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Das Erbe des Bösen

Das Erbe des Bösen

Titel: Das Erbe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Kompetenz kristallisierten.
    Angefangen hatte Gendo als kleine Servicefirma, die sich um einen Teil der riesigen DN A-Datenbank eines Unternehmens namens LGC gekümmert hatte. Diese nationale DN A-Datenbank enthielt die Informationen der Kriminalpolizei Großbritanniens |204| zu vier Millionen Personen, die eines Verbrechens verdächtigt wurden. Gendo war zunächst beratend tätig gewesen, hatte später aber selbst in verschiedenen Ländern entsprechende DN A-Datenbanken aufgebaut.
    Als sich herausgestellt hatte, dass in den DN A-Registern der Polizei ein Drittel aller schwarzen jungen männlichen Briten enthalten war, schlug Premierminister Blair vor, im Sinne der Gleichbehandlung von allen Staatsbürgern eine DN A-Probe zu nehmen, von Babys bereits auf der Geburtsstation. Der gleiche Vorschlag war auch in den Vereinigten Staaten und anderen Ländern gemacht worden. Kein Wunder, denn die Erfassung war ein äußerst effektives Mittel bei der Aufklärung volksgesundheitlicher Probleme, aber auch im Krieg gegen den Terrorismus, der wohl noch mehrere Generation andauern würde. Es war also nur natürlich, dass sich Kapitalanleger der Gendo geradezu aufdrängten. Weiteres Wachstum und schließlich der Börsengang der Firma schienen gesichert, erst recht, da aus dem Geschäft mit China etwas zu werden schien. In dessen erster Phase ging es um eine DN A-Datei von »lediglich« einer Million Menschen. In gewissen Kreisen wurde das Geschäft für sensibel gehalten, denn eine große DN A-Bank im Besitz einer Diktatur war eine ziemlich brisante Kombination.
    Doch Gendo hatte nichts zu verbergen. Sie betrieben Wissenschaft und lieferten Systeme, es lag nicht in ihrer Macht zu entscheiden, wofür die Kunden sie einsetzten.
    Katja interessierte sich weder sonderlich für Politik noch für die Wirtschaft. Sie hatte in Helsinki Molekularbiologie studiert und war danach zum Promovieren an die Universität Rochester in den USA gegangen. Dort war sie von einem acht Jahre älteren Wissenschaftler für ein Genkartierungsprojekt ausgesucht worden, und dieser Wissenschaftler hatte einen Vater, der in Finnland geboren war. Katja hatte manchmal gestichelt, Erik habe sie nur wegen ihrer finnischen Herkunft herausgepickt, aber Erik hatte das immer abgestritten.
    Das Handy auf dem Schreibtisch zwitscherte. Katja hörte Eriks Stimme sofort an, dass etwas passiert war.
    |205| »Die deutsche Polizei hat Vater gefunden . . . er sei . . . tot . . .« Seine Stimme versagte.
    »O nein«, flüsterte Katja und stand sofort auf, um die Tür zu schließen, damit Emil und Olivia nichts mitbekamen.
    »Ach, Erik, ich wäre jetzt so gern bei dir. Was ist passiert?«
    »Er ist irgendwo außerhalb von Berlin von einem Auto überfahren worden.«
    »Überfahren worden? Rolf? Er ist . . . er war doch immer so vorsichtig im Straßenverkehrr.«
    »Ich kenne die Einzelheiten noch nicht, aber ich werde jetzt zur örtlichen Polizeiwache fahren.«
    Erik schwieg einen Moment, und Katja wollte die Stille nicht mit überflüssigem Gerede füllen. Sie hatte Rolf immer gemocht, auch wenn der Schwiegervater eine etwas zwiespältige Person gewesen war. Einerseits hatte er diese amerikanische Art, dann war er gewinnend und gesprächig, andererseits hatte er – wieder ganz der Finne – zu Schwermut und Distanziertheit geneigt. Rolf war außerdem ein außergewöhnlich intelligenter Mensch gewesen, und in Erik steckte die gleiche Art von Intelligenz – wie auch in Emil und ganz besonders in Olivia. Und eines war ebenfalls sicher: Rolf hatte seine Enkelkinder über alles geliebt.
    »Ich möchte, dass du meiner Mutter von Vaters Tod erzählst«, sagte Erik.
    »Ich? Erik! Das ist doch wohl deine Aufgabe als Sohn.«
    »Ach, ich weiß einfach nicht mehr, was ich von Mutter denken soll. Und mit Vater ist es genauso.«
    Katja war sich des eisigen Verhältnisses von Rolf und Ingrid nach der Scheidung bewusst, aber dennoch . . . Immerhin waren Rolf und sie fünfundzwanzig Jahre lang verheiratet gewesen, und Erik war ihr gemeinsamer Sohn.
    »Ich weiß nicht einmal, ob Mutter etwas daran liegt, zur Beerdigung zu kommen.«
    Katja hörte wieder diese zynische Bitterkeit aus Eriks Stimme heraus, die sie so gut kannte. Er hatte nie verstanden, woran die Ehe seiner Eltern zerbrochen war.
    |206| Erik seufzte. »Diese Reise ist sehr schwer für mich. Falls ich auch nur das kleinste Beweismaterial für meine Ahnungen finde, können wir uns auf schreckliche Enthüllungen gefasst machen.«
    »Was

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