Das Erbe des Blutes - Roman
gingen ins Wohnzimmer. Der Fernseher lief ohne Ton. Fairbairn stellte ihn aus.
»Tee oder Kaffee?«, fragte er.
»Nein, danke«, antwortete Foster. »Ich hab schon den ganzen Tag über Kaffee in mich reingekippt.«
Drinkwater bat um Fruchtsaft. Mrs. Fairbairn verließ den Raum und kam mit einem Saftkrug voller klirrender Eiswürfel zurück.
»Also, worum geht es denn?«, wollte Fairbairn wissen.
Foster holte tief Luft. »Darf ich Sie fragen, ob einer von Ihnen beiden sich in irgendeiner Weise für Familiengeschichte interessiert?«
Fairbairn starrte ihn an, als ob er gerade seiner Frau einen unsittlichen Antrag gemacht hätte. »Meinen Sie das im Ernst?«
»Ja, natürlich.«
Das Ehepaar tauschte verwirrte Blicke. »Das tue ich in der Tat. Ist schon seit mehreren Jahren ein Hobby von mir.«
»Sie kennen also Ihre eigene Familiengeschichte?«
»Ja, aber nur bis in die 1740er Jahre. Da ich kein Latein kann, konnte ich nicht weiter zurückgehen. Darf ich fragen, worauf Sie hinauswollen?«
»Auf Eke Fairbairn.«
Mr. Fairbairn starrte Foster ein paar Sekunden lang wortlos an. »Woher um Himmels willen wissen Sie von Eke?«, fragte er.
»Ist’ne lange Geschichte«, entgegnete Foster. »Lassen Sie mich Ihnen erst ein paar Fragen stellen, dann erkläre ich alles. Wissen Sie, was er getan hat?«
»Er war ein Mörder, hat zwei Menschen umgebracht und wurde 1879 im Gefängnis von Newgate hingerichtet.«
»Wann haben Sie das über ihn herausgefunden?«
Er sah seine Frau an. »Ungefähr vor fünf Jahren, oder?«, fragte er sie.
Sie nickte. »Ungefähr vor fünf Jahren«, wiederholte diese.
»Und wie haben Sie sich gefühlt, als Sie entdeckten, dass Sie einen Mörder in Ihrer Familie haben?«
Fairbairn zuckte mit den Achseln. »Ehrlich gesagt hat es mich fasziniert. Ich neige nicht zur Idealisierung der Vorfahren.«
»Glorifizierung der Vorfahren?«
»Ja, das erlebe ich die ganze Zeit in meinem Familiengeschichtsverein. Leute, die eine bestimmte Person verehren, normalerweise die erfolgreichste oder die unerschrockenste, der Rest wird ausgeblendet, das schwarze Schaf bequemerweise ignoriert. Einige finden Versager und Außenseiter gut, andere wenden sich ab und tun so, als hätte es sie nie gegeben, verleugnen sie einfach.«
»Haben Sie über den Prozess Ihres Vorfahren recherchiert?«
»Ich hab ein paar der Zeitungsberichte gelesen«, sagte Fairbairn nun zunehmend ungeduldig. »Tut mir leid, aber ich muss Sie wirklich fragen, warum Sie das so interessiert. Wird der Fall neu aufgerollt?«
»Das könnte man so sagen«, entgegnete Foster, dann entschied er sich jedoch, direkt zum Punkt zu kommen. »Im Lauf der letzten Wochen hat es im Londoner Westen eine Reihe von Morden gegeben. Wer auch immer das war, hat die Morde von 1879 kopiert, derentwegen Ihr Vorfahre gehenkt wurde. Wir glauben, dass Eke unschuldig war und die Polizei ihm was angehängt hat, um von der Kritik der Öffentlichkeit und der Presse abzulenken.«
Fairbairn war sprachlos.
»Wir glauben auch, dass die Person, die diese Morde begeht, von diesem Justizirrtum weiß und jetzt Rache übt. Als Erstes wollen wir die Nachkommen von Eke Fairbairn ausschließen.«
Fairbairns Miene drückte Ungläubigkeit aus. »Ich werde verdächtigt?«
»Ja, werden Sie, ist aber nur routinemäßig«, sagte Foster.
»Ich weise kategorisch von mir, irgendjemanden ermordet zu haben«, erwiderte er trotzig und schüttelte den Kopf.
»Das glaube ich Ihnen«, sagte Foster. »Aber es würde helfen, wenn wir Sie bei unseren Ermittlungen ausschließen könnten, zum Beispiel durch einen Fingerabdruck.«
Damit war er einverstanden. Drinkwater nahm seinen Abdruck, dann fragte er ihn, wo er sich in den Nächten, in denen die Leichen abgelegt worden waren, aufgehalten hatte. Er war zu Hause gewesen, was seine Frau bestätigte. Foster glaubte ihm, beschloss jedoch, ihn innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden im Auge zu behalten. Als Drinkwater mit seiner Routinebefragung fertig war, stellte Foster noch ein paar weitere Fragen.
»Haben Sie anderen von der Eke-Fairbairn-Geschichte erzählt, jemandem aus der Familie oder Freunden?«
»Meine nächsten Verwandten wissen davon. Mein Sohn, der studiert, und meine Tochter, die heute Abend bei einer Freundin ist. Mein Bruder und seine Frau auch. Die leben in Oxford. Und natürlich mein Familiengeschichtsverein.«
»Alle aus dem Verein?«
»Ja, ich habe einen kleinen Vortrag darüber gehalten.«
»Wann war das?«
»Vor
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