Das Erbe des Blutes - Roman
gegen die Fesseln, um seinen Körper aus dem Weg zu zerren und zu drehen, aber er war zu fest angebunden.
»Nein!« , schrie Foster, doch das Tape dämpfte jegliches Geräusch.
Er wusste, was jetzt passieren würde, konnte aber nichts anderes tun, als den Aufprall abzuwarten. Es krachte, als der Hammer mit genügend Wucht nach unten sauste, um Schien- und Wadenbein zu zerschmettern. Der Schmerz fraß sich wie Feuer von seinem Schienbein nach oben.
Er gab einen gequälten Schrei von sich, den niemand hören konnte. Dann verlor er das Bewusstsein.
Nigel starrte im FRC aus dem Kantinenfenster in den grauen Morgen und machte sich Vorwürfe. Wenn er die Namensänderung
früher nachgeprüft hätte, hätten sie vielleicht noch eine Chance gehabt, Foster vorzuwarnen. Heather sagte ihm, er solle nicht mehr daran denken. Die Anrufliste auf Fosters Handy zeigte, dass der Anruf, der ihn von dem Treffen der Familienhistoriker weggelockt hatte, kurz vor achtzehn Uhr aus einer öffentlichen Telefonzelle in Ladbroke Grove gekommen war - also eine ganze Weile bevor Nigel bestätigt hatte, dass Foster einer der Nachkommen war. Trotzdem machte Nigel sich Vorwürfe. Er ging alles noch einmal genau durch, was er innerhalb der letzten Woche in sich aufgesogen hatte: die Zeitungsberichte, Prozessmitschriften, die endlosen Urkunden und Ergebnisse der Volkszählungen, durch die er sich auf der Suche nach einem Detail, das sie zu Foster und dem Killer führen würde, durchgearbeitet hatte. Aber es kam nichts dabei heraus. Die Zeit lief ihnen davon. Am Ende dieses Tages würde man Foster ermordet haben. Er zwang sich, noch einmal nachzudenken.
Heather hatte sich mit bleichem Gesicht der Suche angeschlossen. Jeder einzelne Polizist in London war hinzugezogen worden, um sie zu unterstützen. Es gab Urlaubssperre. Doch ihre Anhaltspunkte führten zu nichts. In der Nacht hatte sich herausgestellt, dass die DNA von Eke Fairbairn nicht mit der des Killers übereinstimmte. Ihre einzige Hoffnung, dass sie über die Nachkommen Eke Fairbairns zu Fosters Kidnapper und ihrem Serienmörder geführt würden, hatte sich zerschlagen.
Nigel kam sich nutzlos vor, da er nicht wusste, wie er helfen konnte. Das letzte Opfer von 1879 war in einem kleinen Park bei der Portobello Road gefunden worden. Der stand unter Beobachtung. Er konnte nicht viel mehr tun als abwarten, ob es der Metropolitan Police gelänge, die
gesamte Gegend zu durchkämmen und ihren Kollegen zu finden. Der Vollständigkeit halber hatte er auch noch die restlichen Nachkommen von Pfizer aufgespürt. Foster war der Letzte seiner Familie, und somit hatte der Killer keine andere Wahl gehabt.
Das Center öffnete, und die Hobbyforscher, die es am Wochenende aufsuchten, marschierten herein. Nigel beobachtete ihr Kommen und Gehen, der Strom wollte nicht abreißen; es waren Jüngere als wochentags, und sogar ein paar Kinder waren darunter. Schon nach kurzer Zeit hatte sich der Raum mit Leuten, die Kaffee tranken, sich informierten, gerade abgeholte Dokumente eingehend studierten und jetzt ihren Recherchetag planten, gefüllt.
Phil, der pfeifende Mann von der Information, kam herein und sah sich um. Er entdeckte Nigel und ging zu ihm.
»Hallo«, sagte er in seiner heiteren Art. »Waren Sie die ganze Nacht über hier?«
Nigel nickte und hoffte, dass er nicht nur mit ihm plaudern wollte.
»Haben Sie Dave Duckworth irgendwo gesehen?«
Nigel verneinte.
»Merkwürdig«, sagte er. »An der Information steht eine Gruppe amerikanischer Touristen. Er soll sie bei der Recherche anleiten. Ist schon’ne halbe Stunde zu spät.«
Wahrscheinlich steckt er im Stau, dachte Nigel.
»Das sieht ihm gar nicht ähnlich. Die Leute sehen nämlich aus, als hätten sie einen großen Geldbeutel«, fügte Phil hinzu.
»Ich hab ihn seit gestern nicht gesehen«, sagte Nigel schließlich, als er sich an die Unterhaltung über Duckworths Kunden mit dem ausgefallenen Nachnamen erinnerte. Kellogg …
Der Gedanke kam ihm so plötzlich, dass er fast hochsprang. Konnte das purer Zufall sein? Er musste ins Zeitungsarchiv, um das herauszufinden.
Foster kam wieder zu Bewusstsein, er war schweißgebadet. Nur wenn er sich bewegte, fühlte er den Schmerz seines gebrochenen Schienbeins aufblitzen. Er wusste, dass es kein glatter Bruch sein konnte. Das Tape war vom Mund entfernt worden. Er drehte den Kopf zur Seite und übergab sich. War er wegen des Schmerzes in Ohnmacht gefallen, oder hatte man ihn wieder mit Drogen
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