußen kann es mir egal sein, was du anstellst, ob du Süßen Bernstein klaust oder nicht, aber hüte dich davor, die Dinge anzurühren, die meinen anderen Gästen gehören.
    Versteh mich richtig: Ich behaupte nicht, du seiest eine Diebin, aber mit ein paar Liedern kann man wohl kaum die Passage hierher bezahlen, nicht einmal an Bord eines Schmugglerschiffs. Und ich glaube, du bist weder alt noch -entschuldige - verlockend genug, um als Hure hierhergelangt zu sein, obwohl es einige komische Käuze gibt, die besonders geil auf junge Mädchen sind. Hmm.
    Wenn du vorhast, in das horizontale Gewerbe einzusteigen, so geh deiner Arbeit außerhalb des Heimes nach und beschmutze nicht dein Nest. Mit all dem will ich dir nicht zu nahetreten …«
    »Ich bin auch gar nicht beleidigt. Wieviel verlangst du für ein Dach über dem Kopf und das Essen?«
    »Fünf Silberpiah jeden Neuntag, die Mahlzeiten extra.«
    Shadith runzelte die Stirn, nickte dann. Linfyar mußte eigentlich genug Geld gesammelt haben, um diese Kosten abdecken zu können. »Ich miete die Unterkunft jeweils für einen Neuntag, wenn das geht.« Sie schnupperte und lächelte. »Und wir würden jetzt gern eine deiner Spezialitäten probieren.«
    »In Ordnung. Tjee, bring deine Freunde nach Gourd.« Perolat wandte sich an Shadith. »Ich habe die einzelnen Quartiere nach einheimischen Pflanzen benannt. Nun, das Abendessen kostet zehn Kupferpiah; bezahlt den Preis, wenn ihr zurückkommt. Du kannst Tjee die Miete geben, sobald ihr euere Sachen verstaut habt. Die Mahlzeit wird in einer halben Stunde serviert. Ich zeige euch später, wo wir essen.«
    Tjepa führte sie von der Küche fort, und sie folgten ihm und dem Verlauf eines überdachten Speichenweges. »Meine Mutter war die beste Bernsteinsucherin von Avosing, bevor sie in ein Senget-Nest trat und es sie schlimm erwischte. Was mich angeht: Wenn ich alt genug bin, werde ich noch mehr Erfolg haben als sie.«
    »Mußte Perolat aufgrund des Beines aufhören?«
    »Des Beines, das sie gar nicht hat, mhm. Am Waldrand treiben sich einige miese Burschen herum, die auf Bernstein aus sind. Sie haben nicht den Spürsinn, um sich selbst auf die Suche zu machen, und der Wald mag sie nicht; deshalb lauern sie den Suchern auf.
    Man muß fix sein und wissen, worauf es ankommt, um die Vorkommen zu finden, und anschließend gilt es, noch flinker und entschlossener zu sein, um den Schatz nach Hause zu bringen. Wenn der Wald einen mag und man eine

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