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Das Erbe des Blutes - Roman

Titel: Das Erbe des Blutes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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er nicht begangen hat, um selbst nicht in die Kritik zu geraten. An dem Tag, als Fairbairn verurteilt wurde, ermordete der wahre Killer, ein Mann namens Segar Kellogg, seine Frau und zwei der Kinder. Er schnitt ihr die Kehle durch, stach seinem eigenen Sohn in den Hals und erstickte die zwei siebenjährigen Mädchen. Hätte er auf der Anklagebank gesessen - hätte die Polizei, hätte Ihr Vorfahre, einen ordentlichen Job gemacht -, dann wäre diese Familie nicht umgekommen. Und ein schlechter Mensch hätte gebaumelt.
    Der Sohn überlebte. Seine Stimmbänder waren durchtrennt. Er hat nie wieder gesprochen, hat sich nie mehr von dem erholt, was er damals erlebte. Für eine kurze Zeit kehrte er ins Leben zurück. Er änderte seinen Namen in Hogg. Das ist seither unser Familienname. Er heiratete und hatte zwei Kinder. Aber er konnte das Geschehene nie vergessen. Schließlich stellte er fest, dass er mit seinen grauenvollen Erinnerungen nicht leben konnte. Bevor er starb, schrieb er alles auf, was er gesehen hatte, über das er aber nie imstande war zu reden. Wie er seinem Vater bei Nacht gefolgt war und ihn zwei Männer abschlachten sah. Wie die Angst vor dem Vater verhinderte, dass er irgendjemandem davon erzählte. Seine Reue, weil er dieser Angst nachgab, und seinen Hass auf die Gesetzeshüter, weil sie den falschen Mann hinter Schloss und Riegel gebracht hatten.«
    »Haben Sie schon mal was von Vergebung gehört?«, fragte Foster.
    Hogg ignorierte ihn. »Sie haben ja keine Ahnung, wie das ist, mit so einer Last zu leben. Zu wissen, dass man diese Gene in sich trägt. Dass das eigene Blut verunreinigt ist.
Dieser Makel haftete immer an uns. Ich wusste das seit dem Tag, an dem ich Esau Hoggs Brief gelesen habe. Dieses Jahr im Januar bin ich fünfunddreißig geworden, im selben Alter hat Segar Kellogg seine Frau und zwei Töchter ermordet, und im selben Alter wie Esau, als er es nicht länger aushielt, mit dem Schmerz zu leben, und beschloss, sich zu erhängen. Da wusste ich, dass es an der Zeit war, alles zu Ende zu bringen. Hier mit mir hört es auf. Nach mir gibt es niemanden mehr.«
    »Aber was ist mit den anderen aus Ihrer Familie? Offensichtlich haben sie ein anständiges Leben geführt, wenn Sie heute hier sind. Um Himmels willen: Wir sind doch mehr als nur ein Haufen Gene. Die definieren uns doch nicht.«
    »Das von jemandem zu hören, der lediglich der Letzte in einer langen Reihe von Polizisten ist, finde ich ein ganz schön starkes Stück. Ist Ihnen nie der Gedanke gekommen, dass da etwas Genetisches mit im Spiel ist?«
    Foster biss die Zähne zusammen, um die Schmerzen nicht so zu spüren. Wenn er sich nicht bewegte, konnte er sie ignorieren; dabei halfen auch die Drogen, die sich immer noch in seinem Körper befanden, dachte er.
    »Mein Vorfahre hat Fairbairn vielleicht was angehängt, aber das heißt nicht, dass der Rest von uns alles korrupte Bullen sind. Es gibt doch so was wie einen freien Willen. Diese Dinge sind doch nicht vorprogrammiert.«
    »Schon mal was von Psychogeographie gehört?«
    Foster konnte sich vage daran erinnern, dass Nigel Barnes etwas davon erwähnt hatte. Irgend so ein Mist von wegen die Umgebung hätte einen Einfluss auf die Gefühle und das Verhalten der Menschen.
    »Die Theorie besagt, dass die Umwelt, in der du lebst, beeinflusst, was du fühlst und wie du dich verhältst. Ich bin
durch die Straßen gelaufen, wo mein Vorfahre Jagd auf seine Opfer machte. Ich bin nur eine Straße entfernt von dem Ort auf die Welt gekommen, an dem er seine Familie abgeschlachtet hat. Ich habe erfahren, was er tat und wie er sich der Gerechtigkeit entzog; wie meine Familie wegen dieser Sache seither mit einem Makel behaftet ist.«
    »Das hört sich nach einer Entschuldigung an, nicht nach einer Erklärung.«
    Hogg schnaubte verächtlich. »Von einem Polizisten hab ich auch nichts anderes erwartet. Merkwürdig, dass genau die Leute so überheblich sind, von denen man denkt, sie würden sich für solche Theorien interessieren, die das Verhalten, mit dem sie tagtäglich konfrontiert sind, erklären helfen.«
    Foster würgte trocken. Beruhigte sich. »Ich mag keine Theorien.« Er holte tief Luft. »Es gibt Menschen, die ein ehrbares Leben führen, und es gibt Kriminelle … und dann gibt es noch willensschwache Sadisten wie Sie.«
    Hogg lachte gekünstelt, fast schon herablassend. »Das reicht jetzt erst mal mit der Konversation«, sagte er.
    Foster hörte, wie er ein Stück Tape von der Rolle abriss.

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